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Feuerwehr in Zeitz Feuerwehr in Zeitz: Ein Feuerwehrmann rechnet ab

Von Angelika Andräs 23.02.2015, 17:43
Kay-Uwe Himstedt kam als Berufsfeuerwehrmann nach Zeitz. Jetzt geht er. Die Situation lässt sich mit seiner Berufsauffassung nicht vereinbaren.
Kay-Uwe Himstedt kam als Berufsfeuerwehrmann nach Zeitz. Jetzt geht er. Die Situation lässt sich mit seiner Berufsauffassung nicht vereinbaren. A. Andräs Lizenz

Zeitz - „Die Ausstattung der Feuerwehr ist nicht so schlecht, aber was nützen mir alle Fahrzeuge, wenn die Leute fehlen, um rauszufahren.“ Das sagt Kay-Uwe Himstedt. Bis vor einigen Wochen war er hauptberuflicher Feuerwehrmann in Zeitz. Am Freitag hat er seinen letzten „freiberuflichen“ Dienst auf der Feuerwache im Steinsgraben absolviert. Rücksicht nehmen muss er nun nicht mehr. Und deshalb redet er.

„Wir haben alles an Fahrzeugen, es ist zwar alt, aber einsatzbereit“, bekräftigt er seine Erfahrungen, die er in Zeitz gemacht hat, „Helme und Kleidung sind immer wieder angeschafft worden, auch wenn es gedauert hat.“ Aber gerade seit Kristian Holitschke Sachgebietsleiter war, sei es mit der Beschaffung vorangegangen. Dass Holitschke geht, tut ihm sehr leid, aber er kann es verstehen. „Das große Problem ist, wir haben keinen Dienstherrn, der hinter uns steht, niemand stärkt den Hauptberuflichen den Rücken.“ Und das sei mitunter wichtiger als der neueste Helm oder Klamotten zum Wechseln in vierfacher Ausführung. „Mit Beschaffung allein löst man keine Probleme“, sagt er.

Es fängt beim Kreis an

Wobei alles aus seiner Sicht schon beim Burgenlandkreis beginnt. „Im zuständigen Sachgebiet fehlt Mitarbeitern die Feuerwehrausbildung“, so Himstedt, „sie haben keine fundierte, berufliche Ausbildung, kein gehobener feuerwehrtechnischer Dienst! Wie soll das funktionieren?“ Sicher sei, und so betrachtet er auch Überlegungen der Stadt, die Sachgebietsleiterstelle nach dem Weggang von Kristian Holitschke mit einem Nichtfeuerwehrmann zu besetzen. Ein „Kaufmann“ sei gut fürs Budget, vor allem, wenn man ihn nur umsetzt, aber das reiche nicht. Der Burgenlandkreis ist beispielsweise Kontrollbehörde. Daraus ergebe sich dann die Situation, dass die ausführende Stelle, die Feuerwehr in Zeitz zum Beispiel, über mehr berufliches Fachwissen verfügt, als die kontrollierende Behörde. B-3- oder B-4-Qualifikation (gehobener feuerwehrtechnischer Dienst) in Zeitz gegen vielleicht F-3 (Ausbildung freiwillige Feuerwehr) beim Kreis?

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Himstedt hat nicht nur in Niedersachsen und in der Schweiz als Feuerwehrmann gearbeitet, also viele verschiedene Erfahrungen gesammelt, viel gesehen. „Ich verstehe auch nicht, wie in der Leitstelle jemand sitzen kann, der keine entsprechende Ausbildung hat“, sagt er, „ich habe selbst als Leitstellendisponent gearbeitet, mit der Ausbildung als Leitstellendisponent.“ Die hauptberuflichen Kräfte haben nun einmal eine andere Ausbildung als freiwillige, schließlich ist es ja ihr Beruf. „Es gibt viele gute Freiwillige“, sagt er, „auf die man sich unbedingt verlassen kann.“

Aber wer von den Freiwilligen (als Ehrenamtliche sieht er sie nicht, da es Geld pro Einsatz gebe, was in Niedersachsen zum Beispiel nicht der Fall sei, wo die Feuerwehr tatsächlich ehrenamtlich wäre) könne zu jeder beliebigen Tageszeit ausrücken? Weg von der Arbeit? Das macht die Hauptberuflichen umso wichtiger. „Es sind zu wenige“, so Himstedt, „ich habe nun wirklich einige Erfahrungen, hier müssten zumindest 20 hauptberufliche Kräfte sein.“ Dann nämlich könnte man die Wache nachts mit drei Leuten besetzen. Einfache Rechnung: Bei kleinen Ölspuren, Tier einfangen, einfache Türöffnung reicht es, wenn zwei rausfahren, einer besetzt die Wache weiter. Das wiederum würde einen Alarm ersparen, der ja auch wieder Geld für jeden Freiwilligen kostet.

Kein Klima, in dem man gern arbeitet

Viele solche kleinen Dinge führten dazu, dass sich Himstedt am Ende seiner Probezeit dafür entschieden hat, nicht in Zeitz zu bleiben. „Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden, habe mich sehr wohlgefühlt, aber in dem Klima kann man nicht arbeiten, das entspricht nicht meinem Verständnis von Feuerwehr.“ Wenn zum Beispiel der Schlauchwagen abgeräumt werden muss - 2000 Meter Schlauch und eine kleine Gefahrgutausrüstung sind da aufgebaut - um Buden zum Weihnachtsmarkt zu transportieren oder Stühle zwischen Schlosspark und Innenstadt hin- und herzufahren, dann hat das mit Feuerwehr weniger zu tun als mit preiswertem Hausmeisterdienst und „Mädchen für alles“. Doch es ist ernster: Ist der Wagen abgebaut und werden vom Güterbahnhof Hütten geholt, dauert es gut und gern eine halbe Stunde länger, wenn das Fahrzeug im Alarmfall als Feuerwehrauto gebraucht wird, weil es beispielsweise bei einem Brand nicht mit der Wasserversorgung klappt und ein längerer Schlauch benötigt wird. Dann muss erst wieder umgebaut werden...

Zukunft für junge Leute

Himstedt hofft, dass für Holitschke ein Nachfolger aus den Reihen der Feuerwehr gefunden werden kann. „Aber dann müssten die jungen Leute auch eine Zukunft in dem sehen, was sie machen. Wer soll sich denn bewerben - auf einen Zeitarbeitsvertrag für zwei Jahre?“ Das sei keine Sicherheit für junge Familien, so Himstedt. Ganz abgesehen davon, dass es kaum arbeitslose Berufsfeuerwehrleute gibt. Wer also solle sich auf eine Stelle bewerben, wo Verbeamtung nicht einmal gedanklich eine Rolle spielt. (mz)