Reiter jagen in der Natur der aufgeregten Meute hinterher
ZEITZ/MZ. - Die Nase ist frei und die Körpertemperatur geht nicht so hoch", erklärte Vereinsvorsitzender Rainer Pistorius. Der Himmel meinte es nicht sonderlich gut mit den Mitgliedern des Reit- und Fahrvereins Zeitz-Bergisdorf, der zum Ausritt eingeladen hatte: Es regnete unaufhörlich. Dennoch fanden gut 100 Besucher den Weg in den Dom, darunter Herzog Moritz und sein Gefolge. In diese Rolle schlüpfte Ricardo Tondock aus Kretzschau. "Das war die erste große Adelsrolle in meinem Leben", sagte der 21-Jährige und schmunzelte.
In barocker Kleidung präsentierten sich die Vereinsmitglieder Historische Kostüme Droyßig. Und wer sie sah, bekam einen kleinen Einblick, wie es am Hofe einst zugegangen sein muss. Vikar Daniel Rudloff meinte in seiner Predigt, dass jeder, der Macht ausübt, sich für sein Tun zugleich verantworten muss. Der Heilige Hubertus, sprach er, sei sich seiner Verantwortung bewusst geworden und ließ den Hirsch laufen. Dem jagdlichen Treiben wünschte der Vikar anschließend einen erfolgreichen Verlauf. Unter den Hornklängen des Hubertus-Marsches, gespielt von der Geraer Parforcehorn-Bläsergruppe "Diana", verließen die Anwesenden nach der Messe den Dom.
Bevor sich der Tross vom Schlosshof aus in Bewegung setzte, wünschte Landrat Harri Reiche (parteilos) der Jagd ein gutes und vor allem unfallfreies Gelingen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dieter Stier dankte der vor kurzem wegen Krankheit zurückgetretenen Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt Petra Wernicke (CDU), die jahrelang die Schirmherrschaft über die Veranstaltung innehatte, für ihr Engagement im Pferdesport. Aber damit waren genug der Worte gewechselt. Die Jagd begann.
Über rund 20 Kilometer ging es über Feld und Flur, schnüffelten die aufgeregten Hunde der gelegten Anisspur hinterher. Dieses Schauspiel beobachteten zig Gäste vom Kremser aus. Auf dem Ossiger Sportplatz hatte in der Zwischenzeit Koch Eckard Schmidt rund 200 Portionen Kesselgulasch vorbereitet. Den ließ sich Reiterin Luise Pysall aus Röden schmecken. "Eine prima Strecke, die angenehm zu reiten war", sagte die 18-Jährige, die zu den zehn Reitern aus der Region gehörte, die an der Jagd teilnahmen. Für jeden sei etwas dabei gewesen. Wer wollte, konnte beispielsweise über Hindernisse springen. "Man musste dennoch ganz schön aufpassen", ergänzte Tobias Frank, der Boden war mitunter nass und glitschig. Eher zufällig hatte auch Klara Niehaus aus Ossig eine Aufgabe zu erfüllen, als eine Reiterin ihr spontan die Zügel übergab und sagte "pass mal kurz auf das Pferd auf", weil sie sich etwas zum Trinken holen wollte. Das gefiel der Zehnjährigen bestens, denn Klara mag Pferde über alles. Seit drei Jahren nimmt sie am Reitunterricht teil.
Die Veranstaltung kam beim Publikum gut an. Erwin und Karin Rümenapp reisten extra aus Borna an. "Wir wollten unbedingt so einen Ausritt mal mit erleben. Am besten haben mir die vielen kleinen Hunde gefallen", sagte die 69-Jährige. Und auch Johannes Schwarz (62) aus Rehmsdorf sowie Antje und Dirk Niehaus aus Ossig fanden Gefallen am jagdlichen Treiben.