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Jahr der Verluste Jahr der Verluste: Dürre macht Bauern der Region das Leben schwer

Von Iris Richter 06.07.2018, 05:00
Der Raps wird bei Loitsch probegedroschen. Bauer Matthias Hasselberger steuert am Feldrand eine Drohne und kontrolliert damit aus der Luft den Ernteverlauf.
Der Raps wird bei Loitsch probegedroschen. Bauer Matthias Hasselberger steuert am Feldrand eine Drohne und kontrolliert damit aus der Luft den Ernteverlauf. Hartmut Krimmer

Zeitz - Der Osterfelder Hans-Erich Bardenwerper steht auf seinem Rübenfeld. „Es ist eine Katastrophe und beängstigend, wie die Pflanzen aussehen“, sagt er und blickt auf schlaff herunterhängendes Grün. Rund 200 Hektar Land lässt der 74-Jährige Landwirt durch die Osterfelder Agrar GmbH bewirtschaften. Neben Rüben wachsen auch Raps, Weizen und Kartoffeln auf seinen Feldern. „Ich hab’ seit frühester Jugend mit der Landwirtschaft zu tun. Schäden durch Hochwasser hatten wir schon öfter, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es in unserer Region mal so extrem trocken war“, meint der Osterfelder.

Wetterstation in Osterfeld verzeichnete letzte Niederschläge am 2. Juni

Seit einer gefühlten Ewigkeit hat es in Zeitz und Umgebung nicht wirklich geregnet. Die Wetterstation in Osterfeld verzeichnete die letzten Niederschläge am 2. Juni, wo vereinzelt gerade einmal zwei Millimeter auf den Quadratmeter niedergingen. Einen Tag zuvor hatte es in einigen Gegenden sogar stärker geregnet. In Osterfeld wurden rund 20 Millimeter pro Quadratmeter gemessen. Auch im Monat Mai registrierte die Osterfelder Wetterstation gerade einmal an drei Tagen Niederschläge - und das nur in geringen Mengen.

Zu wenig für die Bauern, die nun um ihre Ernte bangen. „Dabei sieht es bei uns vergleichsweise noch richtig gut aus. Ich war vor drei Wochen weiter im Norden Sachsen-Anhalts in Zerbst und war erschrocken. Dort ist alles vertrocknet“, berichtet Reinhard Körner, der gemeinsam mit seinem Sohn den Körnerhof in Kirchsteitz führt. Die Kirchsteitzer stecken mitten in der Ernte. Die Wintergerste sei durch, am Wochenende wolle man mit der Rapsernte beginnen. Alles sei durch die anhaltende Trockenheit gut zwei Wochen früher reif als normal. „Die Erträge der Wintergerste gehen eigentlich noch, doch der Raps hat unter der Trockenheit schon stark gelitten. Hier rechne ich nur mit etwa 50 bis 60 Prozent der Erträge vom üblichen Jahresmittel. Und wenn es nicht bald Regen gibt, dann wird es für die Hackfrüchte ganz eng“, vermutet Körner, der auf rund 550 Hektar Feldwirtschaft betreibt und neben Getreide auch Mais und Zuckerrüben anbaut. Noch hätten die Böden mit dem wenigen Wasser gut gehaushaltet, doch so langsam gingen die Reserven aus.

„Lässt sich schwer einschätzen, wie hoch die Verluste am Ende wirklich sind“

Auch Landwirt Stephan Frank wünscht sich sehnlichst Regen. „Zum Glück habe ich keine Gerste angebaut, aber wenn ich mir die Weizenfelder so angucke: Das meiste ist in die Notreife gegangen, es schrumpelt und das bedeutet auch Verluste in der Qualität“, sagt der 33-Jährige, der rund 240 Hektar Land rund um Meineweh bewirtschaftet. Dabei reift sein Weizen recht unterschiedlich, denn vom letzten Regen hätten einige seiner Felder etwas abbekommen. Und dort, wo sich in den Tälern Wasser gesammelt hat, würde es langsamer reifen. An Hängen jedoch fehle schon jetzt das Nass und alles sei trocken. „Es lässt sich schwer einschätzen, wie hoch die Verluste am Ende wirklich sind. Denn die Kosten für uns Landwirte bleiben ja gleich“, meint der Quesnitzer.

Auch auf den Feldern des Agrarbetriebes Agricola Rehmsdorf sind längst die Erntemaschinen unterwegs. „Eigentlich würden wir in normalen Jahren jetzt erst mit der Ernte der Wintergerste beginnen, aber wir sind damit fertig“, berichtet Produktionsleiter Udo Uhlig. Hier würden sich die Ertragsverluste mit rund einem Drittel weniger sogar noch in Grenzen halten. Anders sehe es beim Raps aus, der teilweise auch schon notreif ist. Mit rund 50 Prozent Verlust rechnet man hier im Betrieb. Und auch beim Weizen kündigen sich jetzt schon Einbußen an. „Die Pflanzen sind nur halb so hoch wie normal, das wird sich auch im Ertrag widerspiegeln“, ist sich der Produktionschef sicher. Noch ernster sei die Situation bei Mais und Rüben. Noch sei der Mais grün, aber wenn es nicht bald zu ernsthaften Regenfällen käme, würde alles verdorren. „Zwischen 50 und 70 Prozent schätzen wir die Verluste bei den Maiskulturen ein“, sagt Udo Uhlig.

Bisher ist die Region Zeitz von großen Bränden verschont geblieben

Doch Ernteausfälle sind das eine. Angst vor Feldbränden, die auch noch das verbliebene Getreide vernichten, das andere. Bisher ist die Region Zeitz von großen Bränden verschont geblieben. Derzeit gilt im Burgenlandkreis die Warnstufe 4 und damit die zweithöchste Stufe. Was können die Bauern tun, damit ihre Felder nicht Opfer der Flammen werden?

„Wir haben unsere Wasserwagenflotte schon aktiviert und werden sie bei der Weizenernte mit aufs Feld nehmen. Auch ein Bodenbearbeitungsgerät werden wir bereithalten“, berichtet Udo Uhlig von der Agricola Rehmsdorf. Mit diesen Maßnahmen wolle man gerüstet sein, um im Ernstfall noch vor Eintreffen der Feuerwehr reagieren zu können. Auch Stephan Frank aus Quesnitz will bei der Ernte ein Wasserfass mit aufs Feld nehmen. „Das ist wahrscheinlich die beste Lösung“, meint er. Und der Kirchsteitzer Reinhard Körner will in der Nähe der Erntebereiche einen Pflug platzieren. „Im Notfall kann man damit eine Furche zum Brandherd pflügen und so den Schaden zumindest begrenzen“, sagt er. Doch eigentlich hoffen alle nur auf eins - das Petrus endlich seine Schleusen öffnet. (mz)

Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat auf den Feldern der Region teilweise große Schäden angerichtet.
Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat auf den Feldern der Region teilweise große Schäden angerichtet.
Torsten Biel