Lehrling mit Biss Lehrling mit Biss: Der beste Zahntechnik-Lehrling Sachsen-Anhalts

Zeitz - Ein intensiver Geruch nach Gebranntem steigt einem beim Besuch der Zahntechnikfirma Bieräugel & Lorber in die Nase. In modernen Laboren wird modelliert und gefeilt, geputzt und poliert. 15 Beschäftigte gehen hier ihrem Handwerk nach. „Ich liebe diese filigrane Arbeit, die Perfektion in meinem Fach“, schwärmt Carl Griesbach. Und er muss es ja wissen, denn der 23-Jährige ist gerade erst nach Abschluss seiner Gesellenprüfung als bester Lehrling des Landes Sachsen-Anhalt gekürt worden. Zuvor war der junge Mann aus Hohenmölsen bereits Sieger im Bezirk der Handwerkskammer Halle im Leistungswettbewerb des Zentralverbandes des Deutschen Handwerkes (ZDH) geworden.
Auf Umwegen zum Zahntechniker
Dabei ist Carl Griesbach auf Umwegen zu seinem Beruf gekommen. „Ich habe am Agricolagymnasium in Hohenmölsen Abitur gemacht, danach ein Jura-Studium begonnen“, erzählt der frisch gebackene Geselle. Nach zwei Jahren hat er sein Studium jedoch abgebrochen. Die Materie sei ihm zu trocken gewesen, auch wenn sein Vater als Rechtsanwalt dieses sicher sehr bedauert habe. Sein Onkel hingegen ist Zahnarzt, und lenkte ihn in die neue Richtung. Er gab ihm den Tipp mit der Zahntechnik. Zufällig sah Carl Griesbach dann die Stellenanzeige im Internet und bewarb sich. Nach dreieinhalb Jahren hat er jetzt seine Ausbildung abgeschlossen - übrigens war er dabei der einzige Junge in der Klasse. Insgesamt erhielten in Sachsen-Anhalt 37 Jungtechniker ihren Gesellenbrief, davon 26 im Kammerbezirk Halle. Wie die Zahntechniker-Innung des Landes mitteilt, erhielten alle einen Arbeitsvertrag. Insgesamt gibt es derzeit 59 Lehrlinge im Zahntechniker-Handwerk.
„Am Anfang waren wir recht skeptisch, dass das der richtige Beruf für Carl ist“, sagt Mark Rybinsky, der mit ihm im gleichen Labor sitzt. Inzwischen steht er seinen Mann. „Zuerst habe ich natürlich an Übungsmodellen gearbeitet, denn mir ist durchaus bewusst, dass schon der kleinste Fehler dazu führen kann, dass die gesamte Arbeit unbrauchbar wird“, erklärt Carl Griesbach. Zur praktischen Prüfung musste er vier Gesellenstücke in 40 Stunden herstellen, das war zum Beispiel die Anfertigung einer kompletten Prothese. Hier sind zahlreiche handwerkliche Fähigkeiten gefragt. Am Ende darf kein Zahn wackeln oder kippen, es geht um die Einheit von Funktion und Ästhetik.
„Am besten ist das Gebiss gelungen, wenn man nicht sieht, dass es falsche Zähne sind“, sagt der 23-Jährige. Seine anderen Gesellenstücke waren eine keramisch verblendete Brücke, ein Innenteleskop und partieller Zahnersatz.
Begabtenförderung von der Handwerkskammer
Carl Griesbach - im wahrsten Wortsinn ein Lehrling mit Biss: Weil seine Gesellenstücke jetzt die besten in Sachsen-Anhalt sind, erhält er von der Handwerkskammer Halle eine Begabtenförderung. „Diese Chance werde ich mir nicht entgehen lassen und spätestens im nächsten Jahr meine Meisterschule beginnen“, plant er. Seine Zukunft sieht er im Zeitzer Unternehmen. „Ich bleibe auf jeden Fall hier, denn wenn ich Zuhause wohnen kann, spare ich Geld für Kost und Logis.“
Das Unternehmen Bieräugel hat dabei einen weiteren Grund zum Feiern. „Vor 25 Jahren habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt“, sagt Gründer Thomas Bieräugel. Vor knapp drei Jahren bezog die Firma ihren Neubau im Zeitzer Felleisenweg und damit hielt auch moderne Computertechnik Einzug. Das Unternehmen bildet eigenen Nachwuchs aus, so arbeiten auch Vater und Sohn Stefan Bieräugel Hand in Hand. Einen neuen Lehrling gibt es mit Patricia Schaeffer im zweiten Lehrjahr auch schon. (mz)