Lehrlingsausbildung Lehrlingsausbildung: Mit 18 Jahren allein an einer Maschine
Borau/MZ. - "Ich wollte keinen Schreibtisch-Beruf", meint Christiane Hartwig, und als Frau könne sie die Arbeit an der Maschine genauso gut erledigen wie Männer. Die 18-Jährige ist im dritten Lehrjahr und eine von 14 Auszubildenden der Firma Schnicks in Borau. 149 Beschäftigte arbeiten hier insgesamt und stellen Fensterprofile aus Plaste her, rund 14 000 Tonnen jährlich. Das sind laut Werkleiter Stefan Valerius umgerechnet bis zu 15 laufende Kilometer.
Was sie hier erwartet, habe sie erst im Vorstellungsgespräch erfahren, hatte sie doch damals fast 30 Bewerbungen geschrieben. Doch inzwischen hätte sie sich längst zurecht gefunden. Die Mitarbeiter helfen gern, und mittlerweile könne sie allein an einer Maschine arbeiten. Als Jugendvertreterin gehöre sie zudem dem Betriebsrat an und könne dort Probleme ansprechen. Dass sie gern in der Firma bleiben würde, daraus macht die Weißenfelserin keinen Hehl.
Werkleiter Valerius geht davon aus, dass alle Auszubildenden bei entsprechenden Leistungen übernommen werden können. Obwohl das Unternehmen natürlich von der Baubranche abhängig sei, deren Situation bekannt wäre, habe man in Borau für die Zukunft gebaut. Immerhin sei man ja auch in Europa Zulieferer. Und bereits bei Inbetriebnahme des Werkes wurde großer Wert auf die Ausbildung gelegt, wurden 1999 die ersten fünf Lehrlinge eingestellt. "Das hat zum einen etwas mit Verantwortung in der Region zu tun, ist andererseits aber nicht uneigennützig, weil natürlich Fachleute gebraucht werden." Ausbildungsleiter Gunter Großmann setzt hinzu, dass die Belegschaft zwar erst zwischen 30 und 40 Jahre alt sei, das ja aber nicht so bleibe.
Dass die ersten Schritte ins Berufsleben nicht einfach sind, musste Neu-Lehrling Henry Wacker bereits in den ersten Wochen erfahren. Sei er bislang nach der Schule 13.30 Uhr zu Hause gewesen, komme er dort nun drei Stunden später an und habe kaum noch zu etwas Lust. Derzeit absolviert der 16-Jährige die Metall-Grundausbildung, weil für einen Verfahrensmechaniker auch der Umgang mit entsprechenden Werkzeugen wichtig ist. Doch schon bald geht es an die Berufsschule in Bitterfeld, und auch Lehrgänge wie die Kunststoffausbildung in Wolfen stehen an. Kosten für Fahrt und Unterbringung trägt dabei der Ausbildungsbetrieb. Schon im ersten Lehrjahr beginnt zudem das Durchlaufen einzelner Abteilungen, was laut Valerius vorteilhaft sei. "Dadurch erfolgt eine frühzeitige Konfrontation mit dem Leben und eine starke Integration."