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Leben für Patienten und die Medizin

18.01.2005, 16:59

Hohenmölsen/MZ/ash. - In seinem schicken Einfamilienhaus am Weinberg in Hohenmölsen hält der Vater von zwei erwachsenen Söhnen und fünffache Großvater Rückschau auf sein vom Beruf maßgeblich geprägtes Leben. 1945 gelangte die Familie nach der Flucht aus dem Sudetenland in die Region Nebra, ehe Klaus Kittel dann sechs Jahre in Schulpforta lernte und das Abitur ablegte. Seine Entscheidung, in Rostock Medizin zu studieren, habe seine Mutter sehr beeinflusst. Im Nachhinein betrachtet sei ihr Rat durchaus gut gewesen, meint der frisch gebackene Rentner schmunzelnd. Die Fachrichtung Innere Medizin habe er für sich gewählt, weil gerade auf diesem Gebiet vieles ineinander greife, erklärt der Mann, der schon mit 23 Jahren promovierte. 1959 nahm er seine Arbeit im Weißenfelser Krankenhaus auf. Sechs Jahre später begann er in Abstimmung mit seinem Chef und dem damaligen Kreisarzt, neben seiner Tätigkeit im Krankenhaus eine rheumatologische Sprechstunde aufzubauen. Kittel hospitierte bei Spezialisten in Dresden und bildete sich ständig fort.

Wenig erforscht bisher

"Selbst ägyptische Mumien weisen Zeichen von Rheuma auf", versucht der Mediziner zu verdeutlichen, wie alt und zugleich wenig erforscht diese Krankheit noch ist. Als er 1972 ins Hohenmölsener Krankenhaus wechselte, nahm Dr. Klaus Kittel seine Sprechstunde mit und hielt sie bis vor knapp 14 Tagen ab. Neben seiner Tätigkeit als Chefarzt und später auch als ärztlicher Direktor betreute er über 200 von rheumatischen Beschwerden betroffene Patienten im Vierteljahr. Viele Hilfesuchende kamen auch aus dem Raum Zeitz. Denn dort fehlt bis heute eine Rheumasprechstunde. Die Krankheit sei nicht nur bei alten Menschen zu finden, betont Kittel und verweist auf zunehmend jüngere Frauen und selbst Kinder mit rheumatischen Beschwerden. Mit der Gewissheit, einen versierten Nachfolger gefunden zu haben, übergab der Mediziner die Sprechstunde nun an den Chefarzt der Inneren Abteilung der Asklepios Kliniken Weißenfels-Hohenmölsen GmbH Dr. Kraul. Die Rheumasprechstunden finden weiter dienstags und donnerstags Vormittag im Hohenmölsener Krankenhaus statt.

Doch so ganz aufgeben mag der Mann sein Wirken für die Medizin noch nicht. Gemeinsam mit seiner Frau, die in Weißenfels eine Praxis für Innere Medizin betreibt, erarbeitet er Rentengutachten. Dafür benötige man nicht nur eine lange Berufserfahrung, sondern auch ein Gespür für den möglichst neutralen und objektiven Weg zwischen Patient und Behörde, betont er.

Wöchentliche Radtour

Der 69-Jährige blickt tatendurstig in die Zukunft. In Haus und Garten gebe es jede Menge zu tun. Und mit einem befreundeten und ebenfalls kulturhistorisch interessierten Chirurgen unternehme er viele Ausflüge vor allem gen Thüringen. Als CDU-Stadtrat in Hohenmölsen wolle er sich in die kommunale Entwicklung mit einbringen. Und er unternehme auch weiterhin mindestens zweimal wöchentlich eine Radtour zwischen Hohenmölsen und Teuchern. Und dann, so meint Dr. Klaus Kittel schmunzelnd, müsse er sich ja auch noch um seine Enkel kümmern.