Medizin Medizin: Kluge Pferde öffnen auch kranke Seelen
Plennschütz/MZ. - Diese anzusprechen gelingt oft mit Hilfe von Tieren. Und weil das so ist, begann sich der 42-Jährige 1993 mit reittherapeutischer Arbeit zu beschäftigen. Während einer vier Jahre dauernden berufsbegleitenden Ausbildung in Süddeutschland, in Frankreich und in der Schweiz und bei seiner zeitweiligen Tätigkeit in verschiedenen Einrichtungen lernte Hallensleben das Pferd als therapeutischen Partner kennen und schätzen. Diese Tiere seien menschenbezogen, charakterfest und an allem interessiert, betont der Psychologe. Im Herbst 2001 fand er mit dem ehemaligen Plennschützer Pfarrhaus ein für seine Arbeit geeignetes Objekt. Hier gründete er sein Institut für Reiten und Therapie (PIRT), in dem er nicht nur Patienten behandelt, sondern mit seinem vierköpfigen Team auch Therapeuten ausbildet. Der Kurs dauert insgesamt zweieinhalb Jahre. Seminare finden einmal pro Monat von Freitag bis Sonntag statt.
"In Deutschland gibt es etwa acht Ausbildungseinrichtungen dieser Art. Der Bedarf an Qualifikation ist groß", betont Raik Hallensleben. Fachleute mit einer heilkundlichen oder pädagogischen Grundqualifikation kommen nach Plennschütz, um die Zusatzausbildung zum Reittherapeuten zu absolvieren. "Es sind Fachleute, die spezielles Wissen vermittelt bekommen, damit sie auch andere Ebenen in ihre späteren Behandlungen mit einbeziehen zu können", erklärt der 42-Jährige. Ein Kind, das körperliche Beschwerden hat, ziehe sich oft auch von seiner Umwelt zurück und fühle sich minderwertig. Und da ein Pferd, anders als Menschen, das Kind wertfrei annimmt, erreicht es oft, dass sich der Patient öffnet, schildert Hallensleben ein Beispiel. Sein therapeutisches Konzept ist mittlerweile so anerkannt, dass sich selbst Österreicher und Schweizer in Plennschütz theoretisch und praktisch ausbilden lassen.
Raik Hallensleben bildet allerdings nicht nur aus. Er arbeitet auch mit Studenten der Universität Leipzig zusammen, betreut deren Diplomarbeiten und begleitet Forschungen in Sachen Rehabilitationspsychologie.
Ein weiteres Projekt des Institutsleiters ist die Arbeit mit Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt Naumburg. Im Rahmen ihrer sozialen Rehabilitation kommen kurz vor ihrer Entlassung stehende Langzeitstrafgefangene ins Institut und arbeiten mit den Therapiepferden. "Es ist erstaunlich, wie sich diese Leute beim Umgang mit den Tieren emotional öffnen", berichtet der Weißenfelser. Viele der Straftäter würden sogar verhärtete Verhaltensmuster aufgeben.