Rettungsdienst im Burgenlandkreis Experiment im Burgenlandkreis: Künftig öfter Sanitäter statt Rettungsdienst im Einsatz?
Was ab kommenden Jahr geplant und vorher noch zu klären ist.

Zeitz/MZ - Im Burgenlandkreis sollen voraussichtlich ab kommendem Jahr sogenannte Gemeindenotfallsanitäter ausgebildet werden. Sie sollen in erster Linie Rettungskräfte entlasten, etwa, wenn „keine Rettungswagen nötig“ sind sowie bei „Routinesachen wie Katheterwechsel“, erklärte Frank Schröder, Leiter des Amts für Katastrophenschutz und Rettungswesen im Kreis jüngst im Innenausschuss des Kreistags. Die Entscheidung, wann sie oder ein Rettungswagen ausrücken, sollen die Disponenten in der Leitstelle treffen.
Diskutiert wurde das Konzept bereits in einer Innenausschuss-Sitzung Ende 2020, verbunden mit der Hoffnung, dass dadurch überflüssige Einsätze reduziert und Hilfsfristen verbessert werden können. Dies scheiterte damals an den gesetzlichen Bestimmungen. Doch nachdem die Landesregierung eine sogenannte Experimentierklausel im Rettungsdienstgesetz verankert hat, ist der Weg frei.
15 Stellen als Gemeindenotfallsantitäter sollen geschaffen werden, der Name ist ein wenig irreführend. Denn nicht jede Gemeinde soll einen Notfallsanitäter erhalten. Sondern die drei Rettungsdienste, die Malteser für den Versorgungsbereich Weißenfels, das DRK für den Zeitzer Raum sowie die Johanniter für Naumburg und Laucha, sollen jeweils fünf speziell ausgebildeten Sanitäter (siehe Infokasten) erhalten. Die drei Rettungsdienste „wollen alle mitmachen“, kündigte Frank Schröder an. Außerdem sollen die Gemeindenotfallsanitäter aus bereits vorhandenem Personal rekrutiert werden. „Neueinstellungen sind nicht geplant“, so Schröder. Auch neue Fahrzeuge würden nicht benötigt. Dafür stelle der Kreis Notarzteinsatzfahrzeuge zur Verfügung, die laut Schröder sogar „besser ausgestattet als Rettungswagen“ seien. Als Standorte sollen die bestehenden Rettungswachen dienen. Die grundlegenden Voraussetzungen seien also bereits gegeben.
Am 6. Oktober findet noch ein Gespräch „mit allen Rettungsdiensten“ sowie am 12. Oktober mit den Krankenkassen statt. Mit Letzteren müsse noch geklärt werden, „wer die Ausbildungskosten übernimmt“, so Schröder. Anschließend solle ein Gutachten erstellt und schließlich der Antrag beim Land für die Gemeindenotfallsanitäter gestellt werden.
Die Zustimmung im Innenausschuss war groß, doch ist noch fraglich, ob überhaupt genügend Gemeindenotfallsanitäter für den Burgenlandkreis gefunden werden. „Uns fehlt es jetzt schon an Sanitätern“, sagt Danny Schilling (CDU/FDP-Fraktion) der MZ. Das Mitglied im Innenausschuss ist zugleich hauptamtlich bei der Weißenfelser Feuerwehr sowie nebenberuflich als Rettungssanitäter für die Malteser im Einsatz. Eine weitere Kritik von ihm: Eine Bereitschaftsschicht der Gemeindenotfallsanitäter soll 24 Stunden dauern. „Ich sehe das Problem, dass nach einer solch langen Zeit die Konzentration nachlässt.“
Neben den Gemeindenotfallsanitätern möchte der Burgenlandkreis die „Experimentierklausel“ außerdem für die Erprobung der „Telemedizin“ und der „Telenotärzte“ nutzen. Auch sie sollen zum Einsatz kommen, „für Fälle, wo ein Arzt vor Ort nicht gebraucht wird“, und dann über das Telefon zugeschaltet werden, wie Frank Schröder ausführte. Die Notfallsanitäter am Einsatzort sollen dafür mit Körperkameras ausgestattet werden, damit die Ärzte die Patienten aus der Ferne sehen können. Hierzu habe es bereits Gespräche mit einem Anbieter gegeben, der eine Handy-App für diese Anwendung geschaffen hat. Nun wolle man sich „die technischen Voraussetzungen anschauen“, so der Amtsleiter.