Mann aus Zeitz seit vier Jahren auf Weltreise Mann aus Zeitz seit vier Jahren auf Weltreise : Der Weg ist das Ziel

Zeitz - Bald vier Jahre lang zu Fuß durch die Welt - und noch kein Ende in Sicht. So viel Zeit hatte Rico Reißmann ursprünglich für seine Reise um den Globus eingeplant. Der Zeitzer startete im Juni 2015 mit seinem Handwagen in seiner Wahlheimat Jena und lief durch Osteuropa, Vorder-, Süd- und Südostasien. Mittlerweile ist der Weltenbummler in Australien unterwegs, jetzt hat er Brisbane erreicht. „Das Reisen ist ein bisschen Alltag geworden. Ich nehme das mit Gelassenheit“, sagt der 33-Jährige.
Vor zwei Jahren musste der Weltenbummler seine Reise unterbrechen und nach Deutschland zurückkehren, weil er in Dubai aus Versehen seinen Pass in der Kleidung mitgewaschen hatte. Reißmann kam mit Notpapieren zwar bis Indien, aber für die folgenden Länder war erstmal Schluss. Der Langzeitwanderer musste in Darjeeling seine Reise unterbrechen, hat sie aber wenige Monate später genau dort fortgesetzt. Zu der Zeit hatte er bereits mehr als 9.000 Kilometer zurückgelegt. Seitdem ist er mindestens dieselbe Streckenlänge noch einmal gelaufen.
Rico Reißmann aus Zeitz auf Weltreise: Eine „komplett andere Welt“
Ende November flog Reißmann von seiner letzten asiatischen Station Bali nach Cairns, einer Stadt im Nordosten Australiens. „Das ist nicht mehr Asien, auch nicht Europa - das ist eine komplett andere Welt“, erzählt der Wanderer. „Als ich die ersten Nächte im Zelt verbracht habe, das klingt schon anders. Das sind andere Geräusche, andere Vogelstimmen.“ Die ersten Tage musste Reißmann in Cairns ausharren, denn er kam dort zum Ende einer Hitzewelle an. Mancherorts kletterte das Thermometer bis auf 50 Grad Celsius. Nicht gerade die besten Bedingungen für einen Fußmarsch.
Als es die Temperaturen zuließen, machte er sich auf den Weg nach Süden, immer die Ostküste entlang. „Die Distanzen sind riesig zwischen den Orten. Ich musste vorher immer gut planen wo ich was einkaufe. Besonders wo ich Wasser herbekomme“, sagt Reißmann. Gerade weil sein Handwagen, in dem er auch das Zelt transportiert, nur begrenzt Platz bietet. Auf einem Teil der Strecke habe er sich deshalb Nahrungsmittel-Pakete vorweg an Poststationen geschickt, da er gar nicht so viel mitnehmen konnte. Bei Autofahrern und Farmen habe er nach Wasser gefragt. Nicht gerade für Läufer gemacht, meint Reißmann. In Südostasien kam er auf seiner Route immer mal durch ein Dorf mit einem Laden, wo er sich stärken konnte.
Rico Reißmann auf Weltreise: Weihnachten und Silvester feierte der Zeitzer in Familie
Weihnachten und Silvester feierte der Zeitzer in Familie - jedoch nicht in Deutschland, sondern in der australischen Küstenstadt Mackay. Reißmann hat dort entfernte Verwandte, die er das letzte Mal besuchte, als er zwölf Jahre alt war. Nun feierte er mit ihnen Weihnachten bei sommerlichen Temperaturen. Am Strand haben sie gegrillt, mit Shrimps, Steak und Kartoffelsalat, erzählt Reißmann. Doch auch ein Stollen, Lebkuchen und Glühwein hatte die Familie besorgt.
Ein Highlight auf seinem Weg entlang der australischen Küste war das große Korallenriff Great Barrier Reef. „Das zu sehen war sehr beeindruckend. Es ist traurig zu wissen, dass es das in ein paar Jahren so nicht mehr gibt“, sagt Reißmann. Einem anderen Naturphänomen begegnete der Weltenbummler zuvor in Indonesien. Dort besuchte er in geführten Touren aktive Vulkane. „Das hat mich sehr fasziniert. Man schaut über den Rand und sieht quasi das Tor zur Hölle. Da faucht und brodelt es“, sagt Reißmann. Zeitweise habe er zum Schutz eine Gasmaske tragen müssen, denn die Schwefelgase dort seien beißend bis sogar tödlich. Beeindruckt sei er besonders von den Schwefelstechern gewesen, die dort oben unter widrigen Bedingungen Brocken des gelben Stoffs einsammeln.
Rico Reißmann aus Zeitz auf Weltreise: Kulinarische Erlebnisse
Nach Indonesien möchte Reißmann nach seiner Weltreise noch einmal zurückkehren. „Ich habe mich in dieses Land mit seinen grünen Inseln und kultureller Vielfalt verliebt“, sagt er. Asien bleibt ihm vor allem kulinarisch im Gedächtnis. Stinkfrucht, Heuschrecke, Hund, Schlange und Skorpion - all das hat er dort probiert. In Myanmar kontrollierte ihn ständig die Polizei und drängte ihn zur Weitereise. In Malaysia ist er mit einer Frau aneinander geraten, am Ende war sein Handwagen lädiert. Die vielen Geschichten schreibt Reißmann auf seinem Blog „Rico’s Long Walk“. In Australien sind seine nächsten Ziele Sydney und Melbourne, bevor er durch Kanada und die USA laufen will. Reißmann rechnet noch einmal mit drei bis fünf Jahren. So genau kann er das nicht abschätzen, er will sich Zeit nehmen. „Ich kann jedem nur empfehlen zu reisen, das eröffnet eine neue Weltsicht“, so Reißmann.
››Sein Blog unter www.ricoslongwalk.de (mz)

