Hohenmölsen Hohenmölsen: «Stadtväter von 1910 waren weise»
Hohenmölsen/MZ. - "Die Stadtväter von 1910 waren weise. Sie bauten zuerst die Wasserleitung und widmeten sich dann dem Stromanschluss", sagte Uhrmachermeister Hans-Peter Reck, der sich ausführlich mit der Geschichte von Hohenmölsen befasste. Wenn es brenne, brauche man schließlich das Wasser dringender, lautete damals die Entscheidung. Die Leitung half endlich dem bis dahin recht em-
pfindlichen Wassermangel ab. Wer das kostbare Nass genießen wollte, musste mit einem Trageholz bei Wind und Wetter zu den Brunnen. "Der Hauptbrunnen befand sich am Holzborn am Schmiedeberg", so Reck. Aber auch am Baderhaus sowie in der Zeitzer Straße gab es Brunnen. Einer steht noch in der Friedensstraße. Mit dem Städtchen ging es um 1900 vor allem wirtschaftlich bergauf - dank der Braunkohle, die den Landstrich lange Jahrzehnte prägte. Auch die Erbauung des großen Knappschaftskrankenhauses zwischen Stadt und Bahnhof ist Zeuge dafür, dass die Entwicklung vorwärts schritt. Eines der ältesten Häuser steht in der Clara-Zetkin-Straße, die einst Hegereiter-Straße hieß. Das Eckhaus beherbergte nämlich den Hegereiter - so wurde der "Landpolizist" im Mittelalter gerufen. Reck vermutet, dass das Gebäude wahrscheinlich um 1300 oder gar um 1200 erbaut wurde.
Noch gut kann sich der 71-Jährige an den Rathausbrand 1942 erinnern. "Wir spielten als Kinder auf dem Dachboden Theater, als die Sirene ging", sagte Reck. Alles sei auf den Markt gestürzt. Der Brand gehe auf einen Angestellten zurück, der vermutlich leichtsinnig mit einer Zigarette oder einer Kerze umgegangen sei. Mächtige Rauchwolken seien über die Stadt gezogen. Genauso deutlich hat der Hohenmölsener auch den Viehmarkt vor Augen, der auf dem Gelände rechts von der Goethestraße bis etwa 1939 stattfand. Das Areal lag quasi vor den Toren der Stadt. Schweine, Pferde, Ziegen und Schafe wurden unter anderem verkauft. Angeboten wurden zudem große Mengen landwirtschaftlicher Maschinen. Im Stadtinneren habe es lange Reihen von Buden und Verkaufsständen gegeben, in denen Händler und Handwerker Tuch und Leinenwaren, Möbel und Keramik feilboten. "Anlässlich des Herbstmarktes wurde sogar ein Flugtag abgehalten", ergänzte Reck. Das Ganze fand auf dem ehemaligen Viehmarktgelände statt. Ganz Hohenmölsen sei bei diesem Fest in heller Aufregung gewesen. Der "berühmte" Viehmarkt soll nun zur 925-Jahr-Feier im nächsten Jahr noch einmal aufleben. Allerdings werde man nicht in der Größenordnung und in dem Umfang Tiere herbeischaffen können, so das Vorbereitungskomitee.