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Droyßiger Wald Droyßiger Wald: Terrier beißt Kinder

Von Torsten Gerbank 20.08.2014, 17:58
Ralf Handschug am Ort des Geschehens. Offenbar ist der Jagdterrierwelpe durch den Zaun ins Freie geschlüpft. Handschug konnte das Tier letztlich überwältigen und in seinen Zwinger stecken.
Ralf Handschug am Ort des Geschehens. Offenbar ist der Jagdterrierwelpe durch den Zaun ins Freie geschlüpft. Handschug konnte das Tier letztlich überwältigen und in seinen Zwinger stecken. Torsten Gerbank Lizenz

Droyssig - Es war ein fröhlicher Spaziergang zu Spielflächen im Droyßiger Wald. Er endete in einem Drama: In Droyßig sind zwei Kindergartengruppen von einem Jagdterrierwelpen angegriffen worden. Drei dreijährige Kinder und eine Erzieherin wurden gebissen und verletzt. Ein Kind trug so schwere Wunden davon, dass es ins Krankenhaus kam und operiert werden musste.

Der Vorfall hat sich bereits am Montagvormittag nur wenige Meter neben der Droyßiger Kindertagesstätte „Bärenkinder“ ereignet. Bekannt geworden ist der Vorfall erst jetzt durch Anrufe von Lesern in der MZ-Lokalredaktion.

Erzieherin: „Ich weiß gar nicht, woher ich den Mut dazu genommen habe“

Die etwa 25 Kinder waren mit ihren Erzieherinnen auf dem Rückweg von einem Waldspaziergang, vergnügt, lachend, mit Vorfreude aufs Mittagessen. Als sie am Nachbargrundstück vorbeikamen, begann das Drama. Der 15 Wochen alte Hund ging auf die Gruppe los, sprang Kinder und Erwachsene an, biss in Bein und Po. Erzieherin Sabine Kabisch wehrte den Hund ab so gut sie konnte, sie schubste ihn, trat nach ihm, schnappte ihn und warf ihn in ihrer Angst und Aufregung über den Grundstückszaun. Drei Mal. „Ich weiß gar nicht, woher ich den Mut dazu genommen habe“, sagte sie am Mittwoch im Gespräch mit der MZ. Noch immer stecke ihr der Schreck in den Gliedern.

Der Deutsche Jagdterrier wurde aus dem Foxterrier und anderen urtümlichen Terriern entwickelt. Angestrebt war ein robuster, wasserliebender, spurlauter Hund.

Neun bis zehn Kilogramm schwer wird ein Jagdterrierrüde und bis zu 40 Zentimeter groß, Hündinnen werden siebeneinhalb bis achteinhalb Kilo schwer. Das Haar des Jagdhundes ist dicht, glatt oder rau in schwarz, dunkelbraun oder schwarzgrau meliert mit rotgelben und scharf abgegrenzten Abzeichen. Die Ohren sind hoch angesetzt und zeigen ein leicht anliegendes Kippohr. Der relativ große Jagdterrier hat einen langen, kräftigen Fang mit starkem Gebiss.

Seine angeborene Schärfe und Härte sowie der ausgeprägte Freiheits- und Bewegungsdrang und eine gute Portion Hartnäckigkeit machen eine konsequente Führung des Hundes notwendig. Der robuste und arbeitsfreudige Hund gehört in die Hände von Menschen, die ihm ausreichende Bewegung verschaffen und seinen Arbeitseifer befriedigen können.

Doch alles Mühen von Sabine Kabisch half wenig. Der Hund kam immer wieder zurück, offenbar gelang es dem kleinen Tier, durch die gekreuzten Latten des Jägerzaunes zu schlüpfen. Letztlich wurde Ralf Handschug gerufen. Handschug ist Hausmeister der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst und war gerade mit Pflasterarbeiten vor der Kindertagesstätte beschäftigt. Er habe selbst Hunde, kenne sich aus, sagt er. „Als ich vor Ort war, habe ich noch gesehen, wie sich der Hund über ein Kind hergemacht hat“, sagt Handschug. Ob der Hund eigentlich nur spielen wollte, das könne man schlecht sagen. Auf jeden Fall gelang es Handschug, den Hund am Genick zu schnappen und zu Boden zu drücken. Er habe gehofft, dass sich das Tier beruhigt. Dann habe er es zurück aufs Grundstück seines Besitzers gelassen.

Informationen zu den Ermittlungen der Polizei, lesen Sie auf Seite 2.

Doch der Hund kam wieder, lief in Richtung Kindertagesstätte. Dort hat ihn Handschug erneut am Schlafittchen gepackt, festgehalten und letztlich in seinen Zwinger gebracht und eingesperrt. Krankenwagen wurden gerufen, die Verbandsgemeinde informiert. Warum der Hund ins Freie kam, ist unklar. Er soll zunächst aus seinem Zwinger ausgebüxt sein. Der Besitzer äußerte sich auf MZ-Nachfrage nicht, sagte aber, der Hund befinde sich in Ausbildung. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, Verbandsgemeindebürgermeisterin Manuela Hartung (SPD) hat noch am Montag Anzeige erstattet. Polizeisprecher Jörg Bethmann bestätigte am Mittwoch, dass gegen den 41 Jahre alten Hundehalter wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt wird. Zudem ist laut Hartung ein „ordnungsamtliches Verfahren“ eingeleitet.

Hund als gefährlich eingestuft

Das heißt, der Hund wird als gefährlich eingestuft. Ein Anhörungsschreiben werde an den Halter gesandt, dann werde er nachweisen müssen, dass er in der Lage ist, einen gefährlichen Hund zu halten. Könne er das nicht, müsse weiter gesehen werden. Zivilrechtliche Schritte gegen den Halter müssen die Betroffenen beziehungsweise deren Eltern selbst einleiten. Der Halter ist bereits darüber belehrt, dass er den Hund außerhalb seines Grundstückes nur noch mit Leine und Beißkorb führen darf. Dass der Vorfall erst jetzt öffentlich wurde, dafür gibt es offenbar mehrere Begründungen. Manuela Hartung sagte, dass sie bei solchen Sachen eher zurückhaltend agiere. Und bei der Polizei, so Bethmann, geschehe es immer wieder, dass bestimmte Sachverhalte erst nachträglich niedergeschrieben werden, weil es die zuständigen Beamten aufgrund des Arbeitsaufkommens nicht eher schaffen. Dazu kommt, dass die Polizei auch diesen Fall - rein verwaltungstechnisch - als Körperverletzung einstuft. Und so gesehen sei auch er nichts besonderes. (mz)

Ein Deutscher Jagdterrier
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