Rechtsstreit nach Rosenkrieg Rechtsstreit nach Rosenkrieg: Mutter kämpft um ihre behinderte Tochter

Draschwitz - Kornelia Lück findet keine ruhige Minute mehr, denn sie sorgt sich um ihre Tochter. Diese ist zwar bereits erwachsen und 33 Jahre alt, doch ihre Mutter hält sie nicht für selbstständig und ist vor allem mit der Wahl ihres Lebenspartners nicht einverstanden. „Theresa ist schwerbehindert, kann nicht allein das Haus verlassen und nicht mal allein einkaufen, geschweige denn irgendwelche Rechtsgeschäfte erledigen“, erzählt Kornelia Lück. Denn ihre Tochter leidet von Geburt an an einem Hydrocephalus (Wasserkopf), verbrachte viele Tage in Krankenhäusern und wurde zig mal operiert.
Im Internet lernte die junge Frau dann einen Mann kennen und wenig später stand er in ihrem Krankenzimmer. „Er gab sich in der Universitätsklinik Dresden als Krankenpfleger aus und holte sie aus der Klinik, dabei hat er keinerlei medizinische Ausbildung“, sagt die Mutter. Für die 61-Jährige sei das ein einziger Betrug. Nicht einmal der gerichtlich festgelegte Betreuer habe gewusst, wo sich ihre Tochter aufgehalten hat.
Tochter seit Juni 2015 nicht mehr gesehen
„Es bricht mir das Herz, ich habe meine Tochter seit Juni 2015 nicht mehr gesehen“, sagt die Frau, die seit sechs Jahren in Draschwitz lebt. Der Mann nahm ihre Tochter mit zu sich, ließ die Betreuung aufheben und heiratete sie im Februar 2016. Heute lebt das Paar in der Nähe von Dippoldiswalde. Doch die Mutter findet keine Ruhe. „Er ist nur auf das Pflegegeld meiner Tochter scharf, er kümmert sich nicht um sie und kann sie nicht medizinisch versorgen“, wirft sie dem Sachsen vor.
Längst ist zwischen ihnen ein unschöner Rosenkrieg entfacht. Mutter Kornelia Lück beschäftigt mit diversen Anzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte. Dabei glaubt sie, sich einigermaßen im deutschen Rechtssystem auszukennen, schließlich ist sie gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin und hat viele Jahre lang in diesem Job gearbeitet.
Streitrunde am Amtsgericht
Am Donnerstag wird im Amtsgericht in Dippoldiswalde die nächste Streitrunde eingeleitet. „Es geht um ein Betreuungsverfahren. Das ist eine höchstpersönliche Angelegenheit, da kommen Dinge zur Sprache, die wirklich niemanden etwas angehen“, sagt Volker Reichel, stellvertretender Direktor am Amtsgericht. Das Verfahren ist aus diesem Grund nicht öffentlich. „Ich möchte, dass meine Tochter wieder einen ordentlich ausgebildeten Berufsbetreuer bekommt. Ich möchte dies nicht machen“, sagt die 61-Jährige. Sie habe gesundheitliche Probleme und zum anderen habe man sich jetzt komplett zerstritten.
Es geht also einzig und allein um die Frage, kann die behinderte junge Frau ein selbst bestimmtes Leben führen oder nicht. Rein rechtlich gesehen endete die Fürsorge der Mutter mit der Volljährigkeit der Tochter. Darüber hinaus muss die Richterin klären, ob einmal gegebene Vorsorgevollmachten heute noch gültig sind.
„Es ist ein schlimmer Konflikt innerhalb einer Familie. Auf der einen Seite steht die Fürsorge einer Mutter und auf der anderen Seite eine 33-jährige junge Frau, die ein eigenes Leben führen möchte. Dazu wurden viele Betroffene und Institutionen angehört. Ich rechne mit einer kurzfristigen Entscheidung“, sagt Richter Reichel. Ihm ist der Fall bereits durch mehrere Dienstaufsichtsbeschwerden der Mutter bekannt. Persönlich rechnet er nach der gerichtlichen Entscheidung mit der Beschwerde der Mutter.
Kornelia Lück ist MZ-Bürgerreporterin und berichtet im zugehörigen Internet-Forum über ihre Heimat. Möchten auch Sie uns auf etwas hinweisen? Dann registrieren Sie sich kostenlos: www.mz-buergerreporter.de!
(mz)