Landwirtschaft Landwirtschaft: Miss «Beste Kuh» wohnt in Haardorf
Haardorf/MZ. - "Das hält man ja gar nicht mehr aus. Immer hört man nur schlechte Sachen über die Bauern. Dabei arbeiten wir so viel und es gibt auch Gutes und Schönes zu erzählen", sagt die zierliche, quirlige Karin Kuiper in ihrem fast fehlerfreien Deutsch mit dem drolligen niederländischen Akzent. Und schon zitiert sie ihren Mann Clemens herbei, er möge die Besucher mit der schönen Anna bekannt machen. Anna nämlich wurde auf der Tierschau des Rinderzuchtverbandes Sachsen-Anhalt unter den zweifachen Mutterkühen als Zweitschönste gekürt.
Beinahe noch mehr freuen sich die beiden jungen Holländer über den Titel "Beste Leistungskuh" über ihre Gisela. Sie brachte dem Betrieb schon drei Kälbchen und produzierte in 305 Tagen 12 300 Kilogramm Milch mit einem Anteil von 4,43 Prozent Fett und 4,34 Prozent Eiweiß. Sie sei eine Tochter von Inspiration, eines Bullen, der einen ganz besonders guten Ruf besitzt, sagt der Bauer fast ehrfürchtig.
Zum ersten Mal hatten Kuipers an einer Tierschau ihres Fachverbandes teilgenommen. Das bringe nämlich einen großen Aufwand mit sich, geben sie zu bedenken. Da es im Süden Sachsen-Anhalts relativ wenige Unternehmen in der Tierproduktion gibt, ist die Anfahrt zu den Wettbewerben weit. Die Tiere müssen nicht nur die Schönsten und Besten, sondern auch gewillt sein, ihre Vorzüge zu präsentieren. Da spielt nicht jede Kuh mit.
"Das ist wie bei den Frauen. Alle sind sie schön, aber nicht jede mag auf dem Laufsteg herumtanzen", verdeutlicht Karin Kuiper das Problem und der Schalk blitzt ihr aus den Augen. "Wir bauen von Anfang an bei laufender Produktion um", erzählt die 27-jährige Bäuerin und setzt voraus, dass sich jeder vorstellen kann, was für enorme Mühe das macht, alte Stallanlagen auf diese Weise zu modernisieren.
Da hat es seinen Grund, dass von den drei Angestellten des kleinen Unternehmens zwei im Kuhstall arbeiten, einer aber Bauarbeiter ist. "Was wir verdienen, das stecken wir hier gleich wieder rein", erklärt die junge Frau, die mit ihrem Mann in der ehemaligen kleinen Verwaltungsbaracke wohnt - in Reichweite des Dunggeruchs und der unvermeidlichen Fliegen. "Aber wir haben uns das hier schön eingerichtet, mit Büro und Wohnung und der Hund hat auch noch genug Platz draußen und drinnen."
Dunggeruch und Fliegen - damit können Karin und Clemens Kuiper leben. Wuchsen sie doch beide auf Bauernhöfen auf. "Gucken Sie doch nur mal, wie schön Kühe sind, mit ihrem weichen Fell und den großen Augen", schwärmt Karin Kuiper. Die Chance, die elterlichen Höfe zu übernehmen, hätten sie beide nicht gehabt. Er nicht als dritter Sohn der Familie, sie nicht als zweite Tochter. Dass sie so weit weg von zu Hause gemeinsam etwas schaffen, bereuen sie nicht. Sie seien alle so nett ringsum, die Leute. Manchmal kämen auch die Kinder des Dorfes vorbei und schauten sich die Kälber in ihren kleinen Häuschen mit dem Auslauf an.
Freilich sei der Tag lang. Bei Kuipers wird dreimal gemolken: um 5 , 13 , und 21 Uhr. "Unsere Kühe geben ziemlich viel Milch. Da ist es für sie eine Erleichterung, wenn die Euter einmal mehr leer gemacht werden", begründet Clemens Kuiper. Dafür sei man schließlich Bauer. Und da müsse man auch für die Tiere mitdenken.