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Meinungen zum Diebstahl der Stolpersteine Meinungen zum Diebstahl der Stolpersteine: Schock über verwerfliche Tat sitzt tief

Von angelika Andräs 24.09.2014, 16:39
Stolpersteine, die an Familie Mendelsohn erinnerten.
Stolpersteine, die an Familie Mendelsohn erinnerten. Archiv/Krimmer Lizenz

Zeitz - Ein Schock war die Information für Karin Denk, eine der Initiatorinnen der Aktion Stolpersteine für Zeitz. „Ich kann nicht glauben, dass es sich hier um Buntmetalldiebe handelt“, sagte sie, „denn jeder Dieb hätte beim ersten Stein gemerkt, dass es nur eine ganz dünne Platte oben auf dem Stein ist. Das lohnt überhaupt nicht.“ Außerdem mache es doch sehr viel Mühe, die Steine überhaupt herauszuholen, denn jeder einzelne ist vergossen worden und sitzt sehr fest. „Das macht man nicht mit einem Messer, das man zufällig dabei hat“, so Denk. So schwer es ihr fällt, den Gedanken zu Ende zu denken und zu formulieren, sagt sie: „Ein rechtsradikaler Hintergrund ist hier auf keinen Fall auszuschließen.“ Sie sieht auch einen deutlichen Unterschied zu dem ersten Diebstahl eines Stolpersteins im vergangenen Jahr in der Leipziger Straße. Damals war aus einer Gruppe von drei Steinen nur einer gestohlen und schließlich zurückgebracht worden. „Wir werden jetzt wieder Anzeige erstatten“, sagt Karin Denk, „aber der Schock sitzt tief und es stellt sich die Frage: Wie geht es jetzt weiter?“ Werden noch mehr Steine gestohlen? Und wie soll man sie ersetzen? Es handelt sich schließlich um Spendengeld, das zum Teil auch von Menschen kam, die noch eine persönliche Beziehung zur Familie Mendelsohn hatten.

Hoffen auf jugendliche Dummheit

Skandalös nennt Volkmar Kunze (FDP), Oberbürgermeister der Stadt Zeitz, den Diebstahl. Es ist ihm unverständlich, wie jemand auf solch eine Idee kommen kann. „Ich hoffe, dass es sich nicht um eine politisch motivierte Tat handelt, sondern nur, nur in Anführungszeichen, um jugendliche Dummheit.“ Er hofft, dass die Täter schnell gefunden und die Steine an ihre Plätze zurückkehren werden. „Das Andenken der Menschen, derer hier gedacht wird, so zu schänden, halte ich für verwerflich“, so Volkmar Kunze.

Mehr Aufklärung nötig?

Stadtratsvorsitzender Heinz Borde (CDU) ist nicht minder schockiert. „Es ist wichtig und richtig, dass wir in dieser Form erinnern, wir sind dem Gedenken verpflichtet, besonders für die jungen Menschen“, sagt Borde, „das, was hier jemand getan hat, ist einfach nur verwerflich.“ Borde glaubt nicht, dass ein erwachsener Mensch, der weiß, was er hier vor sich hat, zu so einer Tat fähig ist. „Ich hoffe nur, dass es nicht aus der rechten Szene kommt“, meint er. Gern würde er, und versteht das auch als eine seiner Aufgaben im Stadtparlament, hier noch mehr aufklären und informieren und das Bewusstsein schärfen, gerade bei jungen Leuten. (mz)