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Einblick in Rettungsleitstelle  Einblick in Rettungsleitstelle : Hier werden Entscheidungen sekundenschnell getroffen

Von Albrecht Günther 04.02.2018, 08:00
Patrick Detelmann ist einer der 15 Disponenten, die in der Kreisleitstelle in Schichten rund um die Uhr tätig sind. Sie arbeiten jeweils von 6 bis 6 Uhr, nehmen die Anrufe entgegen und entscheiden über die Alarmierung.
Patrick Detelmann ist einer der 15 Disponenten, die in der Kreisleitstelle in Schichten rund um die Uhr tätig sind. Sie arbeiten jeweils von 6 bis 6 Uhr, nehmen die Anrufe entgegen und entscheiden über die Alarmierung. Torsten Biel

Naumburg/Zeitz - Eine Minute Zeit hat Manfred Loße, um zu entscheiden. Was ist geschehen? Wer muss alarmiert werden? Welcher Umfang ist notwendig? Kommen dann noch Extremsituationen wie jüngst beim Orkan „Friederike“ hinzu, sind starke Nerven gefragt.

Loße ist in der Leitstelle für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz des Burgenlandkreises als Disponent tätig.

Vor zehn Jahren, am 1. Februar 2008, nahm sie im Haus 3 der Kreisverwaltung in der Schönburger Straße in Naumburg ihre Arbeit auf.

Rettungsleitstelle Burgenlandkreis: Vor zehn Jahren wurde der Schalter umgelegt

„Um 8 Uhr wurde quasi der Schalter umgelegt, alle Anrufe trafen damit nur noch hier ein“, erinnert sich Andreas Keßler an die ersten Stunden. Der im Amt für Brand- und Katastrophenschutz sowie Rettungswesen der Kreisverwaltung tätige Sachgebietsleiter ist seit Februar 2005 als Nachfolger des Zeitzers Bernd Lenk Chef der Leitstelle.

Da allerdings war diese nur für den im Jahr 1994 entstandenen kleinen Burgenlandkreis und damit die Region Naumburg, Nebra und Zeitz zuständig.

Mit der zweiten Gebietsreform, die am 1. Juli 2007 wirksam wurde und in der sich der Kreis Weißenfels-Hohenmölsen und der kleine Burgenlandkreis zusammenschlossen, stand jedoch die Frage, wie das Rettungswesen organisiert werden sollte.

„Ein Kreis, eine Leitstelle - dieser bereits vorher praktizierte und bewährte Grundsatz sollte weiter gelten“, blickt Lutz Blech zurück. Darin sei man sich in der Kreisverwaltung mit Landrat Harri Reiche einig gewesen.

Blech, damals Amtsleiter, oblag es, die neue Leitstelle aufzubauen. Konzipiert wurde sie als Integrierte Leitstelle, in der - anders als vorher in Weißenfels - Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz vereint werden sollten.

Rettungsleitstelle Burgenlandkreis: Vom Neubau aus Kostengründen Abstand genommen

„Vorgeschlagen wurde der Bau eines neuen Gebäudes, doch dann einigte man sich - wohl auch aus Kostengründen - auf den Kompromiss, das Haus 3 der Kreisverwaltung weiter herzurichten.“ Keine einfache Angelegenheit, wie sich herausstellte.

Denn während dort noch im Obergeschoss die Notrufe aus dem kleinen Burgenlandkreis entgegengenommen wurden, dröhnten im Keller die Presslufthämmer.

Auch das Dach hatte seine Macken, Planen mussten ausgelegt werden. Hinzu kam das Aufschalten der neuen Leitungen, aber das war wohl eher das kleinere Problem, wie Andreas Keßler schildert.

Rettungsleitstelle Burgenlandkreis: Kein Anruf blieb auf der Strecke

Dennoch blieb keiner der Anrufe, die nach dem 1. Februar 2008 ankamen, auf der Strecke.

„Die Zeit ist seitdem nicht stehengeblieben, mit der Einführung der digitalen Alarmierung - unter anderem über die insgesamt 280 Sirenen im Kreis - und danach mit dem digitalen Sprechfunk kamen neue Herausforderungen“, so Lutz Blech, der am 1. April 2017 in den Ruhestand ging.

Der Vorteil der Digitalisierung: Sanitäter und Feuerwehrleute erhalten bereits auf der Fahrt zum Unfall- oder Brandort detaillierte Informationen.

15 Disponenten sind in der Leitstelle jeweils im Schichtdienst tätig. Sie müssen vom Anrufer nicht nur alle notwendigen Informationen schnell herausfiltern, sondern ebenso rasch an die Retter weitergeben.

Dabei helfen ihnen verschiedene Computersysteme. So zeigt einer der Bildschirme an, wo sich gerade welches Rettungs- oder Feuerwehrfahrzeug befindet.

Rettungsleitstelle Burgenlandkreis: In zwölf Minuten müssen die Retter vor Ort sein

Zwölf Minuten verbleiben nach dem Notruf, dann muss der erste Retter vor Ort sein. „Eine Minute Zeit für die Leitstelle, eine zum Starten des Rettungswagens, zehn für die Fahrt zum Unfallort - so lässt sich die per Rettungsdienstsatzung vorgeschriebene Frist aufgliedern“, erläutert Frank Schröder, der in der

Nachfolge von Lutz Blech als Amtsleiter neben der Rettungsleitstelle auch für den Brand- und Katastrophenschutz sowie das Rettungswesen verantwortlich ist.

Ebenso wie Lutz Blech hält er nicht viel vom vor einigen Jahren vor allem von der Stadt Halle forcierten Vorhaben, für den Süden Sachsen-Anhalts eine gemeinsame Leitstelle einzurichten.

„Ein jetzt in Auftrag gegebenes Gutachten hat zwar einige Vorteile einer gemeinsamen Leitstelle aufgezeigt, aber insgesamt keine positive Empfehlung gegeben“, so der Amtsleiter. So sei vor allem die territoriale Anbindung eine nicht zu unterschätzende Komponente.

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83.000 Anrufe jährlich

Pro Jahr erreichen die Integrierte Leitstelle für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz des Burgenlandkreises in Naumburg rund 83000 Anrufe, also über 220 pro Tag. Rund 25000 von ihnen führen zu Alarmierungen der Notfall-Rettung, 4500 lösen den qualifizierten Krankentransport aus und 2100 bedingen Alarmierungen bei Bränden. Sonstige Einsätze stehen mit 6500 zu Buche.

Der Sturm „Friederike“sorgte innerhalb von knapp vier Stunden für 754 Anrufe. Ausgelöst wurden 334 Feuerwehreinsätze. Die 15 in der Leitstelle tätigen Disponenten arbeiten in Schichten jeweils von 6 bis 6 Uhr. Pro Schicht sind vier Mitarbeiter im Einsatz. Sie wechseln sich an den drei Rechner-Arbeitsplätzen ab, so dass ein Disponent in Reserve verfügbar ist. Zu den langjährigen Mitarbeitern gehören Volkmar Grundei, der aus Hohenmölsen kam, mit 26 Dienstjahren, sowie Carsten Matylewicz, der aus Weißenfels kam und seit 1983 tätig ist.

Notruf Rettungsdienst und Feuerwehr: 112, Leitstelle Burgenlandkreis: 03445/75290 (übergemeindliche Gefahrenabwehr und Ähnliches)

(mz)