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Premiere Premiere: Die verrückte Welt des Theaters erlebt

Von Sylvia Ehrenberg 16.09.2001, 18:44

Zeitz/MZ. - Gar aufschlussreiche und durch die Bank - oder besser gesagt durch die Kulissen - amüsante Ein- und Ausblicke waren es, die das Zeitzer Theaterensemble seinem Publikum am Sonnabend gewährte.

Mit der Premiere von "Gretchen 89 ff" startete das Theater in die neue Spielsaison, und das in doppelter Hinsicht. Denn mit der Inszenierung von Lutz Hübners Theaterkabarettstück feierte nicht nur das Ensemble eine neue Premiere, sondern auch Schauspielerin Antje Temler eindrucksvoll ihr Zeitzer Bühnendebüt. Doch zurück zu den gewährten Ein- und Ausblicken, die das Publikum an diesem Abend in der ausverkauften Vorstellung fortwährend in Verzückung versetzte. Zurück zu Goethes "Faust", Teil 1 auf die Seite "89" und "ff", den folgende (Seiten). Es ist die Szene am Abend, in einem kleinen reinlichen Zimmer. Margarete hatte Faust getroffen, Stille, Schwüle, Mephistos Kästchen steht bereit. . . Die ersten Minuten verbringt der Zuschauer in der gediegenen Atmosphäre eines Klassikers und dann, dann ist alles ganz, ganz anders. Denn ab hier öffnen Antje Temler und Ullrich Reuscher den Bühnenvorhang für die freundliche, verrückte und fassettenreiche Welt des Theaters. Freilich. Geahnt haben wir es ja schon immer: Am Theater ticken Uhren irgendwie anders. Doch wie anders oder eben auch nicht das geistige Gewühl hinter und in den Kulissen wirklich sein kann, das haben uns die beiden Darsteller nun am Sonnabend Szenenprobe für Szenenprobe hemmungslos und überzeugend geliefert.

Plötzlich war man mittendrin in der Arbeit am Stück und bekam so ziemlich alle Regisseur- oder Schaupielercharaktere präsentiert, die einem am Theater wohl unterkommen können. Da war die Anfängerin, frisch von der Schule, jung, spielmotiviert und auf dem Selbstfindungstrip. Da war die Diva, impulsiv, verzickt und kleinstadtgeschädigt. "Alles schön und gut, aber zu lang, zu lang. Das hält nur auf", erklärt der regieführende Mann, der immer im Textbuch streicht, und der Typ "Haudegen-Regisseur" ist hornalt und kennt alles und jeden. . . Hier wurde auf der Bühne geflucht, getanzt und geschluchzt. Und in den Zuschauerreihen? Nun da wurde hemmungslos gelacht und reichlich applaudiert. "Gretchen 89 ff", ist ein Stück, das zum Amüsieren taugt. Eben eines derer, bei denen man sich getrost vor Freude auf die Schenkel hauen durfte. Inszeniert wurde es von Karl-Heinz Möller. Die nächste Vorstellung gibt es am 5. Oktober.