Pakt für Ausbildung Pakt für Ausbildung: Noch nicht genug Lehrstellen
Zeitz/Weißenfels/MZ. - Viele Firmen der Region können oder wollen jedoch nicht mehr ausbilden. Im Juni suchten noch 1780 Schulabgänger im südlichen Sachsen-Anhalt nach einer Lehrstelle, teilt die Agentur für Arbeit Merseburg mit. In dem erst im Juni beschlossenen "Pakt für Ausbildung" hat sich die Wirtschaft verpflichtet, bundesweit 30 000 zusätzliche Ausbildungsplätze in diesem Jahr zu schaffen. "Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) will mindestens noch 150 neue Lehrstellen akquirieren", sagt Hans-Jürgen Stößer, Geschäftsstellenleiter der IHK-Geschäftsstelle Weißenfels.
In der nächsten Woche werden 20 Mitarbeiter der IHK in 800 Betrieben für betriebliche Lehrstellen werben. "Viele Betriebe könnten noch mehr ausbilden", ist sich Stößer sicher. Doch gerade Firmenchefs kleiner Unternehmen würden immer noch glauben, sie könnten oder dürften keine Lehrlinge aufnehmen. "Gerade für kleine Betriebe bieten wir Hilfen mit Kooperationspartner an", erklärt Stößer.
Der IHK-Geschäftsstellenleiter spricht Tacheles: Entweder es gelingt der Wirtschaft neue Ausbildungsplätze zu schaffen, oder wir bekommen eine Ausbildungsabgabe aufgelastet.
Das scheint Wirkung zu zeigen: Bis Juni stieg die Zahl der betrieblich gemeldeten Ausbildungsstellen im Bezirk der Arbeitsagentur Merseburg um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Die Tendenz war auch im Juli weiter positiv", sagt Agentursprecherin Ines Stöbe. Die Rohrleitungsfirma GWU-Gommern, Niederlassung Zeitz, bildet mit rund neun Azubis bei 70 Mitarbeitern über dem Durchschnitt aus. "Wir achten darauf, dass wir stets junge und ältere Mitarbeiter in der Firma haben", begründet Niederlassungsleiter Andreas Scholz die hohe Ausbildungszahl. "Wer bei uns überdurchschnittliche Leistungen bringt, hat auch die Chance, übernommen zu werden."
Die Unternehmer üben jedoch auch Kritik. Die Ausbildungsvergütung ist bei einigen Berufen zu hoch, meint Jörg Heitzmann. Viele Schulabgänger würden heute nur noch unzureichende Leistungen erbringen. Vielfach seien sie für den Betrieb erst nach drei Jahren voll einsatzfähig. Eine Ausbildungszeit von dreieinhalb Jahren hält Heitzmann für zu lang.
Gründe, die einige Unternehmer vor der Einstellung eines Azubis abschrecken. Für Jürgen Rogahn von der Handwerkskammer Halle hängt die Bereitschaft zur Ausbildung auch von der Auftragslage ab. "Trotz schwieriger wirtschaftlichen Situation bilden Handwerker im südlichen Sachsen-Anhalt mehr aus als ihre westdeutschen Kollegen", sagt Rogahn. Die Handwerkskammer will die Zahl der Lehrplätze in diesem Jahr stabil halten. Die Agentur für Arbeit Merseburg sieht noch die Chance, jedem Schulabgänger eine Lehrstelle zu vermitteln.
Ausbildungswillige Unternehmen können sich noch unter der IHK-Hotline:
0345 / 2126307 melden.