Puppenherstellung Puppenherstellung: Wie Porzellan zu leben beginnt
Zorbau/MZ. - Tippy, wie die Künstlerin Donna Rubert ihre Schöpfung nannte, heißt bei ihr aber Luise, weil sie den Gesichtsausdruck ihrer Enkelin als Kleinkind widerspiegelt. Eigentlich war das Ehepaar auf der Suche nach einer Beschäftigung, mit der Manfred Franke (55) nach einem Schlaganfall seine Feinmotorik üben sollte. Und während er ein wunderschönes Puppenhaus mit reizvollen Details sowie eine große Weihnachtspyramide baute, entflammte in Angelika Franke (50) die Leidenschaft für Puppen. Der Reiz der scheinbar lebendigen Babys, der sie auf einer Ausstellung in Eschwege erfasste, hat sie nicht wieder losgelassen.
Deswegen lernte sie bei einer Puppenmacherin in Halle am Modell der Lisah von Nel Groothedde die Anfänge der Kunst, Porzellan und Stoff mit Leben auszufüllen. Lisah erhielt Kopf, Arme und Beine aus Porzellanrohlingen, einen Stoffkörper und fein genähte Kleider. Viele ihrer jüngeren Geschwister haben auch den Körper aus Porzellan. Immer mehr Arbeitsprozesse der Puppenherstellung hat sich die noch berufstätige Büroangestellte auf ihren heimischen Arbeitstisch geholt. Im Keller steht nun auch der Ofen, in dem sie Porzellanrohlinge brennt. Flüssiges Porzellan wird in eine Gipsform gegossen und mit viel Geduld und Geschick kann schließlich ein Puppenkopf herausgelöst werden, an dem nach dem Austrocknen gearbeitet wird. Mit Skalpell, Schwamm und Fingern wird er von geringsten Unsauberkeiten befreit und poliert, bevor er bei 1200 Grad hart brennt und dabei an Größe verliert. In mehreren Schichten werden die Farben vom Rougen bis zum Ausmalen der Augen - sofern diese nicht als Glasvarianten eingesetzt werden - aufgetragen und eingebrannt. Schon Nuancen geben dem Gesicht einen anderen Ausdruck.
"Es ist faszinierend, wie sich so die unterschiedlichsten Persönlichkeiten entwickeln", staunt Angelika Franke immer wieder neu. "Es gibt Puppen, die sagen mir nichts, bei anderen dagegen denke ich, die babbelt gleich mit dir", stellt die geschickte Frau fest, als sie den Katalog durchblättert, um noch mehr ihrer Lieblinge vorzustellen und einen kleinen Einblick in die Welt der Puppen zu geben, die viele Ursprünge im Thüringischen hat.
Sie denkt schon daran, einmal andere an ihrem Hobby teilhaben zu lassen und zum Beispiel Kurse zur Puppenherstellung zu geben. Mit ihren Produktionen und ihrem Wissen weist sie sich als Fachfrau dafür aus - genügt sich selbst jedoch als solche noch nicht ganz. Dass sie bisher nur die Puppe Googly verschenkt hat, liegt daran, dass alle anderen noch Erstlinge ihrer Art sind und diese das Haus nicht verlassen sollen.