Bibliotheken in der Elsteraue Neue Bücherzelle auf der Bornitzer Wiese
In Eigeninitiative entstand in der Elsteraue die Born’zer Lesezelle. Hier kann man Bücher tauschen und dann schmökern. Wie die Idee dazu entstanden ist.
Bornitz/MZ. - Das kleine Bornitz ist um eine Attraktion reicher. Am Rande des Spielplatzes und in Sichtweite der Elsterwiesen steht seit wenigen Tagen die Born’zer Lesezelle. Und es sind tatsächlich schon die ersten Bücher drin: Kinderbücher, Romane und eine Leseprobe des Bornitzer Autoren Sebastian Förster. „Als Ortschaftsrat haben wir diese Idee in die Tat umgesetzt“, verrät Ortsbürgermeister Roger Stiehlke (parteilos). Freilich laden in der dunklen und kalten Jahreszeit die Bänke auf dem Spielplatz nicht unbedingt zum Verweilen ein. Doch an der Lesezelle herrscht reger Betrieb. Sie funktioniert nach dem Tausch-Prinzip, das heißt also, man soll ein Buch reinstellen und kann dafür ein anderes rausnehmen.
„Ich lese gern, hab’ in der zweiten Klasse sogar den Lesewettbewerb gewonnen und in den anderen Jahren war ich Dritter“, erzählt Amon Stephan. Der Neunjährige besucht die Grundschule Tröglitz und ist mit seinen Geschwistern Eva und Alice mal eben vorbeigekommen. „Mein Lieblingsbuch ist Die Stadt der bösen Tiere, eine Fantasy-Reihe für Kinder. Da geht es um alte Fabriken, unterirdische Gänge und verborgene Schätze“, verrät er. Dieses Mal findet der Drittklässler nichts Passendes in der Lesezelle. Doch zu Hause hat er noch Bücher. Seine Schwester Alice schaut neugierig in den Schrank: „Du kannst doch noch gar nicht lesen“, sagt der große Bruder und die Schwester schmollt.
Etwa vor einem Jahr entstand die Idee. „Es war beim Tag der offenen Tür bei unserer Feuerwehr“, erinnert sich Ortschronist Henning Wenzel. Da haben junge Familien von den Bücher-Zellen in anderen Orten erzählt und dass sie so eine Ausleihe im Dorf schön finden. Die Preise für alte, ausgediente Telefonzellen sind aber in die Höhe geschossen und so suchten die Bornitzer eine andere Möglichkeit. „Erst wollten wir eine Lesebox machen, dann bekamen wir günstig diesen alten Kühlschrank von einer Firma geschenkt“, erzählt Henning Wenzel weiter. Arbeit gab es dann noch genug, da musste zum Beispiel das Kühlmittel abgelassen werden und die ortsansässige Firma Y-Design spendete Autofolien in Mintgrün. „Besonders freue ich mich, dass unser über 80-jähriger Maler die Lesezelle so schön gestaltet hat“, fährt Henning Wenzel fort. Darauf verewigt wurde beispielsweise der Waldkauz, der symbolisch für Bornitz steht. Auch ein Bücherwurm und das Motto Lesen und Tauschen wurden auf den Wänden in Bildern festgehalten.
Viele Neugierige schauen vorbei, so auch Markus Stephan mit seinen Kindern. „Die Lesezelle ist wirklich schön geworden. Im Frühjahr können wir als Ortschaft vielleicht noch eine Bank oder eine andere Sitzgelegenheit aufstellen“, sagt der Familienvater und Ortschaftsrat.