Mögliche Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Stücke Mögliche Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Stücke: Glücklich ohne Kleingeld

ZEITZ/MZ - Auf die inneren Werte kommt es an - doch das gilt nicht für Geldstücke. Bei den Ein- und Zwei-Cent-Münzen fließt während der Produktion mehr Geld, als am Ende drauf steht. Doch weil auch in der EU gespart werden soll, hat Währungskommissar Olli Rehn als eine Variante vorgeschlagen, die zwei kleinsten Geldstücke abzuschaffen. Bei einer Umfrage in Zeitz sehen Nutzer sowohl Vor- als auch Nachteile.
Gut findet die Idee Marlen Jahn. Sie ist Verkäuferin im Geschäft der Fleischerei Penndorf in der Wendischen Straße. Die Preise in der Auslage enden allesamt mit einer Neun. Obendrein kommen beim Abwiegen von Leberwurst oder Schnitzel keine runden Gewichtsangaben heraus - und so endet der Preis auch nur selten auf Fünf oder Null. Und da sie und ihre Kollegin Heidrun Okun kaum zusätzliches Wechselgeld in der Kasse haben, heißt es für die Zwei: „Nach Kleingeld zu fragen, gehört bei uns dazu“, so Marlen Jahn. Insofern wäre eine Abschaffung der kleinen Cent-Stücke vielleicht eine Erleichterung. Auch als Privatperson fände Marlen Jahn das, denn: „Ein dünneres Portemonnaie wäre schon besser“, sagt sie.
Den Punkt sieht auch Klaus Richter als Vorteil einer Abschaffung. Doch fürchtet er zugleich, dass die Preise vielleicht angehoben werden, wenn der Handel umstellen müsste: „Das nutzt man aus“, weiß der Leipziger aus Erfahrung mit anderen Geld-Umstellungen. Beim Sternenbäck-Geschäft unweit der Fleischerei gibt es ebenfalls einiges zu rechnen, viele Preisangaben sind ungerade.
Aber das findet Annja Polack nicht schlimm: „Da bleibt man fit im Kopf“, sagt sie. Außerdem gibt es ja die Kasse als Kontrollinstanz. Auch sie sagt, sie müsse häufig nach passender Zahlung oder einem, zwei, drei Cent fragen. Und sollte das Wechselgeld partout nicht reichen, dann frage man mal in den Nachbargeschäften.
Zum Beispiel bei Jeannette Mai, Verkäuferin im Tabak- und Zeitungsgeschäft „Tabakglobus“. Sie sagt sofort: „Von mir aus können sie die Centmünzen abschaffen.“ Sie nennt dafür mehrere Gründe: Sie nähmen Platz in der Kasse weg und sorgten für größeren Aufwand beim Zählen. Das käme vor allem Ende des Monats vor, wenn manch Käufer das Kleingeld bis zum letzten Geldstück zusammenkramt, um damit etwas zu kaufen. Dann gingen sie und die Kolleginnen auch schon mal mit einer Rolle voll Kleingeld los, um es bei der Bank abzugeben. Allerdings sei gerade bei ihr im Geschäft vieles gar nicht mit einer Neun am Ende ausgepreist. Die meisten Produktpreise seien durch fünf oder zehn teilbar.
Dort, wo größere Beträge über den Ladentisch gehen, wird zudem eher mit Karte gezahlt. Die Filialleiterin des Schuhgeschäfts Deichmann im Michaelpark, Elvira Hantke, sagt, 70?Prozent der Kunden zahlten bargeldlos. Wobei das bei ihr im Geschäft auch bei kleinen Beträgen möglich ist.
Dennoch steht vor der Kasse eine Spendenbox der Hilfsorganisation Wort und Tat - und in ihr steckt Kleingeld vom Ein-Cent-Stück bis zum 50-Cent-Stück. „Einige machen hier ihr Portemonnaie leer“, bestätigt die Leiterin. Auf die Frage, ob diese Spendenbereitschaft wohl zurückginge, wenn die Ein- und Zwei-Cent-Stücke wegfielen, wiegt sie zweifelnd den Kopf: Da landeten am häufigsten Beträge ab fünf Cent. Und die würde es ja auch dann noch geben.

