Landwirtschaft Landregen im Raum Zeitz zur richtigen Zeit?
Guter Obstbehang, wenig Frostschäden - wie Bauern, Obstanbauer und Kleingärtner das Frühjahr einschätzen.

Zeitz/Quesnitz/MZ - Prüfend schweift der Blick von Stephan Frank über sein Feld bei Quesnitz. Das Braun der Erde überwiegt noch deutlich. Die in Reih und Glied stehenden Pflänzchen bilden noch nur kleine grüne Farbtupfer. Anfang Mai hat er die Samen in die Erde gebracht. Doch schon in den kommenden Wochen werden die Pflanzen einen guten Meter hoch sein, hofft er.
Zum ersten Mal hat der Quesnitzer Landwirt Sonnenblumen angebaut. „Und die Saat ist auch gut aufgegangen“, freut er sich. Gleich auf 20 Hektar wächst die Ölfrucht statt Raps. „Der Raps ist mir im vorigen Jahr von Schecken weggefressen worden, da wird der Ertrag gering sein. Sonnenblumen wollte ich schon immer mal probieren, da habe ich jetzt eben ein bisschen mehr davon gelegt“, berichtet der 37-Jährige. Insgesamt ist der Quesnitzer mit dem Frühjahr ganz zufrieden. „Wenn ich da die Berufskollegen im Norden Sachsen-Anhalts sehe, wo es extrem trocken ist, sind wir noch gut davon gekommen. Die Kulturen wachsen gut. Aber so moderaten Landregen können wir immer gebrauchen“, so Frank. Insofern kamen die Regenschauer nach zwei Wochen Trockenheit im Mai zum Ende der Woche ganz recht. „Sechs Liter auf den Quadratmeter hat es am Donnerstagabend gegeben. Und der Boden hat das Wasser gut aufgenommen. Wenn man das Feld betritt, bleibt nichts an den Schuhen haften. Das ist ein gutes Zeichen“, so Stephan Frank.
Auch Landwirt Torsten Müller aus Pirkau ist mit dem Frühjahr zufrieden. „Wir hatten dieses Jahr Glück mit der Feuchtigkeit. Es ist doch immer mal was runter gekommen. Für den Knoblauch waren allerdings die langen Nachtfröste, teilweise bis minus 6 Grad, nicht so gut“, so Müller. Seit drei Jahren gehört die aromatische Gewürzpflanze zu seinem Portfolio. Durch die Fröste habe das Wachstum der Pflanzen stagniert und deren Entwicklung um gut zehn Tage zurückgeworfen. „Aber ich denke, der Knobi holt das wieder rein. Die Knollen haben im Durchschnitt schon eine Größe von rund drei Zentimetern. Und bei dem warmen Wetter zur Zeit ist der Knoblauch in seinem Element“, ist der Pirkauer optimistisch. Er habe Pflanzen- und Bodenanalyse betrieben und festgestellt, dass die Nährstoffe aus dem Boden noch gar nicht alle in den Pflanzen angekommen sind. Das gehe jetzt so richtig los. „Hagel und Unwetter können wir natürlich nicht gebrauchen. Aber immer mal Regen ist gut. Jetzt ist die entscheidende Phase“, so Müller. Für den Weizen beispielsweise seien nach dem Regen 20 Grad am Tag und 10 Grad in der Nacht perfekt, wünscht er sich.
Für Obstbauer Christian Martin vom gleichnamigen Obsthof auf Kloster Posa bei Zeitz ist Regen ebenso willkommen. „Jetzt muss es regnen, damit die Früchte groß werden, und nicht später, wenn sie reifen. Gerade für die erste Obstsorte im Juni, die Süßkirschen, wäre späterer Regen nicht gut“, so der Obstbauer. Er ist froh, dass seine Obstkulturen noch von den Reserven im Boden aus dem Winter zehren konnten. Frostschäden während der Blüte hätte er in diesem Jahr nicht zu beklagen, lediglich die Aprikosen hätten ein bisschen was abgekriegt. „Insgesamt ist der Behang bei allen Obstsorten gut“, schätzt der Zeitzer ein.
„Der Winter hat uns Niederschläge für die Oberfläche gebracht, aber in der Tiefe ab einem Meter ist nicht viel Feuchtigkeit“, weiß Wilfried Ammer, Vorsitzender des Regionalverbandes „Weiße Elster“ Zeitz und Umgebung. Trotzdem kann der Hobbygärtner über das Frühjahr nicht klagen. Auch wenn es durch Fröste Ausfälle bei Aprikosen und Pfirsichen geben würde, die restlichen Obstbäume seien gut behangen. „Durch die Trockenheit im März ist bei Kulturen wie Petersilie, Erbsen und Möhren mit Ausfällen bis 40 Prozent zu rechnen, aber das kann man wieder nachsäen. Auch beim Salat oder Kohlrabi ist einiges kaputt gegangen“, so Ammer. Derzeit sei die Wachstumsperiode allerdings in vollem Gange, so dass man sich an jeder Menge Blumen erfreuen kann und auch alles andere gut wachse. „Ich habe zum Beispiel Spargel angebaut und so viel Ertrag wie noch nie“, so der Kleingärtner.