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Nachbarschaftsbeziehungen Nachbarschaftsbeziehungen: Gute Seele der Lindenstraße

Von Heike Riedel 18.01.2002, 14:40

Lützen/MZ. - Altersgerecht - so versteht Erna Erben (80) ihre Wohnbedingungen in Lützen. Aber das Angebot in der Lindenstraße 25 geht eigentlich sogar darüber hinaus. Denn für Betreutes Wohnen ist der Neubau gleich neben dem Pflegeheim angelegt. Dafür befinden sich Gemeinschaftsträume und die Sozialstation des Deutschen Roten Kreuzes gleich im Haus. Doch gut ist dran, wer die Hilfe der Krankenschwestern und Altenpflegerinnen noch nicht braucht. Denn ganz ohne Unterstützung ist in dem Haus wohl ohnehin niemand.

"Da hören wir schon hin, ob sich beim Nachbarn die Tür noch regelmäßig öffnet und alles in Ordnung erscheint", beschreibt Marie-Luise Gens das Mindestmaß an Aufmerksamkeit, das selbst jene erhalten, die Geselligkeit meiden. Die 72-Jährige, die vor drei Jahren aus Teuchern in das Lützener Haus umgezogen ist, lebt darin durchaus nicht zurückgezogen. Sie nutzt die öffentlichen Veranstaltungen, geht ins Pflegeheim zum Essen und trifft sich täglich mit Erna Erben in der Wohnung. Und in ihren Plauschstunden zu zweit haben die beiden Frauen die Idee geboren, einer ihrer Mitbewohnerinnen mal auf besondere Weise zu danken.

Denn "das Mädchen rennt Tag und Nacht, sie ist für das ganze Haus da", schätzt Marie-Luise Gens ein. Sie wandte sich an die Mitteldeutsche Zeitung, um über Elke Petersens Hilfsbereitschaft zu berichten. "Obwohl die junge Frau selbst eine schwer behinderte Mutter täglich mit viel Aufopferung pflegt, besorgt sie den alten Menschen im Haus noch Wege, kauft für sie ein, geht zur Apotheke oder hilft im Haushalt. Zu jeder Tageszeit ist sie für alle ansprechbar, die Hilfe brauchen", schreibt die Seniorin in einem Leserbrief. Ja noch viel weiter geht das Engagement der 47-jährigen Leipzigerin, die sich mit ihren Eltern im Sommer 1999 Lützen zum neuen Zuhause gewählt hat.

Sie spielt Nikolaus, Weihnachtsmann und Osterhase für ihre Nachbarn und sorgt mit ihren Türklinken-Geschenken immer wieder für freudige Überraschungen. "Das ist wiederum für mich eine große Freude", begründet die Frau, die 23 Jahre in Leipzig-Dösen in der Kinderpsychiatrie später in der Chirurgie gearbeitet hat, 1994 aber aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben ausscheiden musste.

Als ihre Mutter 1999 zum Pflegefall wurde, stand für sie fest: "Als wir Kinder waren, warst du immer für uns da, jetzt sind wir für dich da". Das bekräftigt sie auch heute gegenüber ihrer Mutter, der ein Bein amputiert werden musste. Um sich die Wohnbedingungen zu erleichtern, zog die Familie nach Lützen, wo wenig später ganz unerwartet der Vater verstarb. Doch mit herzensguten Verwandten und auch menschlich tollen Ärzten in Lützen an ihrer Seite, habe sie die schwere Zeit bewältigt und ist in der Kleinstadt heimisch geworden, hebt Elke Petersen hervor. So wie sie die Hilfsbereitschaft von anderen erfährt, will sie diese auch weitergeben. Ihr Herz verschenkt sie vor allem an alte Menschen, Kinder und Tiere - und dazu hat sie einen Lebenspartner gefunden, der nach ihren Worten auch volles Verständnis dafür hat und selbst anderen gern Freude bereitet. Sie empfand das Plätzchen Backen für ihre Nachbarn nicht als Arbeit, sondern als Glück. Aus ihren Mühen in der Lützener Lindenstraße 25 schöpft sie die Kraft fürs Leben.