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Gewerbegebiet in Kretzschau Gewerbegebiet in Kretzschau: Widerstand gegen den Bau der Riesensilos

Von Jan Iven 20.05.2015, 13:04
Am Getränkemarkt sollen 40 Meter hohe Getreidesilos entstehen.
Am Getränkemarkt sollen 40 Meter hohe Getreidesilos entstehen. Archiv (Hartmut Krimmer) Lizenz

Kretzschau - Der Straßenverkehr ist es, der Daniel Buchwald am meisten Sorgen macht. „Wenn in Kretzschau neue Getreidesilos entstehen, dann kommen die ganzen Transporte zu uns“, sagte der 35-jährige Speditionskaufmann. Keine 500 Meter wohnt er vom Getränkemarkt an der Kretzschauer Mittelstraße entfernt. Dort will die Agri Futura GmbH bis zu vier Millionen Euro in neue 40 Meter hohe Silos investieren. Ihren bisherigen Standort wird die Agri Futura wegen der Erweiterung der Südzucker GmbH aufgeben müssen.

Die Bauern der Umgebung könnten dort in Zukunft während der vier Wochen andauernden Erntezeit ihr Getreide anliefern. Tag und Nacht würden die Transporte in der Zeit nach Kretzschau rollen, befürchtet Buchwald. Das knapp 100 Meter lange Teilstück der Mittelstraße zur Bundesstraße 180 sei viel zu schmal, wenn sich dort zwei Fahrzeuge begegnen würden. Außerdem findet er, dass das Projekt über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entschieden wird. „Bei der Gemeinderatssitzung zu dem Bau wurde mir das Wort entzogen“, so Buchwald. Als Besucher hätte er kein Rederecht gehabt, als die Gemeinderäte im April für den Entwurf des Bebauungsplan gestimmt hatten. Zudem macht sich Daniel Buchwald Sorgen, dass der Standort in Zukunft immer größer werden könnte.

Kein Verständnis für Aufregung

Wolf-Dieter Schergun kann die Bedenken hingegen nicht verstehen. „Die Bürger in Kretzschau können doch froh sein, dass sich ihr Ort entwickelt“, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Agravis, dem Mutterkonzern der Agri Futura, auf Nachfrage der MZ. „Die Fahrzeuge fahren doch jetzt schon an Kretzschau vorbei zu unseren alten Silos. Es wird sich überhaupt nichts ändern.“ Schergun geht von etwa 40 Fuhren am Tag während der Erntezeit aus.

Auch eine Umweltbelastung sei nicht zu befürchten, da die Anlage den modernsten Standards entsprechen werde. Langfristig könnten an dem Standort neue Arbeitsplätze entstehen. „Es ist zwar noch nicht alles in trockenen Tüchern, aber wir wollen in Kretzschau tendenziell weiter wachsen“, sagte Wolf-Dieter Schergun.

Suche nach einer Lösung

Wie lange der Getränkemarkt vor Ort weiter existieren kann, sei noch unklar. „Momentan brauchen wir den Platz nicht. Sollte sich das irgendwann ändern, werden wir mit der Betreiberin eine Lösung suchen“, sagte Schergun. Auf Nachfrage der MZ wollte sich die Betreiberin als Mieterin der Agri Futura nicht zu den Plänen äußern.

Keine Bedenken gegen den Bau der Getreidesilos hat auch Bürgermeisterin Anemone Just (CDU). „Es ist wichtig, dass der Standort Kretzschau ausgebaut wird“, sagte sie. „Früher hat es dort schon einmal ein Kartoffellager gegeben. Und als das Gelände später zugemüllt wurde, haben sich auch alle beschwert.“ Der beschlossene Entwurf des Bebauungsplans soll im Juni ausgelegt werden, damit die Bürger Einwände vorbringen können. In der nächsten Ausgabe des Amtsblattes Forstkurier soll darüber näher informiert werden.

Daniel Buchwald will sich damit allerdings nicht zufrieden geben. Er plant nun, mit einigen Gleichgesinnten eine Bürgerinitiative gegen den Bau der Getreidesilos in Kretzschau zu gründen. (mz)