Harte Arbeit im Weinberg Harte Arbeit im Weinberg: Früher mit der Hand heute Vollerntemaschine

Wetterzeube - Eine Vollerntemaschine arbeitet sich am Mittwoch in Wetterzeube durch das Weingut von Stephan Seeliger. Die Zeiten, da der Wein von Hand gelesen wurde, sind vorbei. Seit fast zehn Jahren schon. „Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Winzer Seeliger. Vielleicht mit einem bisschen Bedauern in der Stimme. Aber Weinlese ist - Romantik hin oder her - vor allem harte Arbeit im Weinberg. In den Steillagen an der Unstrut, wo keine Maschine hinkommt, dort müssen die Winzer in jedem Jahr ihre Helfer zusammentrommeln, um den Wein zu ernten. „Das sind aber vorrangig die Hobbywinzer, die ihre Trauben an die Genossenschaft abgeben“, weiß Seeliger. „Wer vom Weinbau leben möchte, für den ist Romantik einfach zu teuer.“ Und außerdem: „Ich bekomme ganz einfach keine zehn, 15 Leute mehr zusammen, die zwei Tage lang die Trauben in Wetterzeube ernten.“
Berufskollege hat eine Vollerntemaschine angeschafft
Denn so lange hätte es eigentlich bei einer traditionellen Lese gedauert, von diesen 1,5 Hektar des Weinguts den Silvaner und den Portugieser zu ernten. Mit dem Vollernter dauerte es keine Stunde, dass zwölf Tonnen Wein geerntet und dann verladen wurden, um sie in Beuditz weiterzuverarbeiten. Ein großer Glücksfall sei es, dass mit dem Freyburger Florian Beckert ein Berufskollege sich eine Vollerntemaschine angeschafft habe, um sein eigenes Weingut zu bewirtschaften und um in Lohnarbeit andere Winzer zu unterstützen. Und auch beim Transport der Trauben von Wetterzeube oder vom „Göttersitz“ in Naumburg bis nach Beuditz kann Seeliger auf die Unterstützung durch Kollegen setzen. Ein Beuditzer Landwirt ist am Mittwoch in Wetterzeube mit seinem Transporter vor Ort, um zu helfen.
Das Weingut der Familie Seeliger ist in dem kleinen Ort zwischen Osterfeld und Naumburg ansässig. 1984 wurde es gegründet. Seeliger selbst ist studierter Landwirt und arbeitete vor der Wende sechs Jahre lang als Weinbauberater in der Region. Seit 1998 stellt er in seinem Weingut in Beuditz selbst Wein her, beschäftigt einen Mitarbeiter und hofft, dass einer seiner Söhne, der auch Winzer von Beruf ist, später einmal das Weingut übernehmen wird. „Aber da fließt noch viel Wasser die Saale runter, bis das so weit ist“, sagt der Winzer mit einem Lächeln, denn noch wolle er ja seinen Beruf nicht an den Nagel hängen. Und in diesem Jahr gibt es dafür auch überhaupt keinen Grund. Der Winzer aus Beuditz ist höchst zufrieden mit der Lese 2016.
Im Moment heißt es abwarten
„Der 2016er sollte ein guter Jahrgang werden“, glaubt Seeliger. Es stimme diesmal alles. Das Wetter passt. Es sei schön trocken, die Sonne scheine viel. Und ein paar Regenschauer machen dem Wein nichts aus. Da können die Trauben noch ein paar Oechsle sammeln. Noch reifen der Kerner und der Riesling an den Rebstöcken. Bei einem nassen Herbst oder wenn die Temperaturen gegen Minus zwei Grad tendieren, heiße es schnell zu handeln für den Winzer. Dann muss die Ernte unverzüglich eingebracht werden. Aber bei Bedingungen wie diesen könne man abwarten. „Wir haben in diesem Jahr keine Probleme mit Nässe. Die Kirschessigfliege macht sich rar. Die Zuckerwerte der Trauben sind schon jetzt sehr gut und die Säurewerte sind ebenfalls in Ordnung. Ich kann nicht meckern“, so Seeliger, auf den noch ein langer Arbeitstag wartet. Nach der Ernte werden in Beuditz sofort die Trauben gepresst. „Das ist Sache von einem Tag. Einem langen zwar, aber so ist das nun einmal in der Ernte. Die Trauben sollen ja keine Qualität einbüßen“, sagt Seeliger, der sich schon auf den 2016er Jahrgang freut. (mz)
