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Früher Führerschein gefragt Früher Führerschein gefragt: Fahrerlaubnis mit 15 und 17 wird immer beliebter

Von Sebastian Münster 05.07.2017, 05:00
Nach dem Mopedführerschein mit 15 macht Otto Kirsch (17) aus Droyßig nun den Autoführerschein in der Zeitzer Fahrschule von Erhard Schmalz (r.)
Nach dem Mopedführerschein mit 15 macht Otto Kirsch (17) aus Droyßig nun den Autoführerschein in der Zeitzer Fahrschule von Erhard Schmalz (r.) R. Weimer

Zeitz - Mopedfahren mit 15 und Autofahren mit 17 wird im Burgenlandkreis immer beliebter. Das zeigen Erhebungen des Burgenlandkreises auf MZ-Nachfrage. Demnach haben seit dem Start des Modellversuchs in Sachsen-Anhalt im Jahr 2013 insgesamt 610 Jugendliche den Führerschein mit 15 für Zweiräder bis 50 Kubikzentimeter Hubraum abgelegt.

Im vergangenen Jahr waren es 217 – fast doppelt so viele wie noch zwei Jahre zuvor. In ganz Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr 1.750 Anwärter diese Prüfung bestanden.

Steigender Nachfrage erfreut sich zehn Jahre nach seiner Einführung auch der Autoführerschein für 17-Jährige. Die Fahrerlaubnis, die vor dem 18. Lebensjahr das begleitete Autofahren erlaubt, haben allein im vergangenen Jahr 685 Jugendliche im Burgenlandkreis erhalten. 2013 waren es noch 530.

DDR-Mopeds von Simson dürfen mit „Rollerschein“ gefahren werden

Gerade in den weiter außen liegenden, dörflichen Ortschaften um Zeitz verspricht das Moped mit 15 die frühe Mobilität und damit auch die ersehnte Freiheit für die Jugendlichen, berichtet Erhard Schmalz aus seinen Erfahrungen. „Dort hat das Moped mit 15 eingeschlagen“, so der 57-jährige Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Zeitz.

Und noch ein weiterer Grund macht das Moped mit 15 beliebt: Der „Rollerschein“ erlaubt eigentlich nur Maschinen bis 50 Kubikzentimeter mit einer Höchstgeschwindigkeit bis zu 45 Stundenkilometer. „Die DDR-Mopeds von Simson dürfen aber trotzdem gefahren werden, trotz eingetragener Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern“, so Schmalz. Damit ist die Simson für die zumeist männlichen 15-jährigen Führerscheinanwärter also das Schnellste, was die Polizei erlaubt, erklärt Schmalz.

Und trotzdem beobachtet der Zeitzer Fahrlehrer Joachim Lenhard einen aus seiner Sicht oft zu laxen Umgang mit den Gefahren, denen Mopedfahrer im Verkehr ausgesetzt sind. „Wir müssen die Jugendlichen intensiver darauf hinweisen, dass eine gute Schutzkleidung Leben retten kann. Und später sehen wir sie dann häufig trotzdem unterwegs in kurzen Hosen“, so der 46-jährige Inhaber von Joe’s Fahrschule.

Zahl der Unfälle mit Mopedfahrern ist in den vergangenen Jahren gestiegen

Erhebungen des Magdeburger Verkehrsministeriums zeigen: Die Anzahl der Unfälle, in denen 15-jährige Mopedfahrer verwickelt waren, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Jahr 2014 waren demzufolge 53 Jugendliche von Unfällen betroffen, 2015 waren es bereits 70. Die 15-Jährigen verursachten dabei 49 dieser Unfälle selbst. Im kommenden Jahr läuft der fünfjährige Modellversuch des Führerscheins mit 15 in Sachsen-Anhalt aus. Ob er fortgeführt wird, war zuletzt noch unklar. Doch das Magdeburger Verkehrsministerium wertet es bisher als Erfolg.

Die frühe Freiheit ist den Anwärtern auf den Autoführerschein weniger wichtig, wie die Fahrschulen auf MZ-Nachfrage berichten. Demnach sind es vor allem Schüler der Gymnasien, die so den anstehenden Abiturprüfungen aus dem Weg gehen wollen. Tatsächlich zeigen Erhebungen, dass das Autofahren mit 17, das im ersten Jahr nur begleitet erlaubt ist, das Unfallrisiko der Fahranfänger beim späteren Alleinfahren mindert. Das honorieren auch die Autoversicherer mit Nachlässen.

„Sinn macht das aber nur, wenn im ersten Jahr auch wirklich gefahren wird“, so Fahrlehrer Joachim Lenhard. Viele Jugendliche reize der Gedanke, mit den Eltern als Beifahrer unterwegs zu sein, nicht unbedingt. Ähnliches schildert Erhard Schmalz. „Die meisten wollen nicht unbedingt mit Mama einkaufen fahren“, scherzt der 57-Jährige. (mz)