Kinder schreiben altdeutsche Schrift
NONNEWITZ/MZ. - Die Sachen hatte sie sich teilweise zusammengeborgt, oder aus dem Zeitzer Fundus geholt. Mit einem schwarzen Hut, der weißen Stola und dem langen Rock wirkte sie wie aus der Zeit vor 100 Jahren. Möglicherweise sahen die Pädagogen aber auch vor 85 Jahren so aus. Denn vor genau dieser Zeit wurde die Schule Nonnewitz übergeben. Grund genug, das Jubiläum würdig zu begehen.
In der 4b brachte Kathrin Schön den Kindern beispielsweise die altdeutsche Schrift bei. Auf einem vorbereiteten Blatt konnten sie die Buchstaben nachschreiben. Es war für die Kleinen nicht einfach, das Wort Fee in der anderen Schriftart zu entziffern. "Die Schrift gefällt mir, die ist so schön geschwungen", sagte Lotti Mercedes Kaspar (9). Aber Johannes Drieselmann (10) entdeckte gleich den Haken an der Sache. "Da sitzt man aber länger an den Hausaufgaben", ergänzte er. Im Flur hatten die Lehrer eine kleine Ausstellung aufgebaut. Klassenlehrerin Konstanze Kühne zeigte ihren Schülern aus der 1a eine alte Schiefertafel und einen Ranzen. Eine Schülerin hatte sogar eine alte Fiebel mitgebracht. "Erkennt ihr die Lehrer auf diesen Bildern?", stellte sie die Frage. "Nö, das sind ja noch Kinder", antwortete ein Mädchen aus der Menge. Und tatsächlich, neun Nonnewitzer Lehrer sind abgebildet, als sie gerade in die Schule kamen und heute dort unterrichten.
Schulleiterin Margot Seidel wurde 1955 in Nonnewitz eingeschult. Damals gab es noch andere Fenster, einen Ölfußboden und einen Kachelofen in jedem Klassenraum. "Im Winter kam der Hausmeister herein und legte Kohlen nach." Die Jungen ihrer Klasse schmissen manchmal Kastanien in den Ofen, die irgendwann knallten. Das seien eben ihre Späße gewesen. Mitunter sei es sogar vorgekommen, dass alle zu Hause bleiben durften, weil es mit der Heizung nicht klappte. Der Sportunterricht erfolgte in einem Klassenraum, in dem an der Seite eine Sprossenwand angebracht war. "Mein Vater wurde in Nonnewitz ebenfalls eingeschult", so die 60-Jährige. Er habe ihr erzählt, dass es zu seiner Zeit im Keller der Schule noch ein Bad gegeben habe, in dem sonnabends alle Kinder gebadet wurden. Die Nonnewitzer Schüler lernten Mittwoch jedoch nicht nur ihre Schule besser kennen: An elf verschiedenen Stationen konnten sie Spiele aus früherer Zeit durchführen. So gab es unter anderem Hixespiele, konnten sie mit Ball und Kreisel hantieren oder mit Murmeln spielen.