Franz Kafka Stück in Zeitz Franz Kafka Stück in Zeitz: Neues Theater führt "Der Prozess" auf

Zeitz - „So viele Zuschauer heute“, freut sich Ingrid Weise. Die Mannsdorferin nimmt regelmäßig am Kulturleben in der Region teil und ist Stammgast im Neuen Theater Zeitz - Kürbiskern. „Die Stücke sind immer gut inszeniert, aber so ein großer Zuspruch ist leider eher selten“, so Weise. Der Theaterraum im Steinsgraben war an diesem Sonntag kurz vor sechs Uhr am Abend prall gefüllt, sogar zusätzliche Stühle mussten herbeigeschafft werden.
„Der Prozess“ von Franz Kafka zog die Kulturfreunde fast magisch an und sie wurden nicht enttäuscht. Die Geschichte der mysteriösen Verhaftung des Bankprokuristen Josef K. am Morgen seines 30. Geburtstags, sein einjähriger, mit Qualen verbundener Prozess und das unheilvolle Ende des Ganzen erleben die Zuschauer hautnah mit. Die Schauspieler agieren nicht nur auf der Bühne, sondern auch mitten im Publikum. Das Bühnenbild stellt die innere Gefangennahme, das Ausgeliefertsein, die Machtlosigkeit des Josef K., auf geschickte Weise sehr eindrucksvoll dar. Gleichzeitig dient es als Projektionsfläche, denn auch mit Videoelementen wird in dieser modernen Inszenierung gearbeitet.
„Ich bin zum ersten Mal Gast im Neuen Theater, es hat mir sehr gut gefallen, besonders die verblüffende Bühnendeko“, sagt Wieland Voigt aus Luckenau nach dem Ende der Vorstellung. Die Darsteller ernten vom Publikum minutenlangen Applaus, mehrmals müssen sie auf die Bühne zurückkehren, um sich von den Zuschauern feiern zu lassen. Auch Ingrid Weise ist wieder begeistert: „Man merkt, dass die Schauspieler in ihren Rollen richtig aufgegangen sind, auch die ungewöhnlichen Kostüme fand ich toll“. Etwas traurig zeigt sie sich darüber, dass sie keine offiziellen Vertreter der Stadt Zeitz unter den Zuschauern ausmachen konnte: „Außer einem Mitglied des Stadtrats habe ich niemanden gesehen.“
Ursula Schuch aus Alttröglitz fand ebenfalls großen Gefallen an der Inszenierung: „Meine Tochter hat mir vorher nichts verraten, die Darsteller und sie haben das wirklich sehr gut gemacht, auch die szenische Bearbeitung des Stoffes ist gut gelungen.“ Schuch ist die Mutter der Regisseurin des Stücks, Annekatrin Schuch-Greiff. Schon während ihres Jurastudiums hat sich Schuch-Greiff mit dem Werk von Kafka beschäftigt. Auch Shoshana Sauerbier-Tietz, die die Bühnenfassung des Romans für die Zeitzer Aufführung erarbeitete, hat sich schon früher mit dem Stück intensiv auseinandergesetzt. Die studierte Literaturwissenschaftlerin schrieb ihre Magisterarbeit über das unvollendet gebliebene Werk. Die Idee zur Aufführung hatte Henriette Rossner-Sauerbier, Leiterin des Theaters und Mutter von Shoshana Sauerbier-Tietz. (mz)