Museumsnacht Museumsnacht: Flickschuster verdingt sich als Zeremonienmeister
Weißenfels/MZ. - Rund 600 Besucher lassen sich am Sonnabend im Weißenfelser Schloss Neu-Augustusburg zu einer ungewöhnlichen Nacht verführen und wollen in den Internationalen Museumstag hinein feiern. Vom Schlossvorplatz als archäologische Ausgrabungsstätte bis in die Museumsschauräume, von der Schlosskapelle bis in den -keller herrscht bereits zwischen 19 und 20 Uhr reger Betrieb.
Die meisten der Gäste kommen vom Kind bis zum Rentner ganz in Familie oder mit Freunden und Bekannten. Während die Jüngsten wie die beiden Fünfjährigen Marie-Luise Fischer und Marius Kunze im Kellergewölbe erwartungsvoll auf Schatzsuche gehen und dabei auch noch den Schlossgeist treffen, sind Jugendliche und Erwachsene im gegenüber liegenden Raum neugierig auf die Darbietungen der Interessengemeinschaft "Spielende Meute". Nadja Laue (20), Sarah Zilse (13), André Schmidt (16) und die anderen Akteure präsentieren im voll besetzten Schlosskeller Ausschnitte aus ihrem Theaterstück "Venedig - Stadt der Masken".
"Eigentlich setzt sich unser Stück ja aus 14 Bildern zusammen", erläutert Nadja Laue vor der Premiere. Sieben werden am Sonnabendabend vorgestellt, um dem Publikum Appetit auf den Rest zu machen. "Wir sehen uns dann zum Schlossfest im August wieder", verspricht die Studentin und lädt am Ende der Vorstellung unter tosendem Beifall dazu ein. Nach der Vorstellung verrät sie: "Um nichts zu verpassen, übernachten wir heute im Schloss. Das wird abenteuerlich, Schlafsäcke haben wir mitgebracht. Die Landwehr 1813 hat uns Räume zur Verfügung gestellt."
Viel Applaus erhalten auch die in historischen Kostümen gewandeten Mitglieder des Kammerchores der St.-Elisabeth-Gemeinde Wei- ßenfels unter Leitung von Kantor Andreas Morys für ihr Konzert in der sehr gut besuchten Schlosskirche. Volles Haus haben ebenso die Museumsmitarbeiter zur Eröffnung der Ausstellung "Barokoko - Objekte der Begierde". In Anwesenheit der ungarischen Designerin Zita Attalai führt Museumschefin Dr. Astrid Fick durch die kleine, aber feine Sonderschau mit 43 Schuh-Skulpturen. "Die Schuhe sind außergewöhnlich, solche flippigen Dinger würde ich gerne anziehen", schwärmt Doreen Mühlstädt. Die 18-jährige Auszubildende ist zu Besuch bei Verwandten und will noch in die Herzogsgruft hinab steigen. Hier geht es eng zu. Doch die Museologen freuen sich über das Interesse der Bürger, versichert Angela Sengewald.
"Ehrlich gesagt, habe ich mit soviel Andrang nicht gerechnet", gibt Lutz Teetzen zu. Der 37-Jährige, der im Weißenfelser Stadtkabarett "Die Flickschuster" mitwirkt, hat an diesem Abend das Amt des Hofzeremonienmeisters übernommen. Und in seiner Rolle fühlt sich der Mann mit der Flüstertüte und dem historischen Gewand aus der Barockzeit sichtlich wohl. "Er kann Leute begeistern, deshalb ist dieses Amt heute genau das richtige für ihn", sagt Astrid Fick. Und Yvonne Lehmann, die das Fest mit Mann, Kindern und Freunden besucht, meint: "Ich bin überrascht, dass so viele Menschen auf den Beinen sind. Besonders für Kinder wird heute Abend viel geboten, das finde ich sehr gut."