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„Jahrtausendalte Tradition“ Malerfirma aus Zeitz bewahrt Liebe zum alten Handwerk

Die Zeitzer Firma mit vier Beschäftigten ist gut aufgestellt. Die Aufträge reichen von der Sanierung von Wohnblöcken bis zur Restaurierung in Kirchen.

Von Yvette Meinhardt 20.09.2021, 07:32
Maik Sommerfeld ist Maler und Restaurator. In Zeitz-Ost saniert er  aktuell die Fassade eines Neubaublocks.
Maik Sommerfeld ist Maler und Restaurator. In Zeitz-Ost saniert er aktuell die Fassade eines Neubaublocks. (Foto: Helga Freund)

Zeitz/MZ - Die ersten Gerüste am Block in der Heinrich-Jacobi-Straße in Zeitz-Ost sind gefallen, jetzt wird auf der Rückseite weitergearbeitet. Rund 2.000 Quadratmeter Fassade werden abgestrahlt und gesäubert, lose und kaputte Teile entfernt, Lücken geschlossen und Putz aufgetragen. Erst danach folgen Grundierung und schließlich zwei Deckanstriche. Malermeister Jochen Schulze und seine drei Mitarbeiter haben gut zu tun. „Bis zum Ende des Jahres sind unsere Auftragsbücher brechend voll und auch für das nächste Jahr sieht es gut aus“, sagt Schulze. Doch die aktuelle Lage im Handwerk ist sehr schwierig.

Auf der einen Seite gibt es keine Fachkräfte, auf der anderen Seite wird es teurer. „Die Preise für die Materialkosten explodieren und für das nächste Jahr erwarte ich einen weiteren Preisanstieg“, sagt der 61-Jährige. Nach der Jacobi-Straße wartet ein weiterer Block in Zeitz-Ost auf die Malerfirma.

Schulze hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. „Maler haben gebündeltes Wissen über viele Generationen gesammelt und das Handwerk eine jahrtausendalte Tradition“, sagt Schulze. Seine Erfahrungen gibt er seinem Sohn Torsten Schulze und seinem Mitarbeiter Maik Sommerfeld weiter. Gern würde er auch einen Lehrling ausbilden, aber bisher fand sich kein Interessent. So arbeitet ein Quartett in der Firma. Auf seinen Sohn und Maik Sommerfeld baut Schulze seine Pläne für die Zukunft. Während Torsten Schulze gern an Neubauten arbeitet, hat Maik Sommerfeld vor allem ein Faible für alte Kirchen und Denkmale. „Schon mein Vater war Handwerker, hat mich in den Ferien mit auf Baustellen genommen und dann habe ich bei der PGH Maler in Zeitz eine Lehre begonnen“, erzählt Maik Sommerfeld. Als er dann zu Jochen Schulze wechselte, kamen Restaurierungen dazu.

„Alte Techniken wie zum Beispiel Lehmfarben und Lehmputz am Fachwerk dürfen nicht vergessen werden“

„Meine erste Baustelle war die evangelische Kirche in Rippicha, dort habe ich die Ranken über dem Altar restauriert. Das ist etwas, was bleibt und meinen Beruf unverwechselbar macht, daher liebe ich diesen Beruf“, sagt Maik Sommerfeld. Mehr und mehr hat er sich alten Handwerkstechniken verschrieben, Kirchen in Ostrau und Wittgendorf und Fachwerkhäuser in der Elsteraue restauriert. Seit 2019 hat er seinen Meisterbrief in der Tasche und leitet heute als Restaurator auch Studenten am Deutschen Fachwerkzentrum in Quedlinburg an. Die Teilnehmer für diesen englischen Studiengang kommen aus aller Welt und lernen an der Bauhaus-Uni Dessau. „In Quedlinburg haben wir selber Farben nach alten Rezepturen hergestellt und Fachwerk restauriert“, erzählt Sommerfeld. „Alte Techniken wie zum Beispiel Lehmfarben und Lehmputz am Fachwerk dürfen nicht vergessen werden“, sagt Sommerfeld.

Jochen Schulze und sein Sohn  Torsten Schulze arbeiten gemeinsam.
Jochen Schulze und sein Sohn Torsten Schulze arbeiten gemeinsam.
(Foto: Freund)

Doch für Maler sind schwierige Zeiten angebrochen. „Die Zahl der Handwerksbetriebe sinkt auch in unserer Branche, aktuell haben wir 737 Betriebe Maler und Lackierer in Sachsen-Anhalt mit rund 5.160 Beschäftigten“, sagt Maik Hessler, Geschäftsführer des Landesinnungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks. Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt rund 12.000 Handwerksbetriebe. „Kein junger Mensch will sich heute noch die Hände schmutzig machen, also kann man sagen, das klassische Handwerk stirbt aus“, befürchtet Malermeister Jochen Schulze. Der Zeitzer würde gerne Leute einstellen, egal ob Facharbeiter oder Lehrlinge. Aber er findet niemanden dafür, so sagt er.