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Leerstand weil Bewohner wegsterben Leerstand weil Bewohner wegsterben: Wie Entwicklung in Zeitz bis 2035 aussehen könnte

Von Angelika Andräs 11.05.2019, 06:00
Tobias Jacobs vom Planungsbüro Timourou hat nicht nur eine grundlegende Analyse erstellt, sondern erarbeitet auch Zielstellungen.
Tobias Jacobs vom Planungsbüro Timourou hat nicht nur eine grundlegende Analyse erstellt, sondern erarbeitet auch Zielstellungen. Hartmut Krimmer

Zeitz - Jeder dritte Einwohner in Zeitz-Ost ist 80 Jahre alt oder älter. Und das bedeutet für die nächsten Jahre ein steigendes Risiko, dass noch mehr Wohnungen leerstehen. Das macht die Analyse deutlich, die für die Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (Isek) bis 2035 vorliegt. Es ist zugleich das größte Problem für Zeitz - sowohl hinsichtlich der demografischen Entwicklung, als auch des Leerstands.

Der könnte sich umso rasanter ausbreiten, als die Nutzer vieler Wohnungen bis 2035 schlicht wegsterben oder in einem Pflegeheim leben. „Der Leerstand könnte auf 33 Prozent ansteigen“, sagt Tobias Jacobs vom Büro für urbane Projekte Timourou, das erstmals eine wirklich genaue Wohnungs- und Leerstandsanalyse für das Isek durchgeführt hat.

Leerstand in Zeitz: Ähnliche Situation in Zeitz-West

Nicht wirklich anders sieht es in Zeitz-West, Wohnviertel Völkerfreundschaft und Friedensstraße, aus. Auch hier ist der Altersdurchschnitt ähnlich hoch, auch hier droht Leerstand, der nichts mit der Abwanderung vor allem Jugendlicher und junger Familien zu tun hat. Diese Abwanderung gibt es immer noch. Doch auch die Zuwanderungszahlen haben sich in den letzten Jahren verbessert, lagen zum Teil über denen der Abwanderung.

„Zwischen 2013 und 2016 gab es einen leicht positiven Wanderungssaldo aufgrund der Zuwanderung von Flüchtlingen“, erklärt der Diplom-Geograf und Experte für Wohn- und Stadtraumkonzepte Tobias Jacobs in der Analyse. „Bis 2035 schrumpft Zeitz aber noch einmal um 16 Prozent, das heißt um etwa 4.700 Einwohner.“

Leerstand in Zeitz: In der Amtssprache wird vom „Sterbeüberschuss“ gesprochen

In den letzten Jahren halten sich die Anmeldungen von Neu-Zeitzern in etwa die Waage mit den Abmeldungen wegen Wegzugs, teilweise gibt es ein leichtes Plus von 100 bis 150 bei den Neu-Zeitzern. Allein nach dieser Statistik könnte sich die Einwohnerzahl in etwa beim jetzigen Stand einpegeln. Doch die Zahl der Sterbefälle liegt deutlich über der der Geburten.

In der Amtssprache wird vom „Sterbeüberschuss“ gesprochen. Und der lag beispielsweise 2017 bei 347. Und das ist realer Verlust an Einwohnern. Der Prozess lässt sich auch nicht so einfach aufhalten oder umkehren: Bereits 2016 lag der Altersdurchschnitt in Zeitz bei über 50 Jahren. Gedrückt wurde er vor allem bis 2016 immer noch durch die Flüchtlinge und Asylbewerber, die in Zeitz immerhin einen Altersdurchschnitt von 30 Jahren in die Waagschale werfen.

Leerstand in Zeitz: Aufgabe der Fortschreibung

Aufgabe der Fortschreibung des Isek ist es aber nicht nur, diese Analyse vorzulegen und den Fortgang zu prognostizieren. Vielmehr geht es darum, praktikable Lösungen zu finden. „Die Stadtentwicklungsplanung der vergangenen Jahre verfolgte das Ziel, die Stadt an das Sinken der Bevölkerungszahl anzupassen.

Dieses große Ziel besteht weiterhin“, erklärt Tobias Jacobs, „ursprünglich ging man dabei davon aus, dass es reicht, lediglich die Schrumpfung der Stadt von außen nach innen, wie im Stadtumbaukonzept von 2014, zu verfolgen.“ Das reicht aber offensichtlich nicht aus.

Leerstand in Zeitz: Frage der Strategie

Das aktuell zu erarbeitende Stadtentwicklungskonzept 2035 ergänzt diese Strategie um weitere Aspekte: Es legt zusätzlich gesamtstädtisch, also in den Stadtteilen, bedeutsame Kernbereiche fest. Die sollen nicht nur in ihrem Bestand erhalten bleiben, sondern im Zentrum aktiv entwickelt werden. Die umliegenden Wandelgebiete dürfen sukzessive schrumpfen. „Es verfolgt im Grunde das Prinzip der dezentralen Konzentration. Die Vernetzung der Kerne ist dabei wesentlich“, ergänzt Jacobs.

Letztendlich könnten dann alle Stadtteile ihren Kern, ihr Zentrum, behalten. Jeder Stadtteil könnte dann aber auch schrumpfen. Qualität statt Quantität. Wie das konkret aussehen könnte, ist der nächste Schritt in der Fortschreibung des Konzeptes. Erste Ansätze wurden bereits im April in einer Ausstellung vorgestellt. (mz)