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Lieber Piks als Grippe? Lieber Piks als Grippe?: Was Bürger und Ärzte im Burgenlandkreis von Impfungen halten

Von Torsten Gerbank 12.10.2019, 06:00
Haus- und Fachärzte aus Zeitz und Umgebung verabreichen gegenwärtig viele Grippeschutzimpfungen.
Haus- und Fachärzte aus Zeitz und Umgebung verabreichen gegenwärtig viele Grippeschutzimpfungen. Hartmut Krimmer

Zeitz - Reizhusten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen: Wer von der Virusgrippe erwischt wird, der muss leiden. Und kann, wenn es ganz schlimm kommt, mit der Krankheit sogar sein Leben verlieren. Aber es gibt Schutz: Wer ihn haben möchte, der kann sich gegen die echte Virusgrippe, die Influenza, impfen lassen. Und von dieser Möglichkeit, die derzeit nicht nur von Haus- sondern auch von Fachärzten in und um Zeitz angeboten wird, machen viele Menschen Gebrauch. Das ergab eine Umfrage der MZ in Arztpraxen.

Laut Umfrage gemischtes Bild zur Impfbereitschaft

Von einer hohen Nachfrage war zum Beispiel in der Praxis von Barbara Schier in Osterfeld die Rede. Ulrike Spielbühler, die ihre Patienten in der Zeitzer Donaliesstraße behandelt, wurde konkreter. Sie habe in der zweiten Septemberwoche mit der Grippeschutzimpfung begonnen und seither etwa 250 Menschen geimpft. Pro Sprechtag, so Ulrike Spielbühler, gibt sie zehn bis 20 Patienten den Schutz. Vor allem ältere Menschen würden danach verlangen. Der Oktober, so die Medizinerin, sei ein idealer Zeitpunkt für die Impfung. Da habe der Körper genügend Zeit, die Antikörper zu bilden.

Eine Umfrage der MZ in der Zeitzer Innenstadt brachte ein gemischtes Bild zur Impfbereitschaft. Die einen wollen nicht auf den Schutz verzichten, anderen winken ab. Christine Späte aus Zeitz beispielsweise sagte, dass sie in den letzten Jahren auf die Impfung verzichtet habe und dennoch gut durch die Grippesaison gekommen sei. Menschen, deren Immunsystem geschwächt sei oder die eine Vorerkrankung haben, sollten sich aber impfen lassen, so die Rentnerin.

Lieber piks als Grippe?

Kerstin Fedler handhabt es anders: „Ich lasse mich jedes Jahr impfen“, so die 50-Jährige. Die Frau aus Pegau arbeitet als Verkäuferin und ist da zum Beispiel regelmäßig auf dem Zeitzer Wochenmarkt präsent. Sie habe viel Kontakt mit Menschen, müsse Geld anfassen, von dem sie letztlich nicht wisse, welche Viren schon an ihm haften. Da sei ihr der Schutz wichtig. Und bis jetzt, sagt Kerstin Fiedler, sei sie auch noch nie von einer Virusgrippe, erwischt worden.

Auch wenn Niklas Edel sagt, dass er nicht unbedingt freudestrahlend zur Grippeschutzimpfung marschiere, so lasse er sich doch impfen. „Eine Grippe wäre ja am Ende doch viel schlimmer als der kleine Piks“, sagt der elf Jahre alte Junge aus Tröglitz. Und seine Mutter Kathleen Edel nickt. Auch sie lasse sich seit Jahren impfen und achte zusätzlich für die Familie und für sich selbst auf gesundes Essen und Bewegung an der frischen Luft, wie beispielsweise Fahrrad fahren. „Eine Grippe habe ich noch nie gehabt“, sagt die 44-jährige Kauffrau im Einzelhandel.

Kein Impfung nötig: Bewegung, gesundes Essen und frische Luft

„Grippeschutzimpfung? Da habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht“, sagt hingegen Tobias Baumgraß. Der 40-jährige Mann aus Bernburg ist am Mittwoch in der Zeitzer Innenstadt unterwegs. Er sagt: „Ich bin noch nicht alt, ich bin noch nicht krank, also bin ich keine Risikoperson.“ Auf die Grippeschutzimpfung verzichte er noch. Allerdings arbeite er daran, sein Immunsystem zu stärken. „Ich gehe viel in die Sauna, ich treibe Sport und esse gesund“, erklärt Baumgraß.

Und: er bewege sich viel an der frischen Luft, schließlich sei er Gärtnermeister. Heike Lahmert hingegen, sie ist gelernte Kellnerin und arbeitet jetzt als Reinigungskraft, möchte auf den Impfschutz nicht verzichten. Sie hole ihn sich jedes Jahr und habe erst Montag ihre Impfung für die Grippesaison 2019/2020 bekommen. Scheu habe sie vor der Impfung keine, und der Piks sei auch kaum zu spüren. Höchstens habe sie hinterher im Arm etwas Druck, der an ein bissel Muskelkater erinnere.

Ärzte im Burgenlandkreis empfehlen Impfungen vor allem für Ältere

Ina Schmidt, Amtsärztin des Burgenlandkreises, rät vor allem älteren Menschen und Menschen, die anfällig für Krankheiten sind oder schon Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System haben, dazu, sich den Grippeschutz zu holen. Gleiches rät sie Personen, die zum Beispiel mit älteren und kranken Menschen arbeiten oder die überhaupt oft mit Menschen zu tun haben oder häufig viele Menschen um sicher herum haben. Dass es jetzt die beste Zeit ist, sich den Schutz zu holen, bestätigt die Amtsärztin. Zwar habe die Grippesaison begonnen, es gibt nach ihren Worten aktuell aber noch keinen gemeldeten und bestätigten Fall im Burgenlandkreis.

Erfahrungsgemäß gibt es hierzulande die Grippewelle, also die Zeit mit vermehrtem Auftreten von Erkrankungen, im Januar und Februar. Laut Schmidt bietet eine Impfung etwa über einen Zeitraum von sechs Monaten Schutz. In der jüngsten Saison gab es im Burgenlandkreis 1073 vom Labor bestätigte Grippefälle. Im Jahr zuvor waren es etwa 1 500 mehr. Da starben Anfang 2018 im Landkreis auch 25 Menschen, vor allem ältere, an Grippe. Hilfe beim Schutz gegen die Erkrankung biete häufiges Händewaschen, der Verzicht auf Händeschütteln. Wer erkältet ist, sollte Wegwerftaschentücher verwenden, in die Armbeuge niesen und den Körperkontakt mit anderen Menschen vermeiden. (mz)