Kostümverleih Kostümverleih: Mit Kleinem Muck zum eigenen Laden
Weißenfels/MZ. - Ein bewegtes Berufsleben liegt bereits hinter ihr. Einst lernte sie Fleischverkäuferin, war später Rohrleitungswärterin in Leuna und nach der Wende schließlich arbeitslos. "Mir war gleich klar: Mit kleinem Kind nimmt mich niemand mehr. Doch für die Ewigkeit wollte ich nicht Sozialhilfeempfängerin bleiben", erinnert sich die Unternehmerin. Ein wenig half der Zufall nach. Die Handwerkskammer bot eine Umschulung zur Änderungsschneiderin an. "Das war gleich etwas für mich. Ich kämpfte, dass ich noch mit in den Lehrgang kam, denn anfangs war ich dafür nicht vorgesehen", so Frau Müller.
Die Schneiderei war schon immer ihr Hobby. Bereits mit zwölf Jahren nähte sie ihr erstes Kleid. Dabei blieb es bis heute. Vor ihr ist kein Stoffrest sicher, auch für Wolle und Garne aller Art findet sie Verwendung. "Außer klöppeln kann ich eigentlich alles, ob sticken, stricken, nähen. Handarbeit ist einfach mein Leben. Ich kann sagen, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht."
Der Laden in der Merseburger Straße scheint beinahe überzuquellen. Wolle, Knöpfe, Reißverschlüsse, davor hängen Kostüme. Eine Wand weiter sieht es aus wie in einem Theaterfundus. Kostüme für Groß und Klein, dazwischen Nähmaschinen, Sofa, Fernseher und wieder ein Regal mit Stoffen. "Ja, eigentlich ist das meine gute Stube. Der Laden ist im Laufe der Jahre viel zu klein geworden, so musste das Wohnzimmer mit herhalten", fährt sie fort. Die neueste Idee ist ein Treff unter Gleichgesinnten. Ein kostenloser Kurs, um gemeinsam zu häkeln, zu stricken, zu fachsimpeln . . . Fünf Frauen kommen regelmäßig. Die Vergrößerung des Ladens, vielleicht ein Umzug in die Innenstadt waren geplant. Doch die Verhandlungen scheiterten.
Jetzt herrscht erst mal Hauptsaison bei dem Kostümverleih. Rund 350 Exemplare stehen zur Auswahl, gut ein Drittel davon selbst geschneidert. "Meine Spezialität sind Maß- und Einzelanfertigungen. Zum Beispiel für den Karnevalsverein in Tagewerben nähte ich Kostüme und eine aufwändige Vereinsfahne", erzählt Frau Müller weiter.
Die Kostüme von der Stange möchte sie nach und nach durch eigene Kreationen ersetzen. Auch deshalb stehen die Nähmaschinen im Laden eigentlich nur selten still.