Versuchter Mord Prozess gegen Zeitzer: Beweise unbrauchbar – Ermittler gestehen Pannen ein
Mutmaßlicher Brandstifter aus Zeitz vor Gericht: Polizei fand Feuerzeuge und Spray und Beamte schildern erschütternde Details über den Angeklagten.

Halle/Zeitz/MZ. - Am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht in Halle hat sich der Verdacht verdichtet, dass ein 55-Jähriger aus Zeitz sein Elternhaus in Brand gesteckt und damit den Tod seines Vaters, Bruders, dessen Lebensgefährtin und deren gemeinsamen Sohnes in Kauf genommen hat. Zahlreiche Polizisten belasteten den Angeklagten und sprachen von früheren Brandstiftungen, Belästigungen und Drohungen.
Angeklagter aus Zeitz ist der Polizei bekannt
„Der Angeklagte ist mir bekannt. Er hat schon vorher Leute belästigt, angeschrien und war selten nüchtern anzutreffen. Er war aber manchmal auch sentimental und weinerlich“, sagte ein 27-Jähriger von der Polizei in Weißenfels. Der Zeitzer soll sogar mal seine eigene Wohnung angezündet haben, wodurch er obdachlos wurde. „Ich hatte mehrere Feuerzeuge und ein Spray mit der Aufschrift ,Leicht entzündlich' bei ihm gefunden. Dass er bei der Festnahme und Durchsuchung so ruhig geblieben ist, ist eher ungewöhnlich“, so der Zeuge.
Zeitzer wehrt sich gegen Festnahme nicht
Als Raucher sei ihm der Angeklagte aber nicht bekannt, deswegen habe er sich über die vielen Feuerzeuge gewundert. Er berichtete davon, dass der Zeitzer sofort gesagt habe, dass er das mit dem Brand nicht gewesen sei. Das bestätigte eine 56-jährige Polizistin aus Halle. „Er hat sich gegen die Festnahme nicht gewehrt. So konnten wir in Ruhe Spuren sicherstellen“, sagte sie. Unter anderem wurden die Hände des Zeitzers eingepackt, um eventuelle Hinweise auf Feuer sicherzustellen. Allerdings wurden diese nicht ordnungsgemäß behandelt und waren dadurch unbrauchbar, wie die Zeugin kleinlaut zugab. Und auch ein spezieller Brandsachverständiger wurde nicht hinzugezogen. „Gibt ja nicht so viele davon in Sachsen-Anhalt“, so die Begründung der 56-Jährigen.
Sie erwähnte dann aber noch eine Begegnung des Angeklagten einen Tag vor der Tat im August 2024 mit einer Krankenschwester in der Notaufnahme des Zeitzer Klinikums. „Da soll es wohl darum gegangen sein, dass sich die Beteiligten der Familie gegenseitig umbringen wollten“, sagte die Zeugin von der Polizei. Der Angeklagte soll dabei noch gesagt haben, „wenn ich das Haus nicht bekomme, brenne ich es an.“ Zehn Tage vor der Tat war die Mutter gestorben, der Vater hatte eine entsprechende Erbschaft des 55-Jährigen zugunsten von dessen Bruder aber ausgeschlossen. Der Verteidiger hielt eine Verwertung der Aussage für bedenklich, „weil eine Krankenschwester doch wohl auch der Schweigepflicht unterliegt“.
Polizist lernt Zeitzer als Störer kennen
Ebenfalls bekannt ist der 55-Jährige bei einem Zeitzer Polizisten. Der 40-Jährige hatte ihn als Störer kennengelernt, was meistens mit Brandstiftung zu tun gehabt habe. So sei er schon wegen solcher Taten an einer Gartenlaube und sogar einer Tankstelle in Zeitz verurteilt worden. Er soll auch mehrfach im Elternhaus für Ärger gesorgt haben. „Wir mussten mehrmals dahin. Seine Familie wollte ihn da aber nicht mehr haben. Dass er in der Tatnacht in der Nähe gefunden worden ist, passt zu seiner Vergangenheit. Bei der Festnahme konnte er aber nicht mehr selbstständig gehen, ich musste ihn stützen“, so der Zeuge.
Nicht viel zur Aufklärung beitragen konnte ein 34-jähriger Polizist aus Halle. Ein Feuerwehrmann habe ihn von zwei Zeugen berichtet, die den Angeklagten beim Brand gesehen haben wollen. Der eine davon war der Nachbar, der aber lediglich in der Nacht zufällig von einer Feier nach Hause kam und sofort beim Löschen geholfen habe. Außerdem habe er halb angezündete Zeitungsseiten in der Nähe des Fundortes des 55-Jährigen gefunden. Der andere mutmaßliche Augenzeuge fehlte sowohl am ersten, als auch am zweiten Verhandlungstag und soll wohl am Donnerstag, 3. Juli, zur Fortsetzung des Prozesses am Landgericht Halle vorgeführt werden.