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Körner macht Ordnung auf dem Kopf

Von Maria Barsi 11.12.2007, 19:19

Zangenberg/MZ. - Konrad Munkelt ist der Älteste unter jenen, die sich im winzigen Raum nach Peter Körners Schere drängen. "Diesen Haarschnitt habe ich schon ewig und drei Tage. Der bleibt so", sagt der 83-Jährige, der nicht mehr mit dem Auto nach Zeitz fahren mag und schon gar nicht des Haareschneidens wegen. Die paar Schritte zum Anbau auf Körners Hof schafft er noch allemal. Es sei ja auch immer interessant hier. Ein bisschen wie früher beim Konsum? "Nö. Besser. Den Friseur haben wir noch", sagt Jürgen Pfauter und hat die Lacher auf seiner Seite.

Nach Konrad Munkelt nimmt Hugo Schwind auf dem mehrere Zentner schweren alten Zahnarztstuhl Platz. Den hatte Körner vor Jahr und Tag in der Poliklinik-Außenstelle Osterfeld von Obermedizinalrat Aleyt bekommen und mit drei Freunden an Ort und Stelle gehievt. Es ist ein gewaltiges Gerät, mit dem Körner seine Kunden per Fußpedal hydraulisch in Augenhöhe bringt. Das braucht er auch für Schwind. "Von ihm werde ich nicht fürs Schneiden bezahlt, sondern fürs Suchen. Da kommen die Holzwürmer raus", behauptet Körner und Hugo Schwind amüsiert sich. "Ich komme ja nur, damit ich unter die Leute komme", sagt der 73 Jahre alte Tischlermeister lachend. Karl-Heinz Schmidt hat noch dichtes Haar, auch wenn es für den geliebten Elvis-Kanten doch nicht mehr so ganz reicht. Er ist Zeitzer und war schon vor fünfzig Jahren treuer Kunde von Rolf Körner. Seit er einen Garten in Zangenberg hat, mag er die Friseurrunde jeden vierten Sonnabend nicht missen. Hier werde so schön geschwatzt, geklatscht und gelacht. "Früher gab es ja auch mal einen Schnaps für die Kunden", meint er mit einem verschmitzten Blick auf Körner. Der jedoch lässt sich nicht herauslocken, schieben sich doch gerade seine jüngsten Kunden herein.

Frank Weigel aus Hermsdorf hinter Heuckewalde ist es mit seinem Sohn Maximilian. Der Neunjährige spielt bei Chemie Zeitz Fußball, da könne man auch in Zangenberg zum Friseur gehen, findet er. Beim Thema Max kommen Peter Körner gleich mehrere Erinnerungen. "Früher mussten wir ihn mit drei Mann halten, wenn ich im weißen Kittel mit der Schere ankam. Und sagt ja nicht, dass ich ihn da mal ins Ohr gezwickt habe!" Am nächsten zweiten Sonnabend im Monat wollen sie alle wieder dabei sein, wenn Körner seinen Service anbietet, den er sich damals speziell für die älteren Männer ausdachte, als er 1962 von der Armee kam.