Mann mit Faible für DDR-Utensilien
Zeitz/MZ. - Schon oft hat Hermann Senger (45) seinen Wohnsitz gewechselt. Aber so lange wie in Zeitz hat er noch nie an einem Ort gelebt. Geboren in Beckum verbrachte er seine Kindheit und Jugend in Gütersloh und in Paderborn. Dann zog er nach Aachen, wo er Architektur studierte und seine berufliche Laufbahn in einem Architekturbüro begann.
1991 entschied sein damaliger Arbeitgeber, eine Zweigstelle des Büros in Zeitz zu eröffnen. Ausschlaggebend waren die günstige geografische Lage von Zeitz und die Kontakte, die bereits in der Stadt an der Weißen Elster geknüpft worden waren. Hermann Senger bot sich sofort an, die neue Filiale zu führen. "Ich war damals noch nicht sehr bodenständig. Ein Umzug nach Zeitz stellte für mich kein Problem dar", erklärt der Architekt seine damalige Entscheidung.
Im Februar 1992 wurde es ernst - Hermann Senger zog nach Zeitz. Seine ersten Eindrücke? "Ich war beeindruckt von den architektonischen Schätzen, die in Zeitz schlummerten und nur darauf warteten, saniert zu werden. Besonderes gefielen mir die Gründerzeit- und Jugendstilgebäude. Überall war zu sehen und zu spüren, dass Zeitz einmal eine reiche und lebendige Stadt gewesen sein muss", erinnert er sich. Bis Mitte 1997 arbeitete Hermann Senger für das Aachener Architekturbüro, entschloss sich dann zur Selbstständigkeit. Der Gedanke, Zeitz dafür zu verlassen, kam ihm dabei nie. "Ich hatte mich schon gut etabliert. Deswegen war es völlig klar für mich, in Zeitz zu bleiben."
Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit der nun Fünfundvierzigjährige den Schritt nach Zeitz wagte. Bereut hat er diese Entscheidung nicht. "Natürlich war es am Anfang nicht immer ganz einfach, sich einzuleben", gesteht der Architekt. Trotzdem gelang es ihm schnell, sich zu integrieren und Freundschaften zu schließen. Mit der richtigen Einstellung sei es wirklich einfach, in Zeitz einen Freundeskreis aufzubauen. Man müsse den Menschen einfach nur freundlich und fair begegnen, behauptet Senger.
Auch die Liebe hat er hier getroffen. 1996 lernte er seine jetzige Ehefrau in Zeitz kennen. Mittlerweile haben die beiden zwei Kinder -Tochter Lena (9) und Sohn Fabian (6). Wenn Hermann Senger zwischen Architekturbüro und Familie noch Zeit bleibt, gilt seine Leidenschaft den Automobilen - genauer gesagt den Young- und Oldtimern. Er ist Mitglied im hiesigen "Club der Zeitzer Oldtimerfreunde" und liebt es, mit seinem alten Kübelwagen die Gegend zu erkunden. Auch von einem anderen Hobby berichtet er. Es sei vielleicht etwas sonderbar, meint er lachend, aber er sammele DDR-Erinnerungsstücke. "Durch diese Dinge des täglichen Gebrauchs versuche ich, mich in diese Zeit hineinzuversetzen." Das besondere an seiner Sammlung: Sie besteht ausnahmslos aus Geschenken von Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern. Kein einziges Stück wurde gekauft.
Hermann Senger ist in Zeitz angekommen - sowohl beruflich als auch privat. In seinem Architekturbüro in der Olga-Benario-Straße beschäftigt er noch eine weitere Architektin und einen freien Mitarbeiter. Für die Büroorganisation ist seine Frau zuständig. Auch seine Familie fühle sich hier wohl. Es gebe hier viele Angebote für Kinder und Jugendliche. Angebote vom Kreativitätszentrum, von den Musikschulen und Sportvereinen, sagt er. Und das sei ihm als Familienvater sehr wichtig. Ein nochmaliger Umzug in eine andere Stadt sei nicht geplant. Familie Senger will in Zeitz bleiben. "Ich hoffe nur", sagt Hermann Senger mit Blick auf die Zukunft der Elsterstadt, "dass irgendwann alle Zeitzer merken, dass sie auf ihre Stadt stolz sein können."
Lesen Sie in der nächsten Folge: Christian Röschke kam aus Bautzen nach Zeitz