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Jugendherberge Kretzschau Jugendherberge Kretzschau: Hilfe schweißt zusammen

Von Iris Richter 14.12.2015, 07:34
Viel Spaß gab es bei einer Weihnachtsfeier in der Kretzschauer Jugendherberge.
Viel Spaß gab es bei einer Weihnachtsfeier in der Kretzschauer Jugendherberge. Hartmut Krimmer Lizenz

Kretzschau - Welche Erfahrungen habe ich mit Flüchtlingen gemacht? Wie hat die Unterbringung, Versorgung und Unterstützung dieser Menschen funktioniert? Wie stehe ich grundsätzlich zur Fortsetzung der Kretzschauer Jugendherberge als Flüchtlingsunterkunft? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Bürgercafés, zu dem am Sonntagvormittag in die Jugendherberge nach Kretzschau eingeladen wurde. Und weil es in diesem Jahr die letzte Veranstaltung sein sollte, wollten die Initiatoren des Bürgercafés nicht nur Bilanz ziehen, sondern auch schauen, wo es Defizite gibt, was man verbessern kann und wo die Realität für Schwierigkeiten sorgt.

Seit am 8. September bekannt wurde, dass die Kretzschauer Jugendherberge eine Außenstelle der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) Halberstadt werden soll, regte sich nicht nur Widerstand, sondern viele wollten auch helfen, die Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen den Start in der neuen Heimat zu vereinfachen. Aus dieser Situation heraus entstand das Bürgercafé als Informations- und Austauschplattform, zu dem man sich für die Beantwortung der vielen Fragen oft Fachleute vom Innenministerium bis hin zur Ausländerbehörde einlud. „Wir als Gemeinde wollten, dass die Leute von Anfang an informiert sind. So kamen Bürger, die wirklich Fragen hatten, kamen aber auch Leute, die glaubten, das Eintreffen der Flüchtlinge noch verhindern zu können“, erinnert sich Bürgermeisterin Anemone Just.

Start war chaotisch

Dabei war der Start der Kretzschauer Jugendherberge als Flüchtlingsunterkunft eher chaotisch. Denn statt wie geplant Anfang November, zogen die ersten Flüchtlinge bereits am 18. Oktober in Kretzschau ein. Doch sofort lief eine Welle der Hilfsbereitschaft an. Spenden wurden abgegeben, Ehrenamtler boten sich fürs Deutsch lernen und für Freizeitangebote an, die Region rückte zusammen.

„Die Flüchtlinge sind eine Bereicherung für alle. Wir haben diese Menschen kennen gelernt, aber auch die Helfer untereinander haben sich kennengelernt“, gibt die Kretzschauerin Betty Jena wieder, was viele der Anwesenden empfinden. Denn auch in der Helfergruppe haben sich Freundschaften und ganze Netzwerke gebildet. „Dieses Miteinander ist für die Dorfgemeinschaft ungemein wichtig“, meint auch Jenny Hönig. Und so ist man schon stolz auf das Erreichte.

Zurzeit sind 54 Männer, Frauen und Kinder vor allem aus Syrien in Kretzschau untergebracht. Weitere 100 Neuankömmlinge erwartete Herbergsvater Walter Weber eigentlich für den gestrigen Tag, doch die Ankunft wurde am späten Vormittag abgesagt. „Das passiert leider häufig und macht unsere Arbeit und die Planungen nicht einfacher“, meint Weber. Denn gestern zum Beispiel hatte man für die Gäste der Herberge einen weihnachtlichen Nachmittag mit Musik und Tanz vorbereitet, um die Fremden an deutsche Traditionen heranzuführen. Dabei hätte man die Neuankommenden mit einbezogen.

Erste Absagen

Doch für Walter Weber, aber auch für die Teilnehmer des Bürgercafés ist es wichtig zu wissen, wie es in Kretzschau weitergeht. Bleibt es bei der Befristung der Nutzung der Jugendherberge als Flüchtlingsunterkunft bis Ende März? Für den 22. April haben sich bereits die ersten regulären Gäste angesagt. „Leider haben uns auch schon erste Absagen erreicht, weil Schulen nicht nach Kretzschau kommen wollen, wenn die Jugendherberge weiter als Flüchtlingsunterkunft bleibt“, berichtet Walter Weber.

Dabei kann er Ängste vom Tisch wischen. Zum einen hat das Herbergsteam im Oktober bewiesen, dass eine Parallelnutzung möglich ist. Zum anderen kann er Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen, die meinten, die Flüchtlinge würden alles verwüsten. „Dem ist nicht so. Der Sanierungs- und Renovierungsaufwand ist nicht höher als bei anderen Gästen auch“, sagt Walter Weber.

Lichterkette für Toleranz am 19. Dezember

Eine Lichterkette vom Münchener Marienplatz zum Brandenburger Tor in Berlin soll es am 19. Dezember zwischen 19 und 20 Uhr geben. Ein Teil der geplanten Route führt von Gera kommend durch den südöstlichen Teil des Burgenlandkreises, von Giebelroth über Zeitz gen Profen und dann weiter nach Leipzig. Ziel des Projekts ist es, ein Zeichen für Frieden und Toleranz zu setzen. Die Idee der Aktion stammt von Margherite Saiko, einer Schriftstellerin aus Au in der Hallertau. Horst Fallenbeck aus Bad Waldsee (Baden-Württemberg) machte sie über das soziale Netzwerk Facebook publik. Die Initiative „Weltoffenes Zeitz“ unterstützt das Projekt der Süddeutschen. Tritt am 19. Dezember der Idealfall ein, dann gelingt es, auf der Gesamtstrecke rund 850 000 Menschen zu postieren. Die Zeitzer Gruppe hat sich das Ziel gesetzt, 800 Menschen zu mobilisieren, die sich entlang der Dörfer der B 2 sowie in Zeitz an der Lichterkette beteiligen. Auch die evangelische Kirche der Region Zeitz hat sich zur Unterstützung der Lichterkettenaktion bekannt.