Fahrradgeschäft am Zeitzer Brühl Fahrradgeschäft am Zeitzer Brühl: Siegmar Seidelt ist Spezialist in Marke Eigenbau

Zeitz - Der große Holzbock vor dem Geschäft lädt zum Verweilen ein. Denn auf ihm sind drei bequeme Fahrradsättel mit Federung installiert. „Da setzen sich manchmal ältere Passanten drauf, wenn sie etwas verschnaufen wollen. Oder auch Kinder“, sagt Siegmar Seidelt, Inhaber des Fahrradgeschäftes am Zeitzer Brühl mit Blick auf den Schlosspark.
Eigentlich sei das doch ganz harmlos und würde niemanden stören, weil es auch nicht übermäßig genutzt würde. Doch die Stadt Zeitz verlangte von Seidelt jüngst eine Gebühr „für das Aufstellen von Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum. Das habe ich natürlich bezahlt, weil ich keinen Ärger wollte“, so Seidelt. Genutzt wird das ungewöhnliche Teil auch jeden Mittwoch, wenn er sich mit seinen Kumpels zum Radfahren trifft und hinterher zusammen auf dem Bock ein Bierchen trinkt.
Marke Eigenbau: Siegmar Seidelt baut in Zeitz Zweirad-Spezialanfertigungen
Eigentlich sollte es aber gar keine Sitzgelegenheit sein, sondern eher ein Schutz für Seidelt, wenn er zwischen seinem Verkaufsladen und der Werkstatt pendelt. „Denn direkt vorm Haus führt ein Fahrradweg vorbei und ich bin schon fast mal umgefahren worden“, meint der gelernte Mechaniker, der seit 1977 den Laden erst im Nebenerwerb führt und sich 1991 selbstständig gemacht hat.
Mittlerweile hat sich Seidelt auf Reparaturen und den Verkauf von Fahrrädern Marke Eigenbau spezialisiert. Seidelts Zweiräder sind eine an die Wünsche des Kunden ausgerichtete Spezialanfertigungen, er nimmt von jedem zu verbauenden Teil sozusagen das beste.
Was ihm ganz wichtig ist, sind dabei Farben. „Ich fahre selber herum wie ein bunter Papagei und rate das auch jedem Kunden. Denn durch grelle Farben wird man besser gesehen“, sagt Seidelt und gerade fährt ein junger Mann mit einem Fahrrad von ihm am Brühl vorbei. Doch das Zusammenschrauben von Fahrrädern ist nicht das einzige Talent von Siegmar Seidelt.
Radball ist seit 1965 Seidelts große Leidenschaft
Von seinem Vater hat er auch die Liebe zur Holzverarbeitung mitbekommen, hat in seinem Eigenheim in Rasberg eine eigene kleine Tischlerei, wo nicht nur die Holzbank vor dem Geschäft, sondern noch viele andere, teils wundersame Dinge aus dem Naturstoff entstehen. So arbeitet Seidelt gerade an einem drei Meter langen Holzdackel, der als neue Sitzbank dienen soll. Ein kleineres Modell für Kinder steht schon in seinem Laden. Und weiter verteilt finden sich große Kerzen, Wandbilder und Radball-Pokale - alles aus Holz.
Radball übrigens ist oder besser gesagt war ebenfalls eine große Leidenschaft von Seidelt, allerdings nicht nur bei der SG Chemie Zeitz. Dort hatte er mit dem Sport 1965 angefangen, nach der Wende aber wechselte er nach Zscherben bei Halle. Zu seinem Abschied bekam er von seinem Vater einen Radball-Holzpokal, auf dem seine großen Erfolge, vor allem bei diversen Landesmeisterschaften, eingeschnitzt worden sind. Ein weiteres großes Projekt hat er sich für die Wintermonate vorgenommen. Dann soll ein Tisch mit vier fest installierten Sitzen - und zwar Reitersätteln entstehen. Nur ein Fahrrad aus Holz, das fehlt noch. (mz)
