Karneval in Alttröglitz Karneval in Alttröglitz: Reuden aus dem Häuschen

alttröglitz/MZ - Mehr geht wahrscheinlich nicht.
1951 wurde die Gesellschaft durch Heinz Schirbach und eine Hand voll unbescholtener Bürger von Reuden und Umgebung gegründet. Sinn und Zweck des Vereins: den Karneval, den Gardetanzsport und das heimische Brauchtum zu hegen und zu pflegen.Die Jubiläums-Weiberfastnacht findet am 27. Februar ab 19.33 Uhr im Gasthof „Drei Linden“ in Reuden statt. Freitag und Samstag finden die Abend-Galen statt, wobei nur noch für den Freitag Karten zu haben sind (9,90 Euro). Am Sonntagnachmittag ab 14.33 Uhr bekommen die Senioren das „volle Programm“ geboten. Den Abschluss bildet die Rosenmontags-Party mit extra Gags und Klamauk der Karnevalisten.
Ein noch tolleres Programm auf die Beine zu stellen als die 1. Große Reudener Karnevalsgesellschaft am Samstagabend im Hyzet Kultur- und Kongresszentrum Alttröglitz scheint fast nicht möglich zu sein. Nahezu drei Stunden wurden die rund 300 Gäste bestens unterhalten. „Also, das habe ich noch nicht erlebt“, schwärmte Kurt Nehmer (61) aus Gera-Langenberg, der sich gemeinsam mit seiner Frau Gisela bei Freunden in Zeitz einquartierte. Er habe das nie glauben wollen, wenn sein bester Freund immer von den Reudenern in den höchsten Tönen schwärmte.
Nicht zu viel versprochen
Nun habe er das selbst erlebt und muss seinem Freund zustimmen, dass er nicht zu viel versprochen hatte. Und auch die Familien Steinbach und Köhler aus Hohenmölsen waren voll des Lobes. Sie seien schon mehrmals dagewesen, jedes Mal natürlich in einem anderen Kostüm: Mal als Schotten oder dann in der Bayern-Lederhose, ein andermal als Schneefrauen und -männer. Dieses Mal schlüpften sie in die Rolle von lustigen Pinguinen. Überhaupt gab es viel närrisches Volk zu sehen. Die als Piraten, Kapitäne, Zigeuner, Mönche oder auch die Putz-(frauen)-Männer sowie die Indianer oder die als Marsmännchen verkleideten Zuschauer zeigten sich begeistert, von der ersten Minute an.
Schlag auf Schlag
Von Beginn war es den Akteuren gelungen, einen Spannungsbogen aufzubauen, den die Reudener bis zum Schluss durchziehen konnten. Ein toller Programmpunkt nach dem anderen, es ging Schlag auf Schlag. Langeweile im Saal? Keine Spur. Hier war deutlich zu spüren, dass die Narren aus Reuden ihr Programm unter dem Motto „Alles klar? Die Show beginnt“ sorgfältig durchdachten. Bis hin zu den Kleinsten, den Minis. Die übten quasi bis kurz vor ihrem Auftritt mit Ute Steinbach aus Hohenmölsen, die in dem kleinen Städtchen mit ihrer Tanzgruppe, den Sunflowers, natürlich viel Erfahrung beizusteuern hat. Doch Bange machen galt nicht - die zehn Minis kamen unter anderem mit ihrer Pippi-Langstrumpf-Tanzeinlage beim Publikum bestens an.
Was die Jungen können, können die Alten schon lange. Das jedenfalls zeigten drei „ältere Herrschaften“, die seit 50 Jahren verheiratet sind, in der Ehe-Beratungsstelle. Die Klage der Frau: Der Mann komme angeblich seinen ehelichen Pflichten nicht nach. Am Ende stellte sich lustigerweise heraus, dass es um den Abwasch ging...
Abba in Alttröglitz
Musikalisch den ersten Höhepunkt bot der Auftritt der schwedischen Gruppe „Abba“ - versehen mit einer fantastischen Tonqualität. „Gestern noch in L.A. Heute in Alttröglitz“, schallte es von der Bühne. Zu dumm, dass die Boeing 727, die auf dem Flugplatz in Sprossen gelandet war, nicht länger warten konnte. Möglicherweise hätten die vier Musiker auch gar nicht mehr an Zulagen bieten können, so ausgepumpt waren sie. Aber immerhin glücklich. Das war auch Ernie. Sie setzte dem Ganzen noch eins drauf mit ihrer Leuchte auf dem Kopf, die gern als Lichterfee in Zeitz aufgetreten wäre. Wenn, ja wenn sie nicht die Ausschreibung per Rauchzeichen beim Osterfeuer mitbekommen hätte. Nicht nur ihre Sketche passten perfekt, sehenswert der sich anschließende Tanz mit ihrem „Kronleuchter“, einem Herrn im gesetzten Alter.
Doch Reuden hatte im Programm noch mehr zu bieten, denn neben der älteren Generation machten sich auch Aliens auf der Bühne in tanzender Form zu schaffen. Das übernahmen sieben junge Mädchen in herrlichen Kostümen. Wie könnte es anders ein - sie wurden mehrfach aufgefordert, ihren Auftritt zu wiederholen. An der Stelle auf alle Programmpunkte gesondert einzugehen, geht nicht. Die „Knusperflocken“ mit dem Gaudi in der Lederhose waren ebenso toll anzusehen wie Achim, der verdienstvolle Feuerwehrhelfer, oder die „Geilen Socken“ mit den Neue Deutsche-Welle-Songs, oder auch der Tanz der Puppen mit den roten Haaren. Was gab’s noch? Ach ja, unbedingt sehenswert: Die seltsame Verwandlung von Andreas in Andrea auf der Bühne - mal Sänger im Frack und mit einer einzigen Drehung wurde daraus eine blonde Sängerin mit einer Superstimme. Klasse, das hatte was.
Nach dem Programmende gab es pausenlos Zugabe-Rufe, es wollte kein Ende nehmen. Keine Frage, die Narren aus Reuden hatten ganze Arbeit geleistet.
