1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Offene Tür bei Zeitzer Guss: Offene Tür bei Zeitzer Guss: Zwischen den Riesen

Offene Tür bei Zeitzer Guss Offene Tür bei Zeitzer Guss: Zwischen den Riesen

Von Yvette Meinhardt 01.10.2013, 07:41
Als Personalchef kümmert sich Jörg Vogel um den Nachwuchs und erklärt Eric Neubauer ein Gussmodell.
Als Personalchef kümmert sich Jörg Vogel um den Nachwuchs und erklärt Eric Neubauer ein Gussmodell. Yvette Meinhardt Lizenz

Zeitz/MZ - Ein Meer von blauen Luftballons fliegt über den Hof der Zeitzer Guss. Auf dem Hof tummeln sich zahlreiche Menschen. Blasmusik und Artisten sorgen für Kurzweil. Zum ersten Mal lädt die Unternehmensgruppe Silbitz Guss zum Familienfest nach Zeitz ein.

Aus diesem Grund stehen am Sonnabend die Maschinen still. Denn normalerweise wird hier auch am Sonnabend gearbeitet. „130 Beschäftigte gibt es am Standort Zeitz und wir sind dabei, das Werk schrittweise wieder hochzufahren“, sagt Jörg Vogel. Der Leiter Personalwesen, die Geschäftsführer der Silbitz Guss GmbH und rund 1 000 Gäste waren zu diesem Familienfest nach Zeitz gekommen. Das zurückliegende Jahr 2012 war recht durchwachsen. Zunächst war die Auftragslage für das Zeitzer Werk recht gut, zum Jahresende kam eine Krise und die Beschäftigten waren bis Mai 2013 in Kurzarbeit.

„Ab dem Frühsommer hat sich die Auftragslage wieder verbessert. Wir konnten die Kurzarbeit beenden und den Betrieb langsam wieder hochfahren“, erklärt Jörg Vogel bei einem Werksrundgang. Vor allem Großgussteile für die Windkraftindustrie, Antriebstechnik und Kraftwerkstechnik für die großen Windräder werden heute an dem traditionsreichen Standort produziert. Die Kunden kommen seit dem Neustart im Jahr 2009 aus ganz Europa, aber vor allem aus Norddeutschland und Nordeuropa. Das Ausgangsmaterial besteht zu zirka 60 Prozent aus Schrott und zu 40 Prozent aus Roheisen. Es wird in riesigen Öfen eingeschmolzen. In einer neuen Halle befindet sich die Formerei. Wie der Name schon sagt, werden hier die Formen für die Gießerei hergestellt und gegossen. In der alten Zemag-Halle befinden sich die Putzerei und die Qualitätskontrolle.

Derzeit 47 Lehrling beschäftigt

Gloria Neubauer steht mit ihrem Sohn Eric Neubauer und dessen Freund Louis Tänzer vor einem Gussmodell. „Ich arbeite im Vertrieb in Silbitz und war sehr neugierig auf das Zeitzer Werk, denn ich war noch nie hier“, sagt sie. Denn in Zeitz gibt es keine eigene Verwaltung, keinen Vertrieb, keine Buchhaltung - die gesamte Verwaltung sitzt in Silbitz und steuert von Thüringen aus das Unternehmen. Personalchef Jörg Vogel nimmt sich Zeit für die Jungen und erklärt ihnen den Ablauf vom Modell bis zur Gussform. Die Sorge um den Nachwuchs wird groß geschrieben. Die Silbitz-Gruppe beschäftigt derzeit 47 Lehrlinge, davon elf Gießereimechaniker in Zeitz.

Christian Pitschel arbeitet seit 2011 im Zeitzer Werk und fungiert als Vorarbeiter im Qualitätswesen. Der junge Mann aus Lonzig zeigt seiner Frau Cornelia und den Kindern Pauline und Niklas, wo er arbeitet. „Ich habe auch ein abgeschlossenes technisches Studium und interessiere mich sehr für die Arbeit meines Mannes“, sagt Cornelia Pitschel. Neugierig bleibt die Familie vor einer überdimensionalen Nabe stehen. Das Teil ist 16 Tonnen schwer. Und allein bei der Herstellung der Gussform wurden 66 Tonnen Formsand und 28 Tonnen Kernsand gebraucht. Die Nabe wird sich in Zukunft auf einem Windrad drehen und die Blätter eines Rotoren tragen. „Dieses Modell wird in kleiner Serie gefertigt, etwa fünf, sechs solcher Teile verlassen pro Woche die Zeitzer Guss“, erklärt Vogel. Pitschel selbst arbeitet in der Qualitätskontrolle, wo zum Beispiel jedes Werkstück mit Ultraschall auf mögliche Einschlüsse und Risse untersucht wird. Bei Bedarf werden die Werkstücke grundiert. Doch das Fachsimpeln hält sich in Grenzen. Nach dem Rundgang geht es schnell wieder auf den Hof. Hier spendiert das Unternehmen Mitarbeitern und Familien so manch Speis und Getränk.

Großgussteil für die Windkraft
Großgussteil für die Windkraft
Yvette Meinhardt Lizenz