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Feuerwehrgeschichte Feuerwehrgeschichte: Zwei alte Spritzen machen stolz

Von Maria Barsi 09.07.2003, 18:25

Lützkewitz/MZ. - Wenn Eckehardt Schadewald seine beiden Pferde vor die Handdruckspritze aus dem Jahre 1908 spannt und mit Ortsteilwehrleiter Rainer Zenker eine Runde durch Dorf und Wiesen zuckelt, dann mag das versöhnen mit mancher Stunde, die ehrenamtlich in der Freiwilligen Feuerwehr Profen für die Sicherheit der Bürger draufgeht. Draufgeht auch für die alte Technik, die in der Obhut der Lützkewitzer und Beersdorfer liegt.

Die von zwei Pferden zu ziehende Handdruckspritze aus dem Jahre 1908 kostete Profen einst stolze 1117,13Reichsmark. Damals war die Feuerwehr keineswegs freiwillig und die Pferde besitzenden Bauern wurden zum Vorspanndienst für die Spritze verpflichtet.

1934 wurde die Freiwillige Feuerwehr Profen gegründet und als im August 1949 das 15. Jahr ihres Bestehens gefeiert wurde, war auch die auf Hochglanz gewienerte alte Handdruckspritze dabei. Das ist durch Fotos belegt. "Unsere Spritze wurde immer sehr behütet und gepflegt. Deshalb ist sie ja heute noch voll funktionsfähig", sagt Zenker stolz. "Auslauf" bekommt sie zu diversen Jubiläen in den umliegenden Orten und selbstverständlich werde sie mit voller Besetzung fahren, wenn die Freiwillige Feuerwehr Profen im nächsten Jahr ihr 70. Jahr feiert. Volle Besetzung, das sind vier Feuerwehrleute, von denen einer das Gespann führt.

Leider habe man ja die alten Uniformen mit den Pickelhauben nicht mehr, wie er sie als Jugendlicher selbst noch gesehen hat, seufzt Zenker. Irgend wann zu DDR-Zeiten habe man sie jemandem für irgend einen Anlass ausgeliehen. Keiner hat’s aufgeschrieben, keiner hat’s quittiert und nun sind sie schon seit Jahren weg.

Dabei haben die Profener ja noch ein viel älteres Stück - eine Kastenspritze, die um 1885 herum gefertigt wurde. Auch diese Ein-Mann-Hebelspritze ist voll funktionsfähig. Der Wasserkasten wurde per Eimer gefüllt, und dann betrug die Reichweite des Strahls immerhin fünf bis sechs Meter.

So stolz die Profener Feuerwehrleute auch auf ihre alten Lieblinge sind - sie machen ihnen jede Menge Arbeit. Das Holz ist einzuölen, Messing ist zu putzen, die vielen Lederteile brauchen ihr Fett. Zum Vorführen werfen sich die Männer dann in die heute üblichen Uniformen. Mit dem Gedanken habe man ja schon gespielt, anhand der alten Fotos die einstigen Uniformen nachschneidern und auch die Pickelhauben noch einmal anfertigen zu lassen. "Aber das können wir gar nicht bezahlen", seufzt Zenker erneut, "geschweige denn die Gemeinde. Wir wären ja schon froh, wenn wir endlich ein Feuerlöschfahrzeug kriegen, das dem heute üblichen Standard entspricht."