Hobby Radsport Hobby Radsport: Der Königin kommt das «Königreich» abhanden
Hohenmölsen/MZ. - Königinnen von heute tragen nicht zwangsläufig ein goldenes Krönchen. Manchmal tut's auch ein Fahrradhelm. So wie bei Ramona Schmidt. Die 22-jährige Hohenmölsenerin darf sich seit Anfang Juni getrost "Königin" nennen. Ihren ehrenvollen Titel hat sich die Studentin redlich verdient oder besser gesagt schwer erarbeitet.
Gemeinsam mit rund 1 500 weiteren Radfahrern bezwang sie den Großglockner in Österreich - per Drahtesel. Als Lohn für das Gelingen dieses kräftezehrenden Akts, der 2 445 Meter über dem Meeresspiegel sein Ende fand, gab es neben einem imposanten Zielfoto auch eine Medaille. Auf der steht es: "Großglocknerkönig".
Nicht ohne Stolz präsentiert die zierlich wirkende Frau ihre Auszeichnung. Schließlich zeugt sie von einer Leistung, zu der längst nicht jeder in der Lage ist, weder körperlich noch geistig. "Ohne Willenskraft kommt man da nicht rauf", sagt die sportliche Blondine mit dem lustigen Pferdeschwanz.
Dass Ramona Schmidt seit jeher sportlich ist, streitet sie nicht ab. "Ein Profi bin ich aber dennoch nicht", fügt die Diplompädagogin in spe flugs hinzu. So richtig mit dem Radfahren begonnen hat sie vor etwa zwei Jahren.
Und das geschah eher aus der Not heraus, blickt die Bezwingerin des Großglockners in die Vergangenheit. "Ich besitze kein Auto, da kaufte ich mir ein besseres Rad." Dazu kam, dass nicht nur ihr Freund, sondern auch dessen Familie Radsport begeistert ist. Es ergab sich, dass Ramona Schmidt Touren mit fuhr. Die Strecken, die sie mit ihren Gefährten, aber auch allein zurücklegte, wurden immer länger. So radelte sie zum Beispiel an die Burgen der Saale oder zum Studium nach Halle.
Per Drahtesel mal einen Alpenberg hinaufzukraxeln, daran dachte sie, die sich selbst lachend als "Schönwetterfahrerin" bezeichnet, anfangs nicht. "Da bin ich einfach so reingeschlittert", klärt sie auf. Auslöser war der Vater des Freundes, der im vergangenen Jahr die Tour auf den felsigen Riesen in Angriff nahm und bewältigte. "Er hat geschwärmt und das ganze Jahr gesagt, ,nächstes Jahr kommt ihr mit''." So war es dann auch. Bevor Ramona Schmidt, ihr Freund Sebastian Domsky (23) und dessen Bruder Matthias (16) den Radhöhepunkt in Angriff nahmen, trainierten sie unter anderem im Leißlinger Raum das Erklimmen von Bergen per Drahtesel. Vor dem großen Tag standen immer wieder Nudeln auf dem Speiseplan, um die Körper vor dem Kraftakt mit Kohlehydraten vollzustopfen. Bevor der Startschuss fiel, absolvierte Ramona Schmidt ein Training auf einem Teil der Strecke. "Da habe ich gedacht, dass ich niemals oben ankomme."
Deshalb war auch die Aufregung groß, als der Startschuss fiel. Doch mit der Zahl der Pedalumdrehungen wuchs das Selbstvertrauen. "Einen Teil der Strecke bin ich mit Marion Kaase, der Tante meines Freundes, gefahren. Sie ist 20 Jahre älter als ich und war letztlich nur fünf Minuten nach mir im Ziel", berichtet die Sportlerin bewundernd. Doch irgendwann, so die Radlerin, muss man auf solch einem Trip sein eigenes Tempo fahren. Ein Zuckerschlecken war die Tour nicht, schließlich galt es, auf einer Strecke von 27 Kilometern einen Höhenunterschied von 1 694 Metern zu überwinden. Bis zu zwölf Prozent Steigung mussten die Radler bewältigen. Für Ramona Schmidt dauerte die Tortur drei Stunden und vierzehn Minuten. Als die Fahrerin mit der Startnummer 854 im Ziel ankam, liefen ihr vor Glück und Stolz die Tränen an den Wangen herab.
Radfahren, das ist für die Hohenmölsenerin, die in Kürze das siebente Semester beginnt, eine willkommene Abwechslung zum Studium. Es hilft, Stress abzubauen und neue Kraft für den Alltag zu tanken. Kurze Zeit besaß die Radlerin allerdings ein Handicap. Sie war eine Königin ohne "Königreich": An der Uni in Halle stahl man ihr den Drahtesel. . .
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