Keine Massenware Handwerk in Zeitz: Wie sich ein Tischler gegen Möbelriesen durchsetzen will

Zeitz - Sebastian Schwalbe kennt die Türen und Treppen der Region. Denn einige von ihnen hat der 31-Jährige mit seinen zwei Angestellten selbst gebaut. Von seinem Vater Axel hat er den 1994 in Zeitz-Hainichen gegründeten Betrieb vor zwei Jahren übernommen. Zusammen haben die beiden Tischlermeister ein praktisch autonomes Unternehmen aufgebaut.
Türen und Co. enstehen von der Idee bis zum Endprodukt in Eigenregie in Zeitz
Von der Idee bis zur fertigen Individuallösung entsteht alles in Eigenregie in den Räumen an der Hainichener Dorfstraße in Zeitz. „Wir haben unser eigenes Sägewerk, unser eigenes Holzlager und unser eigene Trockenkammer“, erklärt der Jungmeister. Das ermöglicht dem Betrieb die volle Kontrolle über die Qualität der verarbeiteten Hölzer, die meist aus der Region stammen, so Schwalbe.
Denn im Gegensatz zum großindustriellen Verfahren kann der kleine Tischlereibetrieb seinen Werkstoff je nach Art und Einsatz schonender, weil langsamer trocknen.
5.000 Quadratmeter Wald gepflanzt: Tischlermeister in Zeitz denkt nachhaltig
Mit modernster CNC-Technik werden die Hölzer anschließend auf den Zehntelmillimeter genau bearbeitet. Die überflüssigen Sägespäne verarbeitet eine Presse zu Heizpellets.
So schließt sich der Kreis. Und damit nicht genug: Auf ihrem großzügigen Grundstück haben die Schwalbes auch fast 5.000 Quadratmeter Wald gepflanzt – vor allem Eichen und Eschen.
„Davon werde ich nichts mehr verarbeiten“, ist sich Sebastian Schwalbe klar. Doch der Jungunternehmer denkt nachhaltig und langfristig. Gelernt hat der Tischlermeister das von seinem Vater, der bereits frühzeitig in eigene Technik für den Betrieb investiert hat, um langfristig für Konkurrenzfähigkeit und Wachstum zu sorgen.
Existenzgründer Sebastian Schwalbe aus Zeitz hat Innovationspreis bekommen
Heute ist Sebastian Schwalbe dank dem Ruf seines Vaters gefragter Mann für Treppen und Türen. Doch auch beim individuellen Bau von Küchen und anderen Möbelstücken will er sich einen Namen machen. Bei der diesjährigen Verleihung des Zeitzer Michaels – der Auszeichnung für Existenzgründer in der Elsterstadt – hat Sebastian Schwalbe den Innovationspreis erhalten.
So kommt der Jungunternehmer aus Zeitz gegen die Konkurrenz vom Möbelriesen IKEA an.
„Ich mag es, vom Nichts zu einem fertigen Resultat zu kommen“, so der Jungunternehmer. Gegen die Dominanz des Möbel-Marktführers aus Schweden kommt Sebastian Schwalbe vor allem mit Individuallösungen an.
Denn unmöglich ist für ihn praktisch nichts. „Heutzutage können alle Oberflächen nachgebildet werden. Von Naturholz über Beton bis zu rostigem Blech.“ Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das ist es, was der 31-Jährige an seinem Beruf schätzt. Und auch, sein eigener Chef zu sein, findet er reizvoll.
Tischlermeister Sebastian Schwalbe entwirft auch die neue Tür in der Michaeliskirche in Zeitz
Seine Arbeit wird Sebastian Schwalbe bald auch an prominenter Stelle in der Stadt Zeitz wiederfinden. Wer künftig in die Michaeliskirche tritt, muss durch eine Pforte, die in den Werkräumen an der Hainichener Dorfstraße entstanden ist. Die Tür aus Eiche ist eine nach historischem Vorbild gefertigte Nachbildung.
Das Original wurde zu DDR-Zeiten durch ein nicht zeitgemäßes Exemplar ersetzt. Einzig das Oberlicht ist noch erhalten und wird wieder aufbereitet. Am kommenden Dienstag wird die neue Doppelpforte an ihren Platz kommen. (mz)
