Interview Interview : Wie weiter nach der Existenzgründung?

Zeitz/MZ - Sich selbstständig zu machen, ist ein schwieriger Schritt. Viele Ideen und Pläne gehen ihm voraus. Kerstin Heilmann hat geplant - und gegründet. Vor drei Monaten eröffnete sie ihre Chakesti Wohlfühl-Therapie-Praxis in Zeitz. Wie hat die sich in der Anfangszeit entwickelt? Was bedeutet jetzt noch der vorab erstellte Businessplan? Was können andere Existenzgründer von ihr lernen? Um das beantworten zu können, traf sich Julia Reinard für die MZ zum Gespräch mit der ausgebildeten Physiotherapeutin und Rüdiger Warnicke. Er begleitet als einer von zwei Egopiloten im Burgenlandkreis Existenzgründer auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit und darüber hinaus.
Frau Heilmann, seit drei Monaten haben Sie Ihre Praxis hier in der Röntgenstraße. Wie läuft es bisher?
Heilmann: Es ist angelaufen. - Aber man kann noch Termine bekommen, sage ich mal so. - Das kommt mir allerdings auch nicht ungelegen, noch bin ich familiär ein wenig eingespannt und ich mache meine Weiterbildung zum Heilpraktiker im Bereich der Physiotherapie.
Haben Sie die Ausbildung vor der Eröffnung begonnen?
Heilmann: Nein.
Sie wollten sie parallel zur Eröffnung machen?
Heilmann: Ja, sie stand im Businessplan.
Warnicke: Und da gehört sie auch rein. Der Heilpraktiker wird eine Angebotserweiterung für ihr Unternehmen sein.
Wofür ist diese Fortbildung gut?
Heilmann: Ich kann als gelernte Physiotherapeutin einen Patienten, der ein Rezept hat, therapieren. Rechtlich muss ich ihn exakt so behandeln, wie nach Rezept verordnet. Er braucht beispielsweise eine Behandlung am Knie. Ich behandle die Menschen aber ganzheitlich. Das heißt, ich gehe den Ursachen in Gesprächen auf den Grund. So kann es passieren, dass ich feststelle, der Rücken ist die Ursache für das Knieproblem. Doch den darf ich nicht behandeln, weil im Rezept etwas anderes steht. Als Heilpraktikerin für Physiotherapie kann ich selbst Diagnosen stellen und Therapien verschreiben.
Herr Warnicke, ist es gut, so etwas gerade zu Beginn parallel zu machen?
Warnicke: Kommt darauf an. Wenn man sich Patienten mitbringt, viele hat, ist es nicht sinnvoll. Wenn man aber wie Frau Heilmann ein Gebiet hat, das zwar Zukunft hat, aber sich auch erst seinen Markt erobern muss, dann ist das die perfekte Zeit, sich stärker zu spezialisieren.
Raten Sie jedem zu solchen Spezialisierungen?
Warnicke: Ich sage immer, man braucht eine Idee und dazu drei Spezialisierungen: Ein Gründer muss das finden, was ihn am Markt einzigartig macht!
Dafür ist auch der Businessplan da.
Warnicke: Genau. Er ist das Handwerkszeug und wichtig für Anträge. Aber ich sehe ihn als Plan fürs nächste halbe, fürs nächste Jahr. Dafür darf er nach der Gründung natürlich nicht neben dem Schreibtisch liegen bleiben, sondern er muss immer mal zur Hand genommen und angepasst werden.
Und, haben Sie ihn zur Hand genommen, Frau Heilmann?
Heilmann: Klar. - Jeden Monat gucke ich, ob die Zahlen stimmen. - Sie sind ausbaufähig.
Mir ist aufgefallen, dass Sie viel Werbung gemacht haben, zum Beispiel auch bei MZ-Bürgerreporter auf den Tag der offenen Tür hinwiesen.
Heilmann: Ja, das habe ich gemacht. Aber auch Anzeigen geschaltet, Flyer angefertigt. Diese Werbung hatte ich auch im Budgetplan drin.
Warnicke: Das hat sie wirklich gut gemacht. Nun muss man im Nachgang aber auch die Kunden fragen, woher sie von einem gehört hatten. Frau Heilmann war außerdem viel unterwegs - schon vor der Gründung hat sie an der Unternehmerinnenmesse teilgenommen, kommt jetzt zum Existenzgründerstammtisch. Das ist sinnvoll.
Mit welchem Ziel gehen Sie dorthin?
Heilmann: Für die Informationen und den Austausch mit anderen in der gleichen Situation. Man gibt sich gegenseitig Tipps, das hilft.