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Im Sumpf von Zeitz  Im Sumpf von Zeitz : Archäologen machen erste wichtige Funde bei Grabungen im Brühl

Von Angelika Andräs 14.03.2016, 13:25
Grabungshelferin Jacqueline Küster zeigt eine sehr schöne Keramik, den Teil eines Henkels einer Bügelkanne aus dem 13. Jahrhundert.
Grabungshelferin Jacqueline Küster zeigt eine sehr schöne Keramik, den Teil eines Henkels einer Bügelkanne aus dem 13. Jahrhundert. Hartmut Krimmer

Zeitz - Münzen, Keramik aus der Slawenzeit bis ins 19. Jahrhundert, Lederreste und Werkzeug - das sind die Funde, die Archäologe Peter Hiptmair vom Landesamt für Archäologie und Denkmalschutz Halle bisher im Zeitzer Brühl verzeichnen kann. Freigelegt wurden bei den baubegleitenden Untersuchungen zum grundhaften Ausbau auch Mauern und Pflaster. Und die zeichnen ein neues Bild vom ältesten Zeitzer Stadtteil. „Der Brühl war nicht der älteste Marktplatz von Zeitz“, sagt Peter Hiptmair, „es handelte sich vielmehr um eine Durchgangs- und Ausfallstraße.“M

Mehr Feuchtgebiet als Markt

Hiptmair weist darauf hin, dass der Begriff Brühl ohnehin mehr auf einen feuchten und unwegsamen Bereich hindeutet: eine feuchte, sogar sumpfige Wiese. „Brühl“ wurde dadurch zum Namensgeber für viele tiefer liegende, teilweise mit Baumwuchs versehene Stadtteile und Straßen, die vielleicht sogar auf ehemaligem Sumpfland errichtet wurden. Die erste feste Straße und der bebaute Bereich liegen gut anderthalb bis sogar zwei Meter unter dem heutigen Niveau. Das haben die Funde, vor allem altes Straßenpflaster, bereits gezeigt. Für Hiptmair ist das auch eine erste Bestätigung dafür, dass es sich vermutlich wirklich um ein Feuchtgebiet gehandelt hat: Wahrscheinlich sei immer wieder aufgeschüttet worden, eben auch wegen der Feuchtigkeit in diesem Bereich.

Letztendlich war der Brühl wohl ein Bereich mit loser Bebauung entlang einer alten Handelsstraße und hatte weniger Platzcharakter als es jetzt scheinen mag. „Da haben sich dann natürlich Händler und Handwerker angesiedelt“, erklärt Hiptmair, „sie profitierten sicher von der Lage an der Durchgangsstraße.“ Weitere Aufschlüsse zur Bebauung und zur Baulinie erhofft sich das Grabungsteam um Hiptmair von der jetzt beginnenden Flächenarchäologie. Seit Baubeginn hatte Archäologe Carsten Schmieder die Arbeiten begleitet. „Wir haben zuerst in der Osthälfte gegraben“, so Hiptmair, „im Bereich der Grundstücke 3 bis 5, teilweise auch schon 6 bis 10.“ Gefunden wurden hier auch einige Silbermünzen, die natürlich erst noch restauriert werden müssen. „Weitere Fundstücke sind alte Keramikteile aus der slawischen Zeit und aus dem Frühmittelalter“, führt Hiptmair aus. Wenn es jetzt in die Fläche geht, also weg von der Kanaltrasse, dann erhofft er sich schon noch einige Funde, schließlich ist der Brühl die Wiege von Zeitz. „In die Tiefe gehen wir allerdings nicht, wir bleiben bei 65 Zentimetern unter der jetzigen Oberfläche.“ Eine Ausnahme wären nur spektakuläre Funde, die es zwingend nötig machten, weiterzugraben. Ähnlich war es ja mehrmals am Altmarkt, wo dadurch ganze Gewölbekeller freigelegt worden sind, die neue Aufschlüsse über Bebauung und Ausdehnung des Marktplatzes brachten.

Im bereits archäologisch durchforsteten Bereich sind die Grabungshelfer auch auf eine Holzwasserleitung gestoßen - sehr gut erhalten durch den feuchten Untergrund - die von der äußeren Steintorvorstadt Richtung Nicolaiplatz führt und eine weitere, die aus Richtung Scharrenstraße kommt. „Den Schnittpunkt konnten wir leider nicht lokalisieren“, sagt Hiptmair. In rund 1,5 Meter Tiefe wurde außerdem ein sehr gut erhaltener Entwässerungskanal gefunden. Wer mehr wissen will, kann die Archäologen jederzeit im Brühl bei ihrer Arbeit ansprechen. „Das wird gern gemacht“, sagt Hiptmair. „und wir beantworten dann auch gern die Fragen.“  (mz)

Im Brühl wurde bereits altes Pflaster freigelegt.
Im Brühl wurde bereits altes Pflaster freigelegt.
Hartmut Krimmer
Grabungen im Brühl
Grabungen im Brühl
H. Krimmer