Fotoaktion "Willkommen Flüchtlinge" Fotoaktion "Willkommen Flüchtlinge": Mehr als 100 Leute zeigen in Tröglitz Gesicht

Tröglitz - „Ich bin stark beeindruckt, wir wussten bis zum Schluss nicht, wie viele kommen“, sagt Thomas Vogel und blickt in eine übervolle Turnhalle. Ihm gegenüber stehen junge und alte Menschen, Kinder und Erwachsene und applaudieren. Mehr als 100 sind es, sagen die Initiatoren zufrieden. Sie alle zeigen Gesicht und sagen: „Herzlich willkommen, Flüchtlinge“.
Initiative „Miteinander-Füreinander in Tröglitz“
Vogel gehört zur Initiative „Miteinander-Füreinander in Tröglitz“, die sich für ein friedliches Miteinander aller Menschen und ein herzliches Willkommen von Flüchtlingen im Ort ausspricht. Gestern Abend hatte sie zur Fotoaktion aufgerufen und mehr als 100 Leute folgen dieser Einladung. Es sind Tröglitzer, aber auch Zeitzer und Bürger aus anderen Orten rings um Zeitz und Hohenmölsen, die Gesicht zeigen wollen. „Ich bin beeindruckt“, sagt beispielsweise Heiko Ramm. Der Hohenmölsener engagiert sich in der Stadt der drei Türme in einer Initiative für Asylbewerber, die dort seit einigen Wochen leben. Und unterstützt von Beginn an auch die Aktionen in Tröglitz, er nimmt an den Friedensgebeten teil, die jeden Sonntag um 18 Uhr in der Kirche Burtschütz stattfinden und ist auch in der hiesigen Initiative aktiv, sagt der CDU-Politiker. „Es würde mich freuen, wenn es in Tröglitz auch so langsam wird und so friedlich zugeht, wie in Hohenmölsen. Aber ich sehe gute Ansätze hier“, sagt er hoffnungsvoll und wird auch am kommenden Sonntag in der Burtschützer Kirche für ein friedliches Willkommen von Flüchtlingen beten.
Peter Weiß aus Nonnewitz steht nach der Fotoaktion spontan neben Thomas Vogel und sagt, dass er ab Juli eine Einliegerwohnung für Flüchtlinge zur Verfügung stellen will. Sein Angebot erntet viel Applaus. Er sagt aber auch, dass in der Asylpolitik etwas passieren muss und dass er es nicht nachvollziehen kann, wenn es Menschen gibt, die keine Solidarität mit jenen haben, die an Hunger leiden, die verfolgt werden, die flüchten müssen, um zu überleben.
Drohungen und Einschüchterungsversuche
Thomas Vogel macht gleich zu Anfang deutlich, dass die Initiative jederzeit gesprächsbreit ist, auch mit den Bürgern reden möchte, die besorgt sind, vielleicht auch Ängste haben, weil im Ort Asylbewerber untergebracht werden sollen. Er könne es aber nicht nachvollziehen, wenn jene, die sich in der Gruppe engagieren, in zunehmendem Maße Drohungen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt sind. Bisher waren das diejenigen, die regelmäßig in die Öffentlichkeit gegangen sind und sich für eine Willkommenskultur aussprachen. Deshalb, so heißt es in einer Erklärung der Initiative, sei es jetzt wichtig, sich mit dem Foto öffentlich zu bekennen und zu zeigen, dass es nicht nur eine Handvoll Menschen ist, die sich für eine menschenfreundliche Aufnahme von Flüchtlingen im Ort einsetzt.
Den Leitgedanken teilen
Toleranz, Menschenfreundlichkeit, ein friedliches Miteinander - Worte, die am gestrigen Abend immer wieder durch die Turnhalle der Tröglitzer Grundschule hallen. „Wir bitten sie, unsere Leitgedanken zu teilen“, sagt Vogel in die Runde und bittet zugleich höflich, dass all jene, die dies nicht vertreten können oder wollen, den Raum verlassen. Dem kommen dann auch einige nach, denn die Aktion ruft nicht nur Befürworter auf den Plan. Einige Gegner der geplanten Asylunterkunft versammlen sich gestern Abend ebenso auf dem Friedensplatz und kommen dann auch in die Turnhalle, in der das Willkommens-Foto aufgenommen wird. Doch es bleibt friedlich, sie verlassen den Raum nach der Bitte von Vogel. (mz)