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Verschwundenes Monument Ehemaliger Zeitzer erinnert sich an Denkmal in der Geschwister-Scholl-Straße

Worum es sich gehandelt hat.

Von Angelika Andräs 23.10.2021, 12:00
Das ist die Bronzeplatte  mit den Reliefs von Ernst Albert Naether und seinen beiden Söhnen Albin und Richard.
Das ist die Bronzeplatte mit den Reliefs von Ernst Albert Naether und seinen beiden Söhnen Albin und Richard. Foto: Petrik Wittwika

Zeitz/MZ - Zeitz hat so einige verschwundene Denkmäler und Brunnen. Und andere, deren Bedeutung und Entstehungsgeschichte in Vergessenheit geraten ist. „Stand nicht eigentlich auch in der Geschwister-Scholl-Straße, dort, wo der Weg entlang des Mühlgrabens abzweigt einmal ein Denkmal?“, fragte Richard Schmid. Er sei nach 1945 als Kind mit den Eltern weggezogen, erinnere sich aber an ein großes Denkmal. Es stand da, und es war das Denkmal der Arbeit.

Denkmal in der Geschwister-Scholl-Straße

Vor einigen Jahren hatte die MZ schon einmal ausführlich in einer Reihe des Regionalhistorikers und MZ-Autors Petrik Wittwika über einige verschwundene Denkmäler der Stadt berichtet. Zumeist dem Krieg zum Opfer gefallen. Denn nicht der Wert des Denkmals zählte, sondern das Bronzegewicht.

Beim Denkmal der Arbeit samt Bronzerelief Ernst Albert Naethers, des Begründers der Kinderwagenindustrie in Zeitz, ergab das ein Gewicht von insgesamt 1.098,20 Kilogramm, wie Wittwika recherchierte. „Der Krieg forderte auch hier seinen Preis.“ Im nächsten Jahr sind es 80 Jahre, dass das Denkmal von Schlossermeister Arthur Kupfer fachmännisch abgebaut und zerlegt wurde.

Bronzeplatte mit den Reliefs von Ernst Albert Naether zum 50-jährigen Jubiläum der Firma

Wie aber kam es diesem besonderen Denkmal? Zur Erinnerung an seinen 1894 verstorbenen Vater Ernst Albert Naether (1825-1894) stiftete Kommerzienrat Albin Naether (1851-1929) im Kriegsjahr 1915 dieses Denkmal. „Obwohl die Pläne für die Errichtung der Denkmalsanlage schon ein Jahr zuvor fertig zur Ausführung vorlagen, wurde die Aufstellung erst im Mai 1915 realisiert“, so Petrik Wittwika, „der bekannte Leipziger Bildhauer und Medailleur Professor Adolf Lehnert (1862-1948) brachte nach einem Besuch in der Albin-Naether’schen Villa kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Vorstellungen seines Auftraggebers in seinem Leipziger Atelier in Form.“

Er hatte bereits zum 50-jährigen Jubiläum der Firma 1896 eine von den Arbeitern der Fabrik gewidmete Bronzeplatte mit den Reliefs von Ernst Albert Naether und seinen Söhnen Albin und Richard gestaltet. Sie ist erhalten geblieben und gehört heute zum Bestand des Deutschen Kinderwagenmuseums in Schloss Moritzburg Zeitz.

Das Denkmal der Arbeit stand bis 1942 in Zeitz. Hier zu sehen auf einer heliokolorierten Postkarte von Ottmar Zieher, München.
Das Denkmal der Arbeit stand bis 1942 in Zeitz. Hier zu sehen auf einer heliokolorierten Postkarte von Ottmar Zieher, München.
Repro: Angelika Andräs

Renommierte Zeitzer Steinmetzwerkstatt Richard Steinmetz war mit Bau des Denkmals beauftragt

Für das Denkmal wurden drei lebensgroße Figuren als Abbilder von drei verdienstvollen Meistern der E.A. Naether AG in Bronze gegossen: Modell für die Gipsnegative standen der Korbmachermeister Moritz Kühn, der Schmiedemeister Otto Wolf sowie der Stellmacher- und Werkmeister Oskar Hornickel, der 1935 sein 40-jähriges Arbeitsjubiläum bei Naethers beging.

Die renommierte Zeitzer Steinmetzwerkstatt Richard Steinmetz war mit dem Bau der aus Granit bestehenden Denkmalsanlage und dem Postament für die drei Figuren aus der Werkstatt Adolf Lehnerts beauftragt worden. Die Mauer aus Granit bildete Abschluss und Hintergrund des Denkmals. Am 23. Mai 1915, wurde das Denkmal wegen des Krieges in aller Stille enthüllt.