Käsemilbe thront mitten im Ort
WÜRCHWITZ/MZ. - Klaus Rübestahl, parteilos, ist Bürgermeister der Gemeinde Würchwitz, seit acht Jahren. Aber nicht mehr lange. Künftig gibt es in Würchwitz nur noch einen Ortsbürgermeister. Ob sich Rübestahl im neu gewählten Ortschaftsrat dafür zur Wahl stellt, darüber will er öffentlich noch nicht sprechen.
Fakt ist, dass die Gemeinde Würchwitz mit 1. Juli Bestandteil der Stadt Zeitz ist. Die Gemeinde hat sich im Rahmen der freiwilligen Phase der Gebiestreform für eine Eingemeindung in die Elsterstadt entschieden. Die Tinte unter dem Gebietsänderungsvertrag ist längst getrocknet. Würchwitz bereichert die Stadt Zeitz mit rund 600 Menschen. Und sie bringt mit 1 215 Hektar eine Fläche mit, die etwa doppelt so groß ist wie Gibraltar. Zur Gemeinde gehören die Ortsteile Würchwitz, Bockwitz, Loitsch, Suxdorf, Lobas und Stockhausen. "Wir gehören im Burgenlandkreis zu den Gemeinden mit den meisten Ortsteilen", sagt Rübestahl. Würchwitz an sich ist 1147 das erste Mal urkundlich erwähnt worden, als "Wirwicz". Der Name soll möglicherweise Weidendorf bedeuten.
Dass es sich in der Gemeinde gut lebt, davon ist Rübestahl überzeugt. Dafür verantwortlich sei auch die gute geographische Lage. Im nahen Schnaudertal lasse es sich gut wandern. Und von der Suxdorfer Windmühle aus könne man bei guter Sicht nicht nur bis zum Leipziger Völkerschlachtdenkmal blicken, sondern sogar in weiter Ferne die Tschechische Republik erspähen. Zu den Besonderheiten im Ort Würchwitz zählt Rübestahl das Milbenkäsemuseum. Es wird privat von Helmut Pöschel betrieben. Der Milbenkäse ist eine Würchwitzer Spezialität. Er wird seit etwa 500 Jahren mit Hilfe von Käsemilben hergestellt. Die genaue Rezeptur verraten die Würchwitzer allerdings nicht. Weil der Milbenkäse Würchwitz über Deutschland hinaus bekannt gemacht hat, ist der Käsemilbe im Dorf ein Denkmal gesetzt worden. Und ganz in der Nähe des Denkmals hat im April im Vier-Seiten-Hof der Familie von Hubertus Triebe die Saale-Unstrut-Vinothek eröffnet, die inzwischen auch von einer Weinstube komplettiert wird. "Damit ist Würchwitz für Besucher noch interessanter geworden", meint Rübestahl. Und überhaupt biete sich die Gemeinde für Ausflüge an. Das auch deshalb, weil die Verbindungen zwischen den Ortsteilen intakt und somit gut für Fahrradfahrer geeignet sind. Dabei können Interessierte auch in die Geschichte der Landwirtschaft eintauchen. Schließlich war Würchwitz einst Wohn- und Wirkungsstätte von Johann Christian Schubart, dem Kaiser Joseph II. 1784 den Adelstitel verlieh. Schubart durfte sich seither Edler von Kleefeld nennen. Sein Verdienst: Er hatte als erster Klee angebaut und zur Stallfütterung verwandt. Dafür wurde ihm 1851 ein Denkmal gesetzt. "Das Denkmal soll im kommenden Jahr saniert werden", sagt Rübestahl.
Während es für das Denkmal Pläne gibt, steht die Zukunft des seit zwei Jahren leerstehenden Würchwitzer Schulgebäudes in den Sternen. "Es sollte sinnvoll genutzt werden", sagt Rübestahl. Schließlich sei das Gebäude erst 40 Jahre alt, massiv gebaut und intakt. Pläne, es für die Betreuung von Senioren zu nutzen, konnten allerdings nicht umgesetzt werden. Neue Ideen seien also gefragt, so Rübestahl. Er selbst blicke mit ein bisschen Wehmut dem 1. Juli entgegen. Schließlich müsse die Gemeinde ein Stück Eigenständigkeit aufgeben. "Aber man muss optimistisch in die Zukunft schauen, gegen den Strom schwimmen kann man nicht", sagt Rübestahl. Außerdem habe ja der freiwillige Gang nach Zeitz der Ortschaft etwas Eigenständigkeit bewahrt. So kann der Ortschaftsrat zum Beispiel Veranstaltungen, die der Heimatpflege dienen, fördern. Stolz ist der Bürgermeister darauf, dass die Gemeinde den Schritt nach Zeitz ohne Schulden geht. "Wir bringen keinen Scherbenhaufen mit", sagt er.
Um die fünf neuen Ortsteile in Zeitz zu begrüßen, wird in der Innenstadt am Sonnabend, 4. Juli, ein Stadtfest gefeiert.