Kunstschätze der Region Kunstschätze der Region: Mit 800 Jahren ältestes Möbelstück weit und breit
Bad Kösen. - Welche Schätze mögen einst in diesem eigentümlichen, 800 Jahre alten Schrank gelegen haben? Das fragt sich so mancher Besucher des Romanischen Hauses in Bad Kösen, wenn er vor dem Paramentenschrank steht. Vielleicht wurden hier die Ornate aufbewahrt, mutmaßte Dr. Heinrich Bergner in seiner "Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Naumburg (Land)". Das Buch ist anno 1905 herausgegeben worden von der Historischen Commission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt. Es wurde 2001 als Reprint neu aufgelegt.
Vor 100 Jahren befand sich der Paramentenschrank noch in der Trinitatiskapelle der ehemaligen Zisterzienserkirche Pforta. 1957 wurde er dem Romanischen Haus als Leihgabe übergeben, weil die klimatischen Verhältnisse in der Klosterkirche nicht die besten waren für den ältesten noch vollständigen erhaltenen Schrank Mitteldeutschlands. Weil das Möbelstück Bedeutung von internationalem Rang hat, trat es vor 14 Jahren eine Reise nach Paris an. Es wurde in der Ausstellung "Der heilige Bernhard und die Welt der Zisterzienser" gezeigt. Mehr Aufschluss über das Alter des Schrankes haben wissenschaftliche Untersuchungen von Doktoranden der Technischen Universitäten Bamberg und Berlin gebracht. Nun steht fest, dass das Möbel nicht, wie bislang angenommen, aus Kiefern- sondern aus Tannenholz gefertigt wurde. Zudem konnte die bereits vor 100 Jahren vermutete Entstehungszeit bestätigt werden. Es stellte sich heraus, dass die Bretter aus einem Baum stammen, dessen Jahresringe von 977 bis 1182 reichen, so der Leiter der Museen der Stadt Bad Kösen, Lutz Toepfer. Der Schrank dürfte somit zur Erstausstattung der Klosterkirche Pforta vor ihrem gotischen Umbau gehören.
Das Romanische Haus Bad Kösen ist sonnabends und sonntags, 10 bis 16 Uhr, mittwochs 10 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr geöffnet.
