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Innenstadt von Zeitz Innenstadt von Zeitz: Wenig Optimismus bei der Sanierung

Von Angelika Andräs 02.02.2017, 13:00
Die Schützenstraße in Zeitz ist im hinteren Teil schon saniert, im vorderen wird noch gearbeitet. Welche Verbesserungen bringt das tatsächlich? Auf der Freifläche, links im Bild, wird nach den erfolgten Abrissen ein Edeka-Markt gebaut.
Die Schützenstraße in Zeitz ist im hinteren Teil schon saniert, im vorderen wird noch gearbeitet. Welche Verbesserungen bringt das tatsächlich? Auf der Freifläche, links im Bild, wird nach den erfolgten Abrissen ein Edeka-Markt gebaut. Hartmut Krimmer

Zeitz - Geht es jetzt aufwärts mit der Schützenstraße? Neue Fahrbahn, ordentliche Fußwege, ein Kreisverkehr am Schützenplatz und bald auch ordentliches Grün und Bäume - die Schützenstraße wird durch den grundhaften Umbau gewinnen. Auch wenn es vorrangigstes Ziel war, das Abwassertrennsystem in die Straße einzubauen, sind die „Nebeneffekte“ nicht zu verachten. Nur - wer profitiert eigentlich von der neuen Straße?

Gerade einmal fünf Geschäfte oder Büros und die Schneiderei Menger gibt es noch bis zur Einmündung August-Bebel-Straße und an der Ecke zur Pestalozzistraße den Treff der Arbeiterwohlfahrt. Jener Teil, der bis auf den Kreuzungsbereich bereits fertig saniert ist. „Wir machen uns da keine großen Hoffnungen“, sagen Sybille und Siegfried Taubert. Sie halten sich mit ihrem Bekleidungsgeschäft seit fast 17 Jahren dank ihrer Stammkunden. Die kommen gezielt hierher, weil sie Angebot und Beratung schätzen. Aber auf Laufkundschaft hoffen sie schon lange nicht mehr.

Anlieger: „Hier fehlt die Bushaltestelle, man sollte die ländliche Bevölkerung nicht unterschätzen"

„Hier fehlt die Bushaltestelle“, sagt Taubert, „man sollte die ländliche Bevölkerung nicht unterschätzen. Wenn die Leute vom Schützenplatz in die Innenstadt gehen, dann schauen sie schon, was es hier noch gibt.“ Und seine Frau ergänzt: „Die Straße war eine Flaniermeile. Und sie soll es ja irgendwie auch wieder werden. Nur sind keine Menschen mehr da, die hier flanieren.“ Und es sind auch immer weniger Geschäfte. Als die MZ 2011 in der Schützenstraße unterwegs war, weil damals schon die ersten leerstehenden Häuser einzustürzen drohten und noch immer um den Bau eines Einkaufszentrums am östlichen Ende der Straße zum Schützenplatz hin gerungen wurde, gab es in der Straße noch eine Heilpraktiker-Praxis, Taxiunternehmen, ein Reisebüro, Friseur, Immobilien-und Versicherungsbüros, das russische Geschäft und zweimal An- und Verkauf, dazu ein Imbiss...

Ein Großteil der Geschäfte befand sich im vorderen Teil zwischen Fußgängerzone und August-Bebel-Straße. „Damals haben viele im vorderen Teil befürchtet, dass das Einkaufszentrum den hinteren Abschnitt belebt und sie auf der Strecke bleiben“, sagt der Zeitzer Martin Kühn, der sein Auto auf dem Schützenplatz geparkt hat, „jetzt sind da vorn auch fast alle Geschäfte zu. Reisebüro gibt es noch, die Weinhandlung an der Ecke Weberstraße. Und jetzt wird der Einkaufsmarkt dort gebaut!“

Kunde in Zeitz: „Der Zug ist abgefahren“

Natürlich würden jetzt alle im östlichen Teil der Straße fürchten, dass der mögliche Kundenstrom nicht bis zu ihnen reicht. „Wenn ich meine Schwiegermutter nicht abholen müsste, hätte ich mich ja auch nicht in die Schützenstraße verirrt.“ Aber die neue Fahrbahn und den Kreisverkehr findet er gut.

Natürlich sind auch Tauberts froh, dass die Straße gemacht wird und wünschen sich, dass der neue Edeka-Markt tatsächlich in diesem Jahr gebaut wird. „Das könnte natürlich Leute anziehen. Wir werden sehen, was es bringt. Wir müssen abwarten.“ Das meint auch Jana Bergner. Dass hier nicht wieder so viele Geschäfte und Leute sein werden wie zu DDR-Zeiten, das sei ihr klar. „Wo soll es herkommen“, sagt die Mitarbeiterin vom Sanitätshaus Vital, „da fehlt schon in der Innenstadt viel zu viel. Früher habe ich zumindest auf dem Weg zur Arbeit dort vieles eingekauft und dabei natürlich auch geschaut. Aber jetzt...“ Udo Blumenhagen kauft gerade im Sanitätshaus ein. „Der Zug ist abgefahren“, wirft er ein, „hier ist viel zu viel versäumt worden, es ist zu spät.“

Mittlerweile sind zumindest einige der baufälligen Häuser abgerissen worde

Mittlerweile sind zumindest einige der baufälligen Häuser abgerissen worden: das ehemalige Möbelhaus und vier Häuser zwischen Pestalozzistraße und Thomas-Mann-Straße. Dort wird es einen weiteren Abriss geben. Das Eckhaus muss noch weichen, damit hier der Edeka-Markt entstehen kann. In unmittelbarer Nähe zur Fußgängerzone und sozusagen der Eingang in die Schützenstraße. Ob sich dann auch weitere Geschäfte ansiedeln? Dirk Hiller, der auf dem Weg in die Innenstadt ist, glaubt es nicht. „Aber man weiß ja nie, vielleicht gibt es doch so einen Schub, wenn Edeka kommt und Rossmann fast in Sichtweite ist.“

Aber die Schützenstraße als Flaniermeile, das sehe er nicht, aber man solle der Schützenstraße eine Chance geben. Als innenstadtnahe Einkaufsstraße und als zweiter Teil der Kulturachse von Schloss Moritzburg über das Franziskanerkloster, die Einkaufsstraße in der Innenstadt bis Kloster Posa. Und die Freiflächen, die durch die Abrisse entstanden sind, sollten Grünflächen werden. (mz)