Interview Interview: Es wächst zusammen
elsteraue/MZ - Am 1. Juli feiert die Gemeinde Elsteraue das zehnjährige Bestehen als Einheitsgemeinde. MZ-Reporterin Claudia Petasch sprach dazu mit Bürgermeister Manfred Meißner (60, parteilos). Er ist seit dem 1. November 2003 als hauptamtlicher Bürgermeister tätig und war zuvor seit 1974 fast ununterbrochen ehrenamtlicher Bürgermeister von Rehmsdorf.
Zehn Jahre Gemeinde Elsteraue, wie kam es denn zu dem Zusammenschluss?
Meißner: Es gab vorher zwei Verwaltungsgemeinschaften, die Elsteraue mit der Leiterin Elke Lorenz, und die VG Dreiländereck mit dem Leiter Karl Mück. Es gab schon seit Ende der 90er Jahre freiwillige Bestrebungen für einen Zusammenschluss, auch vom Land wurden größere Einheiten angestrebt. Die Gemeinderäte haben sich immer damit beschäftigt und dann entsprechende Beschlüsse gefasst. Nicht nur zum Zusammenschluss sondern auch zur Namensfindung.
Warum haben Sie sich für die Elsteraue zur Bürgermeisterwahl aufgestellt?
Meißner: Nun ich wollte dabei sein, mitgestalten, neue Aufgaben angehen, neue Herausforderungen meistern. Das war meine Motivation. Wir waren damals übrigens zehn Leute, die zur Wahl angetreten sind. 2010 waren es nur zwei.
Und wie lief in Ihren Augen der Start als Einheitsgemeinde? Es ist ja die erste dieser Art im Burgenlandkreis gewesen, richtig?
Meißner: Ja das stimmt, wir waren die Ersten im Kreis und haben uns dazu freiwillig entschlossen. Lange vor der Gebietsreform. Da mussten wir immer gucken, wo es langgeht. Es war mitunter nicht immer einfach in der Verwaltung, zwei VGs mussten zusammengeführt werden, die Ämter wurden gebildet. Was auch nicht so einfach war, war anfangs die Arbeit mit den Ortschaften. Jeder hatte seine Vorstellungen und von denen musste man sich erst einmal lösen. Drei Jahre konnten die Orte noch über ihr Geld verfügen, was sie mit eingebracht haben. Das war eine gute Entscheidung. Aber alle Orte mussten sich auch daran gewöhnen, dass sie keine eigenständigen Ortschaften mehr sind, sondern Teil einer Einheitsgemeinde, und sie nicht mehr die gleichen Befugnisse haben. Das hat sich im Laufe der Jahre gut gefügt und solche „Startschwierigkeiten“ sind normal.
Und wie sieht es jetzt aus, zehn Jahre danach?
Meißner: Ich denke, jeder weiß inzwischen, wo die Gemeinde sitzt, die Strukturen sind in den Köpfen drin. Und wir sind jetzt an einem Punkt, wo man sagen kann, dass es eine Gemeinde geworden ist, auch im politischen Raum. Der Gemeinderat denkt im großen Ganzen, für die Gemeinde, überlegt, wie kann man etwas für die Gemeinde tun oder Probleme lösen. Auch bei den Bürgern ist es eins. Ich sage ihnen immer, es gibt einen kleinen und einen großen Bürgermeister. Die Ortschaften wissen, dass es das Gebilde Einheitsgemeinde gibt, aber jeder macht nach wie vor seine Feste im Dorf. Das ist auch richtig so.
Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Diskussionen um das Ortschaftsgeld, um eventuelle Kürzungen. Wie sieht es damit aus?
Meißner: Das Ortschaftsgeld gibt es noch, zehn Euro pro Einwohner. Das ist auch wichtig, denn das ist ein Mittel für die Ortsbürgermeister, um das dörfliche Leben zu gestalten, auch um kleinere Investitionen zu tätigen. Das ist im Gemeinderat immer ein brisantes Thema und die Kommunalaufsicht sagt immer, wir müssen die freiwilligen Aufgaben reduzieren. Aber das Ortschaftsgeld ist wichtig und ein gutes Instrument, das sich bewährt hat. Deswegen versuchen wir so lange wie möglich, daran festzuhalten.
Wie sieht generell die finanzielle Ausstattung der Gemeinde aus?
Meißner: Das ist nach wie vor schwierig. Natürlich wäre es gut, wenn wir finanziell besser ausgestattet wären. Ich vergleiche es immer mit einem Haus, das man renovieren will, aber nur Geld für ein Zimmer hat. Wir müssen also genau abwägen, wo wir was investieren. Und wenn dann noch so etwas wie das Hochwasser dazwischen kommt, kann es eben auch passieren, dass geplante Investitionen noch einmal verschoben werden müssten. Wir versuchen aber immer das Möglichste. In den zehn Jahren haben wir bisher mehr als 10,2 Millionen Euro allein in Straßen, Wege, Kitas, Feuerwehrgerätehäuser, Brücke, Elsterradweg und Straßenbeleuchtungen investiert.
Also ist ja viel passiert und getan worden in den zehn Jahren!
Meißner: Ja, ich denke schon. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit der Entwicklung der Gemeinde. Wir haben viele Vorhaben umgesetzt, was andere erst einmal machen müssen - da fällt mir zum Beispiel die Einführung der Doppik ein. Ich denke auch, die Chemie stimmt zwischen Verwaltung, Räten und Ortsbürgermeistern. Sicher läuft nicht immer alles rund und es gibt auch Reibungspunkte. Im Gemeinderat geht es letztlich um die Sache, nämlich um die Gemeinde. Da wird diskutiert und gestritten, beraten, sich eine Meinung gebildet, aber am Ende finden wir eine mehrheitlich getragene Lösung. Das sieht in manch anderen Kommunen nicht so aus.
Und was macht Ihrer Ansicht nach die Gemeinde Elsteraue aus?
Meißner: Es gibt viele schöne kleine Dörfer, schöne Ortsteile, wo man ruhig und gemütlich wohnen kann. Wir haben eine gute Infrastruktur, zahlreichen Firmen und Betriebe, wo man der Arbeit nachgehen kann. Allein im Industriepark arbeiten 1 000 Menschen. Und wir haben ein tolles Sport- und Vereinsleben. Zukünftig ist aber auch klar, dass wir nicht alles halten können, nicht alle Kitas, Schulen, Vereine und Einrichtungen der Gemeinde. Bei der Feuerwehr sehe ich es so, dass jede Ortschaft eine braucht, aber sie müssen sich zukünftig auf Schwerpunkte konzentrieren.
Noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Was wünschen Sie sich für die Elsteraue?
Meißner: Für unsere älteren Bürger ist es wünschenswert, dass wir so etwas wie betreutes Wohnen in der Gemeinde anbieten können. Und ein Ziel ist auch, die hausärztliche Versorgung zu verbessern. Um beides sind wir nach wie vor bemüht, da möchte ich weiter dran arbeiten. Auch das Thema Standortfeuerwehr für den Industriepark spielt eine große Rolle, auch daran arbeiten wir.